Ellis Mano Band und Bonafide beschließen das Crossroads Festival 2024 in Bonn

Bonafide in Bonn FOTO: Peter "Beppo" Szymanski

Von Dylan C. Akalin

Schwer zu sagen, wer mich mehr begeistert hat am letzten Abend des Crossroads Festivals, das der WDR Rockpalast in der Harmonie veranstaltete. Die vielseitige Ellis Mano Band oder die energische Bonafide um ihren Bandleader Pontus Snibb? Ich muss schon sagen, selten war eine Ersatzband so stark wie die Ellis Mano Band aus der Schweiz, die kurzfristig für die erkrankte britische Singer/Songwriterin Rosalie Cunningham einsprangen.

Mit „Whiskey“ macht der Sänger mit der kraftvollen Reibeisenstimme glatt Joe Cocker Konkurrenz. Chris Ellis (Gesang und Gitarre), Leadgitarrist Edis Mano, Bassist Severin Graf, Lukas Bosshardt (Hammond Orgel und andere Keyboards) sowie Nico Looser (Drums) spielen sich jedenfalls ziemlich schnell in die Herzen der Zuschauer. Manos erstes Gitarrensolo mit schnörkellosem, leicht verdoppeltem Sound ist jedenfalls schon mal eine Andeutung, dass wir mehr von ihm zu erwarten haben. Der Mann mit dem Rauschebart und dem Pork Pie an der Orgel sorgt hier noch zurückhaltend für Soundteppiche im Hintergrund während Graf richtig geile fette Melodielinien unter die Drums legt.

Ellis Mano Band in Bonn FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

An Robben Fords Eleganz erinnert dann das Gitarrenintro, das Mano auf der Fender Strat zu „Turtle“ spielt, rockig, aber tänzerisch, geschmackvoll und virtuos, während die Trommel schmatzend den Saal erobert. Die Band weiß es, Spannungen zu erzeugen, Lukas Bosshardt sorgt mal zittrig abgehackte Akkordfolgen, bluesige Orgelsounds, lässt Kirchenorgel gewaltig aus der Tiefe emporsteigen, spielt leuchtend-leichte E-Piano-Parts a la Doors oder zaubert entrückte Sounds aus seinen Maschinen. Der Mann ist einfach ein Hammer!

„Badwater“ verknüpft keltische Weisen mit hardrockigen Melodien, die bisweilen an Guns N’ Roses erinnern, übrigens auch Sänger Chris Ellis hat es drauf, zu kreischen wie Axl Rose. „These Voices“ wiederum liegt zwischen dem bodenständigen Stil von Dire Straits und dem Psychedelic Rock durchsetztem Bluesrock der Steve Miller Band, und „Bad News Blues“ wieder erinnert im Einstieg an den Rhythm N Blues einer Zappa Band. Das alles verknüpft die Truppe zu einem ganz eigenen kurzweiligen Rock Stil voller Musikalität. Prädikat: mehr davon!

Bonafide

Es sind schon zehn Jahre her, dass Pontus Snibb, Mastermind, Sänger und Leadgitarrist von Bonafide, mit Anders Rosell (Guitar), Martin Fässberg (Bass) und Niklas Matsson (Drums) in Bonn waren. Danke also an den Rockpalast, vor allem WDR-Redakteur Peter Sommer, dass die Band aus dem schwedischen Malmö mal wieder hier gastiert. Für Sommer ist es mutmaßlich das letzte Mal, dass er nach 41 Staffeln Crossroads, hier im Übertragungswagen gesessen hat. Ab 1. Mai geht der Mann in den Ruhestand. Vielleicht sieht man ihn dann ja mal im Konzertsaal. Vielen Dank für eine tolle Festivalreihe, lieber Peter!

Bonafide waren wieder einmal voller Energie. Und doch haben wir sie hier in der Harmonie schon ausgelassener erlebt. Vielleicht sind es die Kameras, die es nicht zulassen, dass Pontus Snibb mit der Gitarre durchs Publikum läuft und seine rockige Entschlossenheit diesmal auf den Bühnenraum beschränkt.

Bonafide in Bonn FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Dennoch: Am Ende grölen alle „Fill Your Head With Rock“ mit, in Schweden ist das längst sowas wie die Stadionhymne der Rockfans. Die Band spielt ein buntes Set aus allen Alben, auch aus dem neuen. Klassischer Rock, der an AC/DC, Deep Purple und Status quo erinnert, bisweilen sogar an Bachmann Turner Overdrive.

„Dirt Bound“ und „Hard Livin‘ Man“ sind Garanten für gute Stimmung, „50 Cent Millionaire“ ist ein fantastischer Boogie-Woogie-Rock, und „Hero To Zero“ hat sogar was von einer Stadionhymne a la Bon Jovi. „Suburb Baby Blues“ hat mir mit dem leichten R’n’B schon auf „Bombo“ gut gefallen, „Rumble“ hat viel AC/DC in sich und „Loud Band“ Passagen, in denen das Publikum die Faus oder den Teufelsgruß in die Höhe strecken und „Hey, Hey, Hey“ brüllen können.

Bonafide in Bonn FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Pontus Snibb und die Band geben jedenfalls alles, Severin Graf bietet im weißen 70er Jahre-Disco-Anzug auch etwas für die Kameras. Seit Pontus die Band 2006 in Malmö gegründet hat, gibt’s für ihn nur eine Mission: dem Hardrock zu huldigen und seine Wurzeln, die im elektrischen Blues und frühen R&B liegen, zu ehren. Ihr Song „Fill Your Head With Rock“ wurde vom Classic Rock Magazine zu einem der besten Songs des Jahres 2011 gekürt. Seitdem müssen sie auf jedem Konzert gespielt werden. Es ist der letzte Song im regulären Set. Die schleppenden Rhythmen von „Night Time“ spielt Graf mit nacktem Oberkörper, die Band gibt hier nochmal alles, was in ihr steckt, müssen sie auch, denn Drummer Niklas Matsson treibt die Jungs ordentlich an mit seinen harten Schlägen. Ein fulminanter Schluss an einem starken Abend.

Bonafide in Bonn FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Bonafide in Bonn FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Ellis Mano Band in Bonn FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Ellis Mano Band in Bonn FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Ellis Mano Band in Bonn FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Ellis Mano Band in Bonn FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski