
Hammer? Hammer. The Sun Room, das neue Album von Robben
Ford & Bill Evans ist das Beste, was die beiden Musiker in letzter Zeit
gemacht haben. Es hat Stil, fantastisches Composing, Virtuosität und genau die richtige
Brise an Melodiösität, die solch ein Album aus Blues, Jazz, Soul und Funk
braucht.
Von Dylan Cem Akalin
Schon bei Opener „Star Time“ springt uns der Sound mitten ins Gesicht: Diese klare, knackige Gitarrensound, wie ihn nur Robben Ford hat, das Spiel wie ein Tanz auf Messers Spitze, veredelt den ganzen Song. Ford und Bill Evans haben im Laufe der Jahre oft die Bühne geteilt und gemeinsam aufgenommen. Kein Wunder also, dass sie sich wieder zusammenschließen und gemeinsam einen solch vollendeten Sound kreieren, als seien sie füreinander geboren.
Das Geheimnis liegt in Fords musikalischer Auslegung seines Gitarrenspiels. In einem Interview mit J&R erklärte er einmal, dass er seinen Sound und seine Soli am Saxofon orientiert. Auf der anderen Seite haben wir in Bill Evans einen Saxofonisten, der nicht nur zu jenen Musikern gehört, die sich ungemein stark in den Stil ihrer Mitmusiker eindenken, sondern auch einen, für den Fusion mehr bedeutet als lediglich die Verschmelzung mehrerer Stile.
Großartige Chemie
Während der Promotion des Albums The Sun Room
sprach Ford gemeinsam mit Evans enthusiastisch über die bevorstehende Tournee
in Japan. „Nachdem ich mit vielen Musikern in vielen verschiedenen
Konfigurationen und Stilen zusammengearbeitet habe, kann ich frei sagen, dass
diese Gruppe von Spielern eine großartige Chemie und Fähigkeit hat, in
unbekannten Gewässern zu navigieren, was eine echte Improvisation ermöglicht“,
sagt Robben Ford. „Diese Aufnahme zu machen, mit diesen Jungs zu spielen,
war eine meiner Lieblingserfahrungen in einem langen, musikalischen
Leben.“
Nur ein paar Wochen nach der Tour waren Ford und Evans im Aufnahmestudio, begleitet von einer erstklassigen Rhythmus-Gruppe: Keith Carlock (der zurzeit bei Steely Dan Schlagzeug spielt) und James Genus, dem wundervollen Bassisten, der unter anderem bei Lee Konitz, Michael Brecker, Branford Marsalis und Chick Corea spielte.
Auf dem höchsten Level

Bill Evans schwärmt vom Aufnahmeprozess: „Selten, aber ab und zu treffen sich gleichgesinnte Musiker, um zusammen etwas zu schaffen, dass die musikalischen Grenzen durchbricht, aber trotzdem die breite Masse anspricht. Für mich klingt die Musik auf ‚The Sun Room‘ zeitlos. Ich liebe Blues, Jazz, Soul, Funk und diese CD hat das alles, auf dem höchsten Level. Ich könnte nicht zufriedener sein. Die Stimmung während der Aufnahme war so toll, dass es einfach nur schön war, ein Teil davon zu sein. Gut gemacht, Leute. Immer wieder gerne!“
Robben Fords Spiel ist sicherlich auch geprägt von den unterschiedlichen Kollaborationen, die er in den vielen Jahren als Rock-Blues- und Jazz-Gitarrist eingegangen ist. Als ehemaliges Mitglied der Fusion-Pioniere Yellowjackets ist er für die Überschreitung von musikalischen Grenzen bekannt, aber auch für seine Zusammenarbeit mit einzigartigen Musikern wie Miles Davis, Joni Mitchell, George Harrison und vielen anderen.
Ähnliches lässt sich auch über Bill Evans sagen. Evans hat auf verschiedenen Miles Davis-Alben mitgewirkt, darunter „We Want Miles“, „Star People“ und „Decoy“. Er hat mit Künstlern wie Herbie Hancock, John McLaughlin, Willie Nelson, Mick Jäger, Ian Anderson, Randy Brecker, Steve Lukather von Toto und The Allman Brothers Band gespielt, getourt und aufgenommen.
Einfach ein Hammer
Auf ihrem gemeinsamen Album erleben wir somit zwei Künstler, die befreit und voller Freude aufspielen – vom Bebop geprägten Opener über die improvisationsfreudigen Stücke „Strange Days“ und „Bottle Opener“ zum funkigen „Pixies“, das übrigens auch von den Yellowjackets sein könnte.
„Catch A Ride“ hat den Reiz eines alten Jazzstücks,
übertragen auf die Neuzeit, „Gold On My Shoulder“ ist wieder eines der schönen
Pop-Jazz-Nummern, auf denen Ford seinen schönen Gesang zelebriert. Das Album ist so vielseitig und dennoch homogen
wie eine Autofahrt an der kalifornischen Küste. Einfach ein Hammer.