Glenn Hughes entfesselt den Himmel: Black Country Communion verzaubern im Tanzbrunnen Köln mit Hard-Rock-Ritual

Black Country Communion in Köln FOTO: Peter "Beppo" Szymanski

Magischer Abend im Tanzbrunnen: Bei perfektem Wetter zeigen Glenn Hughes und seine Supergroup Black Country Communion, dass Rock im Hier und Jetzt lebt. Mit überragender Stimmgewalt, virtuosem Spiel und großer Brüderlichkeit wird das Konzert zu einem spirituellen Erlebnis – ohne jede Nostalgie.

Von Dylan C. Akalin

Wir haben schon viele Rockheroen altern sehen. Und so mancher von ihnen muss seine Stimmbänder schonen, trifft die Töne nicht mehr so ganz, hat die Geschmeidigkeit und die frühen Tonumfänge verloren. Zu jenen gehört Glenn Hughes nicht. Der 73-Jährige verblüfft die rund 2500 Fans, die am Donnerstag zur Supergroup Black Country Communion zum Tanzbrunnen Köln gekommen sind, mit einer ungeheuren Stimmleistung. Doch dazu später.

Dieser vollkommene Abend im Kölner Tanzbrunnen gehört den Elementen – und den freien Seelen des Hard Rock. Die Wetterlage: makellos. Blauer Himmel, ein lauer Wind, der durchs Gelände streicht, die Abendsonne wie gemalt. Es ist das perfekte Bühnenbild für ein Open Air, das sich am Ende mehr wie ein Ritual anfühlt.

Black Country Communion in Köln FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Um 20.10  Uhr ist die Bühne noch leer, als aus den Boxen Wagners „Walkürenritt“ dröhnt. Es hat was von der Star Wars-Saga. Dennoch keine Spur von Ironie, kein Pathosfilter – das ist eine Kampfansage. Direkt danach: „Revolution of the Machine“, auch vom Band, ein klanggewordener Countdown zur Ankunft. Und dann betreten sie die Bühne, ohne großes Brimborium – Glenn Hughes, Joe Bonamassa, Jason Bonham, Derek Sherinian. Männer, die eigentlich keiner Vorstellung mehr bedürfen, und sich dennoch jeden Abend neu beweisen. Es ist der neunte von zehn Auftritten dieser Formation, erfahren wir später von Glenn Hughes. Aber es sollen nicht die letzten gewesen sein. Er verspricht: Nächstes Jahr kommen wir wieder. Wir auch!

Der Sound ist sofort da

Mit „Sway“ beginnt das Konzert – und wie. Der Sound ist sofort da: schwer, satt, brillant, kraftvoll, gemischt. Der Song hat etwas von der dynamischen Wucht von Led Zeppelins „Kashmir“. Joe Bonamassa zündet das erste Solo, bluesgetränkt und geschmeidig wie flüssiges Metall. Er steht da mit der Gelassenheit eines Mannes, der weiß, was er kann. In seinem schwarzen Sakko und dem weißen Hemd wirkt er wie einer, der gleich bei einem Date in der Hotelbar erwartet wird.

Black Country Communion in Köln FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Glenn Hughes aber ist jener, der das Publikum von Beginn an magisch anzieht. Was dieser Mann mit seiner Stimme anstellt, spottet jeder physiologischen Erklärung. Er singt nicht, er schleudert Töne in den Himmel. Mal sirenenhaft hoch, mal tief wie ein Bassdröhnen aus dem Erdinnern. So wie bei „One Last Soul“, bei dem er seine Wandelbarkeit erstmals beeindruckend einsetzt. Bei diesem Stück spielt Bonamassa ein kompaktes, fast progrockiges Solo. Was dieser Mann in den Fingern hat, ist ebenfalls einfach beeindruckend.

„Wanderlust“, „Save Me“

In „Wanderlust“ klingt Hughes wie ein Getriebener auf der Suche nach etwas, das er längst gefunden hat: absolute Kontrolle über die Ekstase. Wie er die Laute im Chorus kontrolliert presst und dann in die Höhe treibt, während die entschleunigte Gitarre ihn begleitet, lässt viele in spontanen Applaus hinreißen.

