Erinnerung an CSN: D’Virgilio, Morse & Jennings „Troika“

D’Virgilio, Morse & Jennings FOTO: PROMO

Wenn sich drei markante Musiker aus der Progrock-Szene zu einer Supergroup zusammentun, dann erwartet man sicherlich nicht sowas wie „Troika“. Das erste Stück auf dem aktuellen Album des Trios D’Virgilio, Morse & Jennings erinnert fatal an Crosby, Stills & Nash – und die Assoziationen bleiben pratisch über das ganze Werk hinweg. Dreistimmige Gesänge zu Akustikgitarren und wunderschöne Melodien in Ohrwurmqualität.

Das Trio besteht aus Haken-Sänger Ross Jennings und den Ex-Spock’s Beard-Bandkollegen Nick D’Virgilio und Neal Morse und entstand während des Pandemie-Lockdowns. Natürlich hört man den Stücken eine gewisse Melodic-Prog-Kreativität an, so wie man es beispielsweise von Mike Rutherford (Genesis) oder eben auch von Solo-Projekten von Neal Morse kennt. Wenn man erstmal das erste Überraschungsmoment überwunden hat und sich in die Songs fallen lässt, dann genießt man die glaubwürdige Adaption des Singer-Songwriter-Ethos der frühen 1970er Jahre, für das neben CSN, auch Künstler wie Jackson Brown, James Taylor, die Beatles oder Bread stehen – alles Künstler, deren DNA die drei Musiker offenbar geerbt haben.

„Julia“

Bis auf zwei der elf Songs sind es alles akustikgitarrengetriebene Stücke mit dreistimmigen Harmonien. Wer von diesen Galionsfiguren des Progrock lange Instrumentalabschnitte oder Soli  oder komplexe Songstrukturen erwartet hat, der wird enttäuscht sein. Dennoch merkt man der Tiefe und dem kunstvollen Spiel mit Melodien an, dass hier Leute am Werk sind, die ihre Popsongs nicht aus dem Register ihrer PC zusammenstellen.

Das Album beginnt mit „Everything I Am“, einem vorwärtstreibenden Liebeslied, das Jennings reinen Falsett, D’Virgilios jungenhaften Tenor und Morses geschliffenen Gesang perfekt mischt. Und so geht fas Album weiter: blumige Harmonien, die sich elegant über Akustikgitarren legen, und eine recht sparsame, aber effektvolle Instrumentierung. Das Trio macht klar, dass der Song, die Arrangements und die Gesangseffekte im Mittelpunkt stehen. „Julia“, ein Song über eine schwierige Vater-Tochter-Beziehung, ist ein echter Ohrwurm.