Vincent Peiranis Trio Joker fallen unter keine der üblichen Jazz-Klassifizierungen. Von elegisch-schönen Song „Les Larmes de Syr“ über die fast rockige, energiegeladene Bearbeitung von „River (Bishop Briggs) bis zum fulminanten „Ninna Nanna“ ist der Kosmos von Vincent Peirani (Akkordeon, Akkordina), Federico Casagrande (Gitarre) und Ziv Ravitz (Schlagzeug) einer, in dem alles möglich ist. Bisweilen wundert man sich, dass das alles so stimmig ist – wenn etwa Ravitz die luftigen, ausgedehnten Akkordeonklänge auf der scheppernden Snare zum Erbeben bringt.
Von Dylan Cem Akalin
Rock, Weltmusik, Chanson, Zydeco, Filmsoundtracks (Ennio Morricones „Spiel mir das Lied vom Tod“ lässt bei „Ninna Nanna“ herzlich grüßen) vermischt Vincent Peiranis Trio Joker zu einem einzigen großen wilden Gemälde, auf dem auch jede Menge ruhige Pinselstriche Platz haben. Da klingt ein wenig Pat Metheny durch, dann wird es wieder psychedelisch-rockig, jazzig und sehr häufig schichten sich die Sounds von Gitarre (Casagrande spielt eine modifizierte Fender, aus der er eine breite Palette an Sounds lockt), elektronischen Sounds, die Ravitz neben seinem Drumspiel noch zaubert, zu Momenten von organischen Glücksgefühlen.
Nach mehreren Kooperationen mit dem Saxophonisten Émile Parisien (auf der CD Sfumato Live in Marciac mit dem wunderbaren Gitarristen Manu Codjia), dem Pianisten Michael Wollny und seiner eigenen Band Living Berlin suchte Vincent Peirani nach neuen Herausforderungen. Das nächste Trio sollte kein herkömmliches sein. Das Trio Peirani, Casagrande und Ravitz wurde vor einigen Jahren auf Einladung des NDR in Deutschland gegründet. Es gab rund 30 Konzerte, experimentierte mit Repertoire und Elektronik und erschloss sich ein neues Arbeitsgebiet der improvisierten Musik. Daraus entstand das bahnbrechende und abenteuerliche Album Jokers.
Auch wenn ein durchgängiger Zusammenhang zwischen den Stücken vordergründig nicht erkennbar ist, sie strahlen eine herzerwärmende Magie aus. Die Musik gleicht einem Irrgarten, in dem die Musiker immer wieder aufs Neue nach Wegen suchen und neue Pfade entdecken, dabei ergänzen sie sich, aber es gibt auch Momente der bewussten Abgrenzung.
Was auch immer Vincent Peirani anfasst, er verwandelt alles in Gold. Und mit diesem Trio begibt er sich auf eine kosmopolitische Reise, die mal rätselhaft ist, explosiv, dann wieder verträumt, farbenfroh und leise. Das Ergebnis ist originell, durchsetzt mit virtuosen Einzelleistungen und alles mit unglaublicher Leichtigkeit gespielt. Ein Abend voller geglückter Überraschungen. Das Publikum applaudierte begeistert.