BIRU BABY: Ancient Call (CD)
Label: Frisk F Music
VÖ: 6 April 2018
Von Tania Rusca
Diese außergewöhnliche, seltsame, (fast ausschließlich) Frauen-Band kommt aus der kalten Tundra, aus dem Kulturraum der Samen (früher „Lappen“ genannt), zwischen Nord-Norwegen, Schweden, Finnland und Russland, und auf ihre Heimat sind die Mädels offenbar sehr stolz. Und in den tiefen Norden wollen Biru Baby auch ihre deutschen Fans mitnehmen, auf den Flügeln ihres neuen Albums, das im April in Deutschland erscheinen wird. Der Titel, „Ancient Call“, soll sich auf die nördlichen Wurzeln beziehen, auf eine weit entfernte aber nicht vergessene, verschneite Welt, zu der Sagen, Mythen, Feen und Schamanen gehören.
Biru Baby sind vor allem Iki und Hanna, die jungen Blondinnen, die Band leiten; die Legende erzählt, dass, wie in einem Märchen, Iki ihre Rentiere trieb, als sie auf das Tipi von Iki stieß. Sie wurden untrennbare Freundinnen, gründeten die Band, bezogen KT und Hell-G ein, die sie vor allem in den Live-Shows unterstützen. Gerade durch ihre powervollen, beeindruckenden Konzerte sind sie seit 2015 in Norwegen berühmt geworden.
Das Intro „Gates o Sapmy“ ist eine vielversprechende Einladung in das Land der Samen („here I stand, here I stand, welcome you to Samy land“), die durch eine Mischung von Digderidoo und Elektronik eine dunkle, mysteriöse Atmosphäre generiert. Nachdem die klare, akute Stimme der Sängerin feengleich in ihre magische nördliche Welt verführt („in my home, in my home, we´ll play game you´ve never known“), spricht die tiefe, etwas bedrohende Stimme von Mikkel Gaup (dem Schamanen?) in der Heimatssprache, wie in einem Zauber.
Aber nach dem etwas fabelhaften Anfang kommt doch kein Schlitten vorbei, um uns abzuholen! Vergessen Sie auch Tannenbäume und Rentiere: Ab jetzt geht die Reise schnell und tief in die Elektronik, gemischt mit Rap und Hip-Hop und gespielt (vor allem in den Live-Shows) mit dem Charakter der Metal-Musik.
Die Beziehung auf die nördlichen Wurzeln bleibt in den Texten, von „Ancient“ ist aber nichts mehr zu spüren in der sehr zukunftsorientierten, innovativen und gelungenen Musikmischung. Verschiedenste Einflüsse sind spürbar, doch vor allem spielt die elektronische Musik bzw. der Synthesizer immer die Hauptrolle. Prodigy, Korn hört man raus, aber man hört auch ferne Echos von Muse und Rammstein, ebenso wie den Klang der russischen Popmusik.
Die Kälte spiegelt sich in der Elektronik wider und in den Szenerien der Musikvideos: Iki und Hanna verstehen sich außerdem als visuelle Künstlerinnen und sind Eigenproduzenten ihrer Videos, die in der norwegischen Landschaft gedreht werden. Das Feuer bestimmt ihre Bühnenauftritte (nicht nur in ihrem Temperament, sondern sprichwörtlich!), wenn die vier jungen Frauen und Hell-G das Publikum großartig begeistern, gleichzeitig synchronisch tanzend und headbangen.
Aktuell sind Biru Baby in Deutschland auf Tour, und wir sind sicher, dass sie auch ohne Schnee das Publikum richtig rocken werden. Frauen-Power aus dem Norden, die mit Feuer und Flamme begeistert: In den elektronischen Norden der Biru Baby lassen wir uns gerne verführen!