Von Dylan C. Akalin
In ihrem neuesten Gemeinschaftswerk „Utopia“ erkunden Roman Leykam, Frank Mark und Frank Meyer eine reiche Klanglandschaft, die die Grenzen zwischen Ambient-, elektronischer und experimenteller Musik verwischt. Die Synergie des Trios ist auf dem gesamten Album spürbar und schafft ein zusammenhängendes und eindringliches Hörerlebnis.
„Market of Buried Emotions“ beginnt mit sphärischen Sounds, entrückten Sounds und elektronischen Rhythmen. Ein Soundtrack zu einer Weltraumsage. Die E-Bow-Gitarre fügt eine ätherische Qualität hinzu und erzeugt ein Gefühl emotionaler Tiefe und Introspektion. „Rush Hour“ beginnt mit Sounds, die wie Luftblasen aus den Tiefen des Ozeans zu kommen scheinen. Sanften, pulsierenden Basslinie zwischen den hastigen Beats und der ruhigen Unterströmung evoziert das Chaos und die Ordnung einer ebenso entrückten wie geschäftigen Stadtlandschaft auf einem fremden Planeten.
Metallische Rhythmen und spacige Gitarren starten in „Lost in Repetition“. In die hypnotischen Loops webt Leykams Gitarrensynthesizer weitere Soundschichten und verstärkt den hypnotisierenden Effekt, der den Hörer in einen meditativen Zustand versetzt und die Schönheit der Monotonie hervorhebt.
„Raging Vanity“ beginnt wie die Musik zu einem Science-Fiction Horror. Rätselhaft und unheimlich. Der Grundtenor wird aggressiver, elektronische Elemente fügen weitere Komplexitätsebenen hinzu und machen diesen Track mit seinem dynamischen Zusammenspiel und seiner rohen Energie zu einem herausragenden Stück.
„The Unsuitable Community“ zeichnet sich durch eine grüblerische Atmosphäre mit langsamen, bedachten Beats und einer melancholischen Gitarrenmelodie aus. Die elektronischen Basslinien sorgen für eine erdende Kraft, die den Track sowohl isoliert als auch verbunden erscheinen lässt und den Kampf widerspiegelt, sich in gesellschaftliche Normen einzufügen.
„Room Full of Mirrors“ ist mit über sieben Minuten der längste track auf dem Album und wohl der introspektivste. Die Schichten aus Synthesizer und Gitarre, die an tibetische Kloster erinnernden Glocken erzeugen eine nachdenkliche, fast traumhafte Atmosphäre – eine surreale, vielschichtige Erfahrung, sich in einem „Raum voller Spiegel“ zu befinden.
„Artificial Debate“ beginnt mit Tribaldrums in einem luftleeren Raum. Als wäre man in einem dunklen, nicht zu erfassenden Raum, und die Sounds, die abgehackte Gitarre, die industriellen Geräusche, scheinen aus dem Nichts zu kommen. Im zeitlosen Zustand entsteht ein Gefühl der Dringlichkeit.
„Feeding the Insatiable“ – sehr industrial. Dieser Track erforscht dunklere Themen mit einer unerbittlichen Basslinie und bedrohlichen Gitarrenklängen, die sich immer wieder aus einer beunruhigendem, diffusen Klangcollage herausschälen. Die elektronischen Elemente wirken sowohl räuberisch, als auch verzehrend und erzeugen eine Atmosphäre unersättlicher Begierde und endloser Verfolgung.
„Undesirable Longings“ baut sich ganz allmählich auf, Textfetzen, eindringliche Melodien und Umgebungsgeräusche werden übereinanderschichtet. Die ausgedehnte Länge ermöglicht eine sich entwickelnde Erzählung, die ein Gefühl von Sehnsucht und unerfüllten Wünschen vermittelt.
„Intrinsic Motivation“ beendet das Album auf einem Höhepunkt und ist erhebend und energetisierend. Das Zusammenspiel zwischen Leykams E-Gitarre und Meyers Synthesizer schafft ein harmonisches und inspirierendes Finale, das den Antrieb und die Leidenschaft einfängt, die den kreativen Prozess antreiben.
„Utopia“ ist ein Album, das man sich mehrmals anhören muss, um die Tiefe und Nuancen jedes Stücks voll zu würdigen. Leykam, Mark und Meyer haben ein reichhaltiges Klanggeflecht geschaffen, das den Hörer herausfordert und ihm gleichzeitig ein zutiefst lohnendes Erlebnis bietet. Die Verschmelzung von elektrischen und elektronischen Elementen ist nahtlos und die emotionale Bandbreite, die das gesamte Album abdeckt, ist beeindruckend. Für Fans von Ambient- und Experimentalmusik ist „Utopia“ ein Muss, denn es zeigt das Innovationspotenzial dieses talentierten Trios.