Manu Katché bietet dem Publikum in der Beethovenhalle Bonn ein Konzert, das die Sinne anspricht. Das Publikum wollte ihn am Donnerstagabend gar nicht mehr von der Bühne lassen.
Von Cem Akalin
Man hätte ihnen noch ewig zuhören mögen. Manu Katché und seine Band haben am Donnerstagabend die Beethovenhalle für sich eingenommen. Und dass das gar nicht so einfach ist, wissen wir. Schon optisch. Die Bühne war noch ein erhebliches Stück in den Saal hinein erweitert worden. Dahinter hingen verschieden große Leinwände, auf den Bilder, Muster, Farbarrangements projiziert wurden. Das Konzert sprach also auch die optischen Sinne an. Und der Sound war tatsächlich gut eingestellt, jedenfalls, wo ich saß hatte ich einen hervorragenden Klang. Dass die Bläser manchmal etwas viel Hall hatten, war vielleicht gewollt. Gestört hat es mich nicht.
Was aber diese Band so ausmachte, war ihre Eleganz. Diese Feinheit und Grazie im Drumspiel Katchés, das er sich trotz energischem und kraftvollem Schlagzeug stets bewahrte, übertrug sich auf alle Spieler. Ellen Andrea Wang hatte einen schönen, satten Basssound, Tore Brunborg liegt mit seinem Stil am Saxophon so zwischen Bob Mintzer, David Sanborn und Jan Garbarek, Jim Watson ist am Klavier, E-Piano und der Hammond-Orgel sowas wie eine Säule der Stärke mit seiner sehr kompetenten Effizienz. Und der Italiener Luca Aquino an Trompete/Flügelhorn ist einer, der mit dem Feuer des Pop Bop spielt und keine Berührungsängste zum Blues hat.
Katchés Stücke, hauptsächlich vom neuen Album „Unstatic“ wie der Ohrwurm „Daze Days“, aber auch einiges aus seiner ECM-Zeit, klingen live noch dynamischer und kraftvoller. Das mag auch dem Sound geschuldet sein. Seine Trommeln sind hart eingestellt, die Snare schnarrt nicht, sie klingt schon fast wie Timbales. Das alles erfordert äußerst präzises Spiel. Da wird nicht geschlurrt. So dicht der Sound auch ist, es ist diese melodiöse Spielweise, das Ausnutzen der unterschiedlichen Klangfarben und der Lautstärke, was Katchés Spiel so gewandt macht.
Selbst in funkigen Stimmungen bleibt die Band entspannt, als würden sie im heimischen Studio jammen, markante Themen nehmen sie lustvoll auf und lassen sie sich völlig organisch entwickeln. Keyboarder Jim Watson ist wirklich ein ständiger Ansporn, vor allem mit seinen Fender Rhodes-Soli, in denen er vom butterweichen Akkord sich in ungehemmte Fahrt bringen kann – das wirkt alles völlig mühelos wie er sich in der Jazz-Welt bewegt.
Mit „Rose“ als zweiter und letzter Zugabe wählte Katché eines der Stücke vom Album „Neighbourhood“, das noch am ehesten zu seinem „Unstatic“-Stil passt: Ein unaufgeregtes Werk, bei dem die Melodie die Königin ist, und mit dem sich die Band nochmal glanzvoll in Szene setzen konnte – als hervorragend, ja, harmonisch miteinander kommunizierende Truppe. Und Watson legte hier sein vielleicht bestes Solo des Abends hin. Sehr ausgefuchst, virtuos und ausgewogen im Spiel der Harmonien.