Gary Hoey
Neon Highway Blues
Erscheint am 15. März 2019 Amazon
Label: Mascot Label Group (Rough Trade)
Wer auf gitarrengetragenem Bluesrock steht, ist hier genau richtig. Gary Hoey legt mit „Neon Highway Blues“ ein Album vor, das durch die sauberen, herrlich harmonischen, über die Highway jagenden Gitarrensounds besticht.
Von Mike H. Claan
Tatsächlich? „Neon Highway Blues“ ist das 21. Album des Gitarristen Gary Hoey? In dieses Album hat Hoey viel Zeit investiert, um es richtig zu machen – gut anderthalb Jahre. Und das hat sich gelohnt. „Neon Highway Blues“ ist ein ausgereiftes Album eines nur so dahinsurfenden Gitarristen, der den Wert eines großartigen Sounds und die Kraft der Dynamik kennt und eine Reihe von Songs präsentiert, die tatsächlich Von Anfang bis Ende dahinfließen wie ein majestätischer Fluss. Das Album hat Hoey selbst produziert, und er nutzt jede Gelegenheit, um es mit komplexen klanglichen Details zu verschönern.
Elegante Intensität
Den Beginn macht ein funky, harmonischer Gitarrenriff und der an Jeff Beck erinnernde melodische Spannungsaufbau von „Under The Rug“, das er mit seinem gelegentlichen Tourpartner Eric Gales spielt. Die beiden Gitarristen weben ihr Spielt mit eleganter Intensität in den Track hinein und aus ihm heraus, um das Album mit einer musikalischen Absichtserklärung zu öffnen.
Den folgenden Blues, „Mercy Of Love“, spielt er zusammen mit Joss Smith, ein erhabener Blues-Trip voller Space-, Kontrast- und richtiger Kick-Ass-Licks. Klasse auch das texanisch-beschwingte „Still Believe in Love“ und der stampfende Bluesrocker „Damned If I Do” (mit Lance Lopez). Der Riff auf „Living The High Life“ weist einen südrockigen Rhythmus auf. „Waiting on the Sun“ und der Titeltrack „Neon Highway Blues” sind eindrucksvolle Instrumentals, und bei Gary Hoeys persönlichem Highlight „Don’t Come Crying“ zeigt sein Sohn Ian Hoey im Zusammenspiel mit seinem Vater beeindruckend, was er schon im Teenager-Alter an der Gitarre drauf hat. Das Vater- und Sohn-Spiel ruht sanft im Konversationsstil und endet mit einem schönen Finish, das sich anfühlt, als hätten sie sich wirklich alles gesagt.
Auftreibende Melodie
Hoey Sr. wechselt nach einem Elmore James-Style-Intro in „Your Kind of Love“, und er ist voll in seinem Element beim wunderschön gestalteten „Almost Heaven“, ein tolles Intrumentalstück. Es ist ein akustisch in E-Gitarren getriebenes Liebeslied, das von subtilen Texturen und einer vor Emotionen auftreibenden Melodie geprägt ist. „I Felt Alive“ holt einen dann mit rockiger Attitüde aus der Träumerei heraus.
Das Erfrischende an diesem Album ist die Art, wie Hoey Blues als Katalysator für seinen eigenen Musikstil verwendet. Sein Material ist bestimmt nicht klischeehaft, und sein Gitarrenspiel scheint sich von Stück zu Stück unauffällig zu immer majestätischeren Instrumentals zu steigern.
Angeraute Bluesstimme
Vergessen wir nicht, dass Gary Hoey auch ein hervorragender Sänger mit einer angerauten Bluesstimme ist. Sein stimmliches Phrasing beeindruckt durch ein gewisses Power-Shuffle und hat genügend Kraft, um sich auch gegen Gitarren durchzusetzen.
Auf „Neon Highway Blues“ fließt wirklich alles und führt auf natürliche Weise zum abschließenden Titeltrack, einem zwielichtigen hawaiianischen Gitarrenspiel, das auch ein wenig an Santo & Johnnys Sleep Walk von 1959 erinnert.
„Mir hat das Freudentränen in die Augen getrieben”, sagt Gary Hoey – ein Effekt, den „Neon Highway Blues” als Ganzes bei vielen Fans des Genres mit größter Wahrscheinlichkeit ebenfalls auszulösen vermag.