Die Dreadlocks sind weg, und einen Zylinder trägt Wille Edwards auch keinen mehr. Wille And The Bandits hatten vor zwei Jahren schon beim Crossroards Festival des WDR Rockpalasts begeistert. Am Montagabend sind in der Harmonie Bonn nicht ganz so viele Leute da. Merkwürdigerweise. Denn das britische Trio ist einfach ein musikalischer Waldbrand. Wille (Vocals und Gitarren), Matthew Brooks (Sechssaitiger E-Bass und Stehbass) und Andrew Naumann (Drums) brennen für ihre Musik. Ein schlicht geiler Rockabend!
Von Mike H. Claan
Was Wille da mit seiner Guild Westerngitarre macht, ist sowieso schon mal total wahnsinnig. Der Kerl malträtiert sie wie einst Jimi Hendrix, lässt sie jaulen, schreien, kreischen, jammern. Mal zupft er sie filigran wie ein Folksänger, streichelt sie wie ein Countrymusiker, schlägt sie wie ein düsterer Messias des Blues oder quält sie eben wie ein Rocker. Er jagt den Sound über etliche Effektgeräte, die er vor sich liegen hat und singt sich die Seele aus dem Leib. Mit seiner Reibeisenstimme, die irgendwo zwischen Chris Cornell und Tom Waits schwingt, hat er das Publikum eh schnell für sich eingenommen.
Und dann kommt dieser eigenartige Bluesrock. Ja, natürlich ist der Blues die Klammer, die Mutter der musikalischen Bastarde. Wille And The Bandits destillieren ihr Gebräu aus allen möglichen Sparten, nur hochprozentig muss das Zeug sein. Tango, Folk, Flamenco, Reggae, Bluegrass wandern in den großen Topf und werden zum Sieden gebracht, bis ein Konzentrat entsteht, der ihre Musik ausmacht.
Mit einem klaren Basssolo, das wie eine gezupfte Akustikgitarre anmutet, startet die Band in „Bad News“. Doch die Melancholie weicht schnell den fetten Rockriffs und Willes rauen Gesang. Der Song weist einige Tempowechsel und Breaks auf, und Willes Stimme kommt ebenfalls in den lauten Passagen gut zur Geltung. Das Publikum ist schnell auf Betriebstemperatur.
Auch „Miles Away“ vom jüngsten Album „Steal“ hat diese ungeschliffene Rohheit, die sich über die Melodie legt und die dem Zuhörer so einen Schauer über die Haut laufen lässt. Der Bass bohrt sich systematisch in die Magengrube, Wille singt den Chorus sanft, während die Gitarre sich immer schriller meldet und dann mit einem jaulenden Klagen davonfliegt.
An diesem Abend erinnert mich das Trio manchmal auch an die späten Dire Strait. Etwa „Scared of the Sun“ hat diese angespannte Zurückhaltung im ersten Teil, wo sich der sanft-rauhe Gesang über den leichten Sounds legt, um dann umso fetter in der ersten Bridge loszulegen. Auch „1970“ in der Zugabe könnte durchaus als Dire Straits-Songs durchgehen, wenn die Band nicht diese zügellose Rücksichtslosigkeit in ihrem Gesamtausdruck hätten. Übrigens hat die Band auch eine hervorragende Version von „Money For Nothing“ im Repertoire. Auf „Scared of the Sun“ spielt Wille auch noch so eine unverschämt epische Steelgitarre, dass die Harmonie in kollektiver Gänsehautstimmung fast erstarrte.
„Angel“ hat sich längst zu einem Pflichtprogramm auf der Setliste entwickelt. Das Instrument erinnert von seiner Grundstimmung manchmal an Luther Allisons „Serious“ und hat dennoch mehr Spannungsbögen.
Wille And The Bandits – hoffentlich sehen wir sie wieder in Bonn. Ein unvergesslicher Abend!