Solch einen fulminanten Start hat das Crossroads Festival selten. Leap mit ihrem quirligen Frontmann Jack Balfour Scott gehen gleich in die Vollen. Die in der Londoner Szene beliebte Truppe startet mit „Show Me The Way You Love“ mit einem Ohrwurm. Ein Song der auch von den schrägen, intensiven Arpeggios von Gitarrist Adam Mason getragen wird. Und es wird immer intensiver, inklusive Moshpit im kleinen Bonner Musikclub Harmonie. Die Band hinterlässt eine deutliche Duftmarke. Wird schwer, das beim viertägigen Crossroads Fest zu übertreffen.
Von Dylan Cem Akalin
Der dritte Song muss spätestens jedem im Club den Atem geraubt haben. „Where The Silence Goes“ ist ein intensives Stück Post-Grunge, in dem die Band die Intensität des Ausdrucks auf die Kante einer Rasierklinge bringt. Der Song nimmt das Publikum auf eine emotionale Achterbahn. Jack Balfour Scott hat nicht nur eine faszinierende Stimme mit einem rauen Schmelz von torfigem Scotch, der Mann ist ein geborener Entertainer und ist auf der Bühne kaum zu halten. Scott, der seinen Stil als Frontmann von The Mispers verfeinerte und da schon für seine rauen Live-Shows beliebt war, singt das Lied darüber, sein inneres Tier zu umarmen und dem dunkleren, lüsterneren Tier zu erlauben, ab und zu herauszukommen, um zu spielen, wie er es selbst mal erklärte, mit Inbrunst.
Scott hat mit seiner Band einen ausgereiften, sehr eigenen Sound erarbeitet. Die melodischen Ohrwürmer, so wie etwa „Potions“ lassen sich treiben wie durch bunte, vielschichte Soundwolken aus fetten Bässen, krachenden Drums und den fantastischen Sounds, die der Gitarrist aus seinem kleinen Verstärker und der übersichtlichen Zahl von Pedalen zaubert. Und dann stehen wir vor der Bühne und fragen uns: Warum ist eigentlich „Sleepwalker“ nicht längst ein Radiodauerbrenner? Wenigstens auf EinsLive?
„Weekend“ ist ein Paradebeispiel dafür, warum solch eine Band wie Leap nur aus dem Vereinigten Königsreich, ja, nur aus London kommen kann. Es sind die Gitarrensounds, die aus der guten Zeit des Brit-Pop herüberzuwehen scheinen, die hymnische Melodie, der leidenschaftliche Gesang, die Dynamik und Energie einer voller Lust aufspielenden Band, die Leap sicherlich nicht lange auf kleinen Bühnen wird halten können. „Let Me Love You“ kann man sich als Sing-Along im Stadion vorstellen. Kein Wunder, dass eine ganze Reihe von jungen Leuten in den ersten Reihen fast alle Songs mitschmettern.
„Dark Bits“ hält die Spannung, die durch die klirrende E-Gitarre entsteht durchgängig, um diese zwischendurch mit abwägenden Arpeggios und ein paar sparsamen Rockriffs nur noch zu verstärken. Bassist Declan Brown unterstützt Scott beim Anfeuern des Publikums, was Hector Cottam aus seinem überschaubaren Drumset holt, ist beeindruckend. Imposant ist aber auch die hohe Qualität eigentlich aller Songs.