Nach einem Jahr, in dem Peter Gabriel zu jedem Vollmond einen neuen Song veröffentlicht hat und quer durch Europa und Nordamerika vor begeistertem Publikum gespielt hat, erscheint am 01. Dezember das langerwartete neue Studioalbum i/o.
i/o besteht aus zwölf Tracks von Anmut, Schwere und Schönheit die nicht nur Gabriels Fähigkeit, packende Songs zu schreiben, ungebrochen zeigen, sondern auch seine aufregende Stimme. Im Verlauf des Albums berühren die klugen, nachdenklichen – oft auch zum Nachdenken anregenden – Songs thematisch das Leben und das Universum. Die Verbindung mit der Welt um uns herum ist ein wiederkehrendes Motiv auf i/o („I’m just a part of everything“, heißt es im Titeltrack). Aber auch das Vergehen der Zeit, Sterblichkeit und Trauer tauchen immer wieder auf und berühren dabei Themen, die von Ungerechtigkeit und Überwachung bis zu den Wurzeln des Terrorismus reichen. Aber i/o ist keine pathetische Platte. Trotz aller Reflexion ist die Stimmung nie bedrückt. Das Album ist musikalisch ausschweifend, oft durchsetzt von Momenten der Freude und letztlich voller Hoffnung, abgerundet durch den furios-optimistischen Schlusssong Live And Let Live.
i/o wurde zum größten Teil in den Real World Studios und Gabriels Heimstudio aufgenommen. Die lange Entstehungszeit ist auch in Zusammenhang mit dem Umfang der Besetzungsliste zu sehen. Gabriel hat seinen engen Kreis an Vertrauten um sich behalten, wodurch Gitarrist David Rhodes, Bassist Tony Levin und Drummer Manu Katché erneut glänzen. Mehrere Songs tragen die Handschrift des langjährigen Weggefährten Brian Eno. Weitere Beiträge stammen etwa von Richard Russel, Pianist Tom Cawley, Josh Shpak und Paolo Fresu an der Trompete, Cellistin Linnea Olsson und Don E. am Keyboard. Gabriels Tochter Melanie steuert wie auch Ríoghnach Connolly (The Breath) Backing Vocals bei. Richard Chappell, Oli Jacobs, Katie May und Richard Evans, alle aus dem regelmäßigen Real-Word-Umfeld, verantworten Programming und diverse weitere Instrumente. Außerdem sind der Soweto Gospel Choir und der schwedische Männerchor Oprhei Drängar sowie das New Blood Orchestra unter der Leitung von John Metcalfe zu hören.
Als jemand, der dafür bekannt ist, Grenzen zu überschreiten, veröffentlicht Gabriel mit i/o nicht einfach nur ein Dutzend Songs. Alle zwölf Stücke kommen in je zwei Stereo-Mixen, dem Bright-Side Mix von Mark „Spike“ Stent und dem Dark-Side Mix von Tchad Blake. „Tchad und Spike sind zwei der Größten auf ihrem Gebiet und sie geben den Songs definitiv einen jeweils anderen Charakter. Tchad ist eher eine Art Bildhauer, der eine Erfahrung baut aus Klang und Drama. Spike liebt Sound und das Zusammensetzen von Bildern. Er ist mehr Maler.“ Beide Versionen sind auf dem Doppel-CD-Package enthalten und alternativ als jeweilss separate Doppel-LP erhältlich. Mit dem In-Side Mix in Dolby Atmos von Hans-Martin Buff, der, so Gabriel, „eine wundervolle Arbeit dabei geleistet hat, diese viel dreidimensionaleren Mixe zu schaffen“, gibt es sogar noch eine weitere Version. Sie ist im 3-Disc-Set als Bluray enthalten.
Mit der Idee, Visual Artists einzubinden, um stets ein Kunstwerk zur Begleitung neuer Musik zu machen, wird eine Idee fortgeschrieben, die schon bei US und UP umgesetzt wurde. Jedes der zwölf neuen Stücke wurde an einen bekannten Künstler oder eine bekannte Künstlerin gereicht, um eine dazugehörige Arbeit zu kreieren, ob Gemälde, Fotografie, Skulptur oder gar Knete. Mit Ai Weiwei, Nick Cave, Olafur Eliasson, Henry Hudson, Annette Messager, Antony Micallef, David Moreno, Cornelia Parker, Megan Rooney, Tim Shaw, David Spriggs und Barthélémy Toguo entstand so ein überaus beeindruckendes Team von Partnerinnen und Partnern. Eine weitere visuelle Verbindung zu Peters vergangenen Alben entsteht durch das Coverfoto. Nadav Kander machte die Aufnahme, die an frühere Motive erinnert, auf denen Gabriel – mit Ausnahme von „So“ – ebenfalls präsent, aber auf faszinierende Weise unkenntlich gemacht oder verfremdet wurde.
Und während diese Echos der Vergangenheit durch das neue Album hallen, ist i/o im Grundsatz doch eine Platte des – und für das – Hier und Jetzt. Viele der Themen mögen zeitlos sein. Aber sie sind auch Warnungen, dass unsere Zeit abläuft, sowohl auf den Planeten als auch auf uns selbst bezogen. Oder, wie Gabriel auf „So Much“ singt: „This edition is limited“.
Das lange Warten hat sich gelohnt. i/o ist ein weiteres triumphales Album.