Exklusives Konzert dank Telekom: Muse spielen vor 3000 Fans in Köln

Muse im Mediapark Köln Foto: Danny Jungslund/Deutsche Telekom

Wer erinnert sich noch an die Zeiten als Muse im Gloria oder im E-Werk aufgetreten sind? Damals war schon klar, dass diese Band nicht nur nach den Sternen greift, sondern wirklich mal zu einer Stadionband werden würde. Intime Konzerte mit den britischen Rockstars sind heute also eher die Ausnahme. Die Telekom hat es möglich gemacht. Am Dienstagabend spielte das Trio aus dem beschaulichen südenglischen Teignmouth im Rahmen der Digital X im Mediamarkt Köln.

Von Dylan Cem Akalin

Im Juni spielten Frontmann und Gitarrist Matthew Bellamy, Chris Wolstenholme (E-Bass, Gesang, Synthesizer) und Dominic Howard (Schlagzeug) bei Rock am Ring zum ersten Mal live Songs aus ihrem aktuellen Album „Will of the People“. Ein Vierteljahr später ist etwas mehr Routine drin, und Bellamy, sowohl an der Gitarre als auch stimmlich ein Wunderknabe, wagte in Köln deutlich mehr virtuose Ausbrüche und genoss sichtlich den kommunikativen Austausch mit dem Publikum. Er ließ seine Gitarre kurz aufjohlen und das Publikum entsprechend grölend antworten, und überhaupt: „We love Germany“, ruft Bellamy ins Mikrofon. „Danke Koln!“

Aus dem aktuellen Werk spielt Muse lediglich vier Songs: „Compliance“, „Will of the People“, „Won’t Stand Down“ und „You Make Me Feel Like It’s Halloween“. In der Diskographie von Muse liegt „Will of the People“ irgendwo zwischen dem kreativen Höhepunkt der 2000er und den Klangexperimenten der 2010er und richtet sich an das Publikum, das auf den Konzerte Hook-Songs wie „Hysteria“, „Supermassive Black Hole“ und „Uprising“ mitsingt. Natürlich stehen auch diese Songs wieder auf der Setlist, bei „Hysteria“ gibt es diesmal eine Referenz an AC/DC, als Bellamy am Ende „Back in Black“ anspielt. Das macht er ja gerne. Am Schluss von dem hymnischen „Supermassive Black Hole“ lässt er die Gitarre wie Hendrix‘ „Foxy Lady“ aufkreischen.

Das Thema auf dem Album: die von der Menschheit verursachten Katastrophen im neuen Jahrhundert mit einer zuvor dystopischen Vision, wie wir es schon von früheren Alben kennen. Obwohl die Gruppe bereits Ideen für ihr neuntes Album im Jahr 2019 hatte, ist es wohl dem Label, das ein Compilation-Album haben wollte, zu verdanken, dass das Ergebnis auf „Will of the People“ so ist, wie es ist: Bei der Veröffentlichung der Jubiläumsversionen ihrer ersten LPsund der Sichtung des alten Materials hat die Drei offenbar dazu gebracht, ihren Kurs zu überdenken und sich ihrer alten Qualitäten bewusst zu werden. Simulation Theory (2018) wurde der Alternative Rock von lauten Synthesizern begraben und wurde zu Recht von Kritikern am schlechtesten aufgenommen.

In Köln zeigt das Trio, wie kreativ sie mit Klangschichten umzugehen weiß. Ein monumentaler Refrain, einige unter die Haut gehende Arpeggien, die erste Strophe, die in einen Riff gipfelt, der den Rest des Tracks anführen wird – das ist das Rezept von Muse, die sich von der Glam-Rock-Energie und dem Groove der 90er Jahre leiten lassen, um ihre kämpferische Lyrik zu transportieren. Was für eine Eindringlichkeit, was für eine Kraft von dieser Band ausgeht, erlebten die Fans wieder in Köln, wo magentafarbene Spots immer wieder klarmachten, wem wir das Konzert zu verdanken haben.

Und wieder spektakulär: „Behold, the Glove“. Das technisch eindrucksvolle Intermezzo feierte bei Rock am Ring seine Premiere. Auch diesmal tritt Matt Bellamy mit einer Science-Fiction-Jacke auf, die vorne und am Rücken wie damals der elektrische Cowboy (Robert Redford, ihr erinnert euch…) mit unzähligen LED-Lämpchen blinkt und strahlt. Dazu trägt er einen leuchtenden Roboter-Handschuh voller Elektronik und Touchscreens, aus denen er bewegende, beschwörende Sounds entlockt, die aus den fernen des Universums zu stammen scheinen.

Den Schluss macht „Knights of Cydonia“, das mit der ins Mark gehenden Mundharmonika aus dem Film „Spiel mir das Lied vom Tod“ beginnt. Der vom Ennio Morricone geschriebene Soundtrack ist wie gemacht für einen abgefahrenen Abgang mit Gitarrenausbruch und einer Soundorgie, wie er auf diesem Platz wohl kaum je an den Fassaden hallte.

Die 3000 Fans sind jedenfalls außer sich vor Glückseligkeit und Freude. Sie müssen nicht lange warten. Am 9. Juni 2023 sind sie wieder in Köln. Diesmal im Rhein-Energie-Stadion. Dann spielen sie vor 50.000 Fans.