Rock? Ja. Auch. Mit jazzigem Antlitz. Steve Winwood, Grammy-Gewinner, Singer-Songwriter und Multi-Instrumentalist, zu dessen bemerkenswerter Karriere Stationen mit der Spencer Davis Group, Traffic, Blind Faith und Go gehören, lädt die gut 3000 Fans auf dem Bonner Kunst!Rasen auf eine Reise der Erinnerungen ein. Ein wunderbarer Abend.
Von Mike H. Claan
Steve Winwood ist nicht gerade das, was man einen auffälligen Frontmann nennt. Seine Performance konzentrierte sich auf die Hits seiner Karriere, an denen er ja einiges zu bieten hat. Hinzu kommt, dass der Mann mit der Brille und dem unauffälligen hellen Hemd eine großartige Begleitband mitgebracht hat.
Als die Show mit „I’m a Man“ aus der Phase mit der Spencer Davis Group beginnt, weiß das Publikum sofort, wohin die musikalische Reise gehen würde an diesem Abend. Der Start mit dem ominösen Orgelriff, den Santana-ähnlichen Rhythmen, die Perkussionist Edwin Sanz und Drummer Richard Bailey aus dem
Handgelenk schütteln, treffen bei den Zuschauern gleich den Wipp-Nerv.
Und dann diese Stimme! Schon als blutjunger Bursche faszinierte Winwood mit seinem Vokalausdruck, rauh und dennoch klar in den hohen Lagen, eine Mischung aus Ray Charles und Peter Gabriel.
Voller hymnischer Emotionen
Winwood wechselte von der fetten Hammondorgel zur Gitarre, um Blind Faiths „Can not Find My Way Home“ zu spielen, eine Melodie mit einem jazzigen Intro. Der Song, einer der besten im Katalog des 70-jährigen Engländers, ist voller hymnischer Emotionen, selbst wenn Winwood sich mittlerweile etwa schwerer tut, die hohen Töne zu treffen, ist es ein wunderbarer Moment an diesem Sommerabend. Es folgen eine bluesige Version von Blind Faiths „Had To Cry Today“ und Traffic’s „The Low Spark von High Heeled Boys“, das Platz für eine spacige Band-Jam lässt.
Das Set endete mit Winwoods größtem Hits aus den 80er Jahren: „Higher Love“, das er mit einer kleinen kirchenähnlichen Orgel beginnt und so dem Song ein Gospel-Feeling verlieh. Zwei Zugaben gewährte Winwood den Fans: eine mitreißende Version von Traffic’s „Dear Mr. Fantasy“. Einer der vielen Höhepunkte der Show, auf dem die Band nochmal ihre ganze Klasse unter Beweis stellte und Winwood ein wirklich heftiges Gitarrensolo spielte.
Mit dem „Gimme Some Lovin“ von der Spencer Davis Group erfüllte Winwood sicherlich den Wunsch der vielen Fans, ein Song, der die Menge tanzen und überschwänglichen mitklatschen ließ. Fazit: Man hätte der Band noch mindestens eine Stunde länger zuhören mögen.