George Benson „Walking To New Orleans“ – auf nostalgischen Pfaden

George Benson
Walking To New Orleans
Erscheinungsdatum: 26. April 2019
Label: Mascot Label Group (Rough Trade)

George Benson hat den Rock ’n’ Roll für sich wiederentdeckt, widmet sich auf seinem neuen Album dem Rhythm and Blues, Piano-Blues und Boogie-Woogie, wie er einst von Fats Domino und Chuck Berry zelebriert wurde. Der legendäre Jazzgitarrist bringt mit „Walking To New Orleans“ sein 45. Album raus. Sicher nicht sein bestes, aber unterhaltsam und sehr nostalgisch.

Von Dylan Cem Akalin

George Benson widmet sich der Musik seiner beiden größten Inspirationen Chuck Berry und Fats Domino, mit der er als Kind aufwuchs. Unterstützt wird er dabei von Schlagzeuger Greg Morrow, Gitarrist Rob McNelley, Pianist Kevin McKendree und Bassistin Alison Prestwood.

„Walking To New Orleans“ setzt dort an, wo sein letztes Album mit Nat King Cole Covers vor drei Jahren aufhörte. Vielleicht ist der 76-Jährige gerade von der Sehnsucht nach alten Zeiten ergriffen. Vielleicht will er auch nur die Spuren seiner Kindheit und frühesten Jugend aufdecken. Sein zeitloser Gesangsstil und sein warmes Gitarrenspiel passt zweifelsohne in den Rhythm ‚n‘ Blues-Katalog. Aber Benson, der Sänger, steht auf diesem Album eindeutig im Mittelpunkt. Er hat immer noch ein reichhaltiges Timbre, obwohl es heute etwas kantiger ist als der weiche, exklusive Stevie Wonder-Stil, den er in der 70er Jahren pflegte. Er bleibt ein großartiger Interpret und seine Phrasierung ist perfekt auf den erzählerischen Rhythmus und Blues abgestimmt. Und doch hätte ich mir doch lieber wieder ein Jazzalbum von ihm gewünscht, hätte gerne nochmal seine Gitarre tanzen und fliegen erlebt.

„Nadine (Is It You)“

Auf dem Chuck Berry-Material ist er zurückhaltend, auch wenn „Nadine (Is It You)“ sanft swingt und groovt. Bei den Fats Domino-Songs wirkt Benson entspannter. Vielleicht ist es die straffe Rhythmus-Sektion, die ihn dabei stützt. Das zweite kurze Gitarrensolo hinterlässt immerhin eine exzellente Benson-Visitenkarte in unseren Ohren.

Bei Fats Dominos „Ain’t That a a Shame“ greift er zurück zu seinem früheren, berühmten Scat-Gesang und kontrastiert einen kratzigen Gesang mit einer sauberen Gitarrenlinie, die von kurzen Bläserhieben unterbrochen wird.

Starkes Piano von Kevin McKendree

Dominos „Rocking Chair“ singt Benson ausdehnender, der wellige Swing hilft ihm, sein Solo in den Song zu weben, während Kevin McKendree ein wirklich starkes Piano spielt, das dem Stück noch eine gewisse Bedeutung gibt.

„You Can Catch Me“ nutzte John Lennon mal als Grundlage für „Come Together“. Hört mal rein. Das ist klasse. Benson singt den Song tatsächlich ziemlich dynamisch und auf der Spitze einer Nadel. Atemlos!

Glanzpunkte hören sich anders an

Berrys „Havana Moon“ ist versetzt mit einem Hauch von karibischer Atmosphäre. Der Titeltrack wird getragen von Kevin Shirleys stringbeladenem Arrangement und den kraftvollen Drums von Greg Morrow. Der Track baut eine starke Idee auf, über die Benson ein paar warmherzige, derbe Gitarrenimpulse setzen kann. Aber Glanzpunkte hören sich anders an. Irgendwie laufen Bensons Gitarrenlinien ins Leere.

George Benson FOTO: Austin Hargrave

„Walking To New Orleans“ ist ein Album, auf dem man immer wieder auf Momente der Inspiration wartet. Sie blitzen hier und dort auf, aber sie hinterlassen keinen bleibenden Eindruck. Man hat das Gefühl, Benson hat seine Rolle als Leadfigur aufgegeben, schein sich auf den jeweiligen Song zu konzentrieren. Der eigentliche Funke fehlt.

Tracklisting:

Nadine
Ain’t That A Shame
Rockin’ Chair
You Can’t Catch Me
Havana Moon
I Hear You Knockin’
Memphis Tennessee
Walkin’ To New Orleans
Blue Monday
How You’ve Changed

George Benson Tour Dates:

March 9th – Cerritos Center – Cerritos/CA
June 2nd – Newport Beach Jazz Fest – Newport Beach, CA
June 29th – Jazz Festival – Saratoga Springs, NY
July 1st – Montreal Jazz Fes – Montreal, Canada
July 9th – L’Olympia – Paris, France
July 10th – Theater 11 – Zurich, Switzerland
July 15th – Umbria Jazz – Perugia, Italy
July 18th – Hammersmith Apollo – London, England
July 19th –  Hammersmith Apollo – London, England
July 21st – Jazz am See – Erlangen, Germany
July 22nd – Theater am Potsdamer Platz – Berlin, Germany
July 25th – Noches del Botanico – Madrid, Spain