„Save Me“ beginnt wie eine Ballade mit Druck, ein paar orientalisch anmutende Riffs, die Gitarre sägt sich rein in dieses Konglomerat aus rockigen Stilen und schraubt sich in immer fantastischere Ebenen. Die Gitarre klingt wie eine Geige, wild, geschmeidig, teuflisch virtuos. Joe Bonamassa wird hier zu einem Niccolo Paganini. Das Publikum jubelt.

Jason Bonham und Black Country Communion in Köln FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Diese Nummer lässt die instrumentale Klasse der ganzen Band aufblitzen – Sherinian moduliert sein Keyboard mal wie eine Space-Orgel, dann wie ein grollendes Biest, das auf Bonhams Schlagzeug losgelassen wird. Bonham wiederum spielt mit einer Präzision, die trotz aller Wucht nie verkrampft wirkt. Es ist ein Spiel mit der Gravitation, bei dem jeder Schlag sitzt, aber nie erschlägt. So wie auch bei „The Outsider“, wo sich Sherinian mit seinem Solo selbst übertrifft. Was für rasante, aber effektiv eingesetzte Linien.

„Red Sun“, „Cold“, „The Crow“

Dann „Song of Yesterday“, Strings, fetter Bass, Bonamassas elegischer Moment. Das Solo – ein Gedicht, geschrieben mit sechs Saiten und einer Seele, die viel gesehen hat, geschmeidig und spritzig wie Olivenöl auf heißer Pfanne. Die Sonne steht jetzt tiefer, das Licht warm und golden, als wollte es diesen Song rahmen. Und singen kann der Mann ja auch noch. Und Glenn unterstützt ihn wieder mit hohem Kopfgesang.

Der Mittelteil des Sets – „Red Sun“, „Cold“, „The Crow“ – bringt Dynamik und Düsternis, ohne je das Dunkel zu zelebrieren. Hughes führt die Band durch diese Songs wie ein Schamane durch das Dickicht der Emotionen. Bei „The Crow“ stellt er jedes Mitglied vor, das Publikum jubelt in echter Dankbarkeit. Das Spiel mit dem Volumepedal beherrscht Joe Bonamassa bei „Red Sun“ ebenso meisterhaft wie das Wechselspiel von Soft und Intensiv.

Deep Purple-Song zur Zugabe

Mit „Stay Free“ und „Black Country“ zieht das Tempo noch einmal an, die Energie schäumt über, Bonham treibt die Band mit geradezu lässiger Wucht voran. Dann verschwindet die Band – aber nur kurz. Die Zugaben sind ein doppelter Kniefall vor der eigenen Geschichte.

„Sista Jane“ rockt rotzig und dreckig, als wollten sie sich den Staub der Jahrzehnte von der Seele blasen – zum Schluss das Zitat von The Who: „Won’t get fooled again“. Es wirkt wie ein Kommentar zur ganzen Musikhistorie, die hier so mühelos aufgerufen wird.

Derek Sherinian und Black Country Communion in Köln FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Und dann: „Mistreated“, die Deep-Purple-Nummer, die Glenn Hughes aus dem Innersten herausholt. Es ist kein Cover, es ist ein Heimkommen. Seine Stimme füllt den Himmel über Köln, während Bonamassa einen wahrhaftig gefühlten Blues spielt.

Black Country Communion beweisen an diesem Abend, dass Rock kein Nostalgieprojekt sein muss. Es geht nicht ums Früher. Es geht ums Jetzt. Und das war – für zwei himmlische Stunden – größer als die Summe aller Legenden. Und jetzt verstehe ich, was Glenn Hughes im Interview mit mir meinte: „BCC ist einfach eine Band, die in jeder Hinsicht bemerkenswert ist – die Freundschaft, das Miteinander, die Brüderlichkeit. Es ist eine Band mit außergewöhnlichem Talent.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

Setlist Black Country Communion 2025 Köln

Vom Band: Ritt  der Wallküren (Richard Wagner) und Revolution of the Machine

Sway
One Last Soul
Wanderlust
Save Me
The Outsider
Song of Yesterday
Red Sun
Cold
The Crow
Stay Free
Black Country

Encore:

Sista Jane (mit kurzem Anspiel von „Won‘t get fooled again“ von The Who)
Mistreated (Deep Purple)

Glann Hughes und Black Country Communion in Köln FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Black Country Communion in Köln FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Joe Bonamassa und Black Country Communion in Köln FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Black Country Communion in Köln FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Black Country Communion in Köln FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Black Country Communion in Köln FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Black Country Communion in Köln FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Black Country Communion in Köln FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski