Judas Priest: Firepower
VÖ: 9. März 2018
Label: Smi Col (Sony Music)
The Priest is back. Aber wartet mal, das ist mehr als eine bloße Aussage! Er ist back, weil das jüngste Album der britischen Band Charakter hat, weil es eine voll gelungene musikalische Auslese aus der Geschichte der Judas Priest ist, und trotzdem neue Lieder und Rhythmen gestaltet, weil es ganz und entschlossen aus der Mittelmäßigkeit springt und sich eine sehr verdiente selbstständige Stelle in der Metal-Szene 2018 verschafft. That´s why, The Priest is back!
Von Tania Rusca
Firepower: Der Name selbst ist voll Stärke und Lärm und in der Aussagekraft wirkt ähnlich wie „Painkiller“ (schon ganz anderes als der abschweifende „Redeemer of Souls“, 2014). Auch der Start des Albums bringt die Geschwindigkeit und die Atmosphäre der 1990 erschienenen Platte „Painkiller“ zurück. Apropos Zahlen. Das ist mittlerweile das achtzehnte Album der Band, die seit knapp fünfzig Jahren unterwegs ist. Anscheinend fühlen sich die fünf Jungs kaum ein bisschen alt, denn die ersten drei Stücke fangen atemlos an — im Zeichen des Speed-Metals der besten (vergangenen) Jahre.
Und wenn ab „Never the heros“ der Rhythmus etwas langsamer wird, dann heißt das längst nicht, dass der Spaß vorüber ist. Die Gitarre hört nie auf zu schreien (ist sie lauter, oder Rob Halford? Das können wir immer noch nicht entscheiden!), das Schlagzeug von Scott Travis gewinnt an Kraft und leitet die nächsten Songs, pumpt unermüdlich von Stück zu Stück, während sich die Virtuosität des für uns in Ewigkeit Legende bleibenden (leider nun erkrankten) Gitarristen Glenn Tipton und vom jüngeren (und nicht weniger lauten) Richie Faulkner immer wieder in den Vordergrund kämpft.
Bis zum letzten Stuck, von Balladen keine Spur; trotzdem glänzt ab und zu die ruhigere Gitarre in den ausgezeichneten Intros und Soli, etwa wie in „Children of the Sun“ (der tatsächlich an eine andere Sonne, „Before the Sun“, denken lässt). Das Piano-Intro von „Guardians“ erinnert sogar leicht an die Klänge der Manowar – obwohl die Judas mit den amerikanischen Kollegen nichts zu tun haben. Insgesamt ist dieses Album viel weniger „Speed“ und viel mehr „Metal“ als die Judas Priest der alten Jahre. Man muss den Kopf mehr „bangen“ (etwas wie in „Lone Wolf“ und „Spectre“) – als sich in den Pogo zu versenken!
Feuer wird mit Wasser gelöscht, so verabschiedet uns Firepower mit der Ballade „Sea of Red“, das letzte Lied, das nochmals im Zeichen des powervollen Metals steht. Und trotzdem wird das Feuer doch nicht gelöscht! Im Vergleich zu „Redeemer of Souls“ gewinnt Firepower an Dynamik, Entschlossenheit und Biss. Es macht unheimlich viel Spaß!
Leider wird, wie schon angekündigt, Glenn Tipton, auf der nächsten Tour wegen Krankheit fehlen. Aber das neue Album bringt sonst alles mit, was man braucht, um nach fünfzig Jahren auf der Bühne neue und alte Fans richtig zu begeistern. Und mit diesen Voraussetzungen, kann man guten Gewissens sagen: The Priests are back!