Fulminant: Mike Herting und sein Global Music Orchestra in der Harmonie Bonn

Global Music Orchestra FOTO: Peter "Beppo" Szymanski

Mike Herting und sein Global Music Orchestra hat es schon in so vielen unterschiedlichen Besetzungen gegeben, dass es jedes Mal eine kleine Überraschung ist, wenn der Pianist und einstige Dirigent, Arrangeur und Komponist für die WDR Big Band mit seinem Crossover-Projekt auftritt. Am Mittwoch betörte er mit Musikern aus Senegal das Publikum in der Bonner Harmonie.

Von Dylan Cem Akalin

Sowas nennt man wohl „voll integriert“. Als Sänger/Gitarrist  Mame Balla Diouf die Band vorstellt und sagt, sie seien alle aus Senegal und das Publikum lacht, ergänzt er noch rasch „… and from Germany“. Mike Herting ist eben einer von ihnen.  Das Quartett, zu dem noch der Bonner Perkussionist Pape Samory Seck und der Talking-Drum-Spieler Aladji Mbaye gehören, ist so fantastisch aufeinander eingespielt, dass es  einfach nur begeistert.

Global Music Orchestra FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Die Musik erinnert stark an Pili Pili, zeitweise auch an Doldingers Passport, eine Mischung aus westafrikanischer, stark rhythmusbetonter, auch mal Flamencobeeinflusster Musik, Jazzrock, und Pop. Es krächzt, die harten Schläge Secks auf seinen diversen afrikanischen Trommeln knallen, jazzige Akkorde schwingen sich darunter, bisweilen retardierende Phrasen, dazu der manifeste Gesang, es ist raumfüllende Musik, die auf glücklich machende Art berührt. Die Liebesballaden sind poppig, die erste spanisch-maurisch durchsetzt.

Global Music Orchestra FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Senegal ist musikalisch gesehen, kein unbeschriebenes Blatt. Es ist die Heimat von großartigen Musikern wie Youssou N’Dour oder Baaba Maal, die die populäre Tanzmusik Mbalax mitentwickelt haben, eine Fusion populärer Musik aus der Diaspora, dem Westen und Afropop wie Jazz, Soul, Latin, Congolese Rumba und Rock, gemischt mit Sabar, der traditionellen Trommel- und Tanzmusik des Wolof von Senegal. (Mehr über afrikanische Musik hier)

Global Music Orchestra FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Und getanzt wird auch in der Harmonie, die Musik geht einfach direkt in den Körper. Imposant wird es immer wieder, wenn Herting und Seck unisono ihre mit vielen Breaks versetzten wilden rhythmischen Flugbahnen ziehen. Wenn Seck auf Djembé, Sabar und anderen Trommeln den melodische Figuren Hertings folgt. Und was Aladji Mbaye da aus seiner eieruhrförmigen kleinen Trommel herausholt ist sagenhaft. Die Talking Drum wird mit einem vorne gebogenen Stick und einer Hand bearbeitet, die Felle gedehnt, so dass sich der Sound ändert. Mbaye spielt es, als hätte er ein ganzes Arsenal an Trommeln, tanzt dazu und animiert das Publikum immer wieder mitzumachen. Einfach nur toll!

World Music Bonn mit Eva Henneken FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Am Ende holen sie die Musiker der Vorgruppe auf die Bühne. World Music Bonn um die Bad Godesberger Violinistin Eva Henneken, den fantastischen Keyboarder Budi Rosadiawan und den Gitarristen John Hay hatte zuvor mit dem Gastsänger Jeremy eine Musik aus Flamenco, Gypsy, Bossa Nova , Salonmusik und schottischem Folk präsentiert.

Global Music Orchestra FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
World Music Bonn mit Eva Henneken FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski