Disentertainment-Abend im Bla Bonn: Mit Karlsson aus Köln und Señor Karōshi aus Trier stehen gleich zwei Bands aus dem Roster des kleinen, feinen Bonner Labels auf der Bla-Bühne, die ein brandneues Album aus dem Katalog des im Gepäck haben. Entsprechend „unverbraucht“ ist der Abend – und vollgepackt mit schönen Überraschungen.
Von Freda Ressel
Keiner mag von Supportband sprechen, als Karlsson diesen Abend eröffnen. Schon allein, weil einem beim Betreten des Ladens ein Fernseher mit dem Albumdesign der Band entgegenflackert und ein riesiges Backdrop mit dem Bandschriftzug auf der Bühne hängt, möchte man eher von Doppelheadliner-Show reden. Die vier Kölner haben einen großen Teil des Publikums hergelockt, nachdem der letzte Bla-Auftritt im Vorprogramm von Schreng Schreng und La La bereits ein Jahr zurückliegt.
Im Bla wird ausgelassen getanzt
Ihr Set beginnen sie mit der ersten Single „Schwule Könige“ des neuen Albums „Rauhfaseridyll“ das wir an anderer Stelle schon besprochen haben (REVIEW) und haben mit ihrem melodischen Indie-Punk das Publikum sehr schnell auf ihrer Seite. Im dicht gefüllten Bla wird vor der Bühne ausgelassen getanzt, und auch die Band macht einen gut gelaunten Eindruck. Das liegt sicher auch an der Tatsache, dass Sänger und Bassist Kilian seinen Geburtstag auf der Bühne verbringt, was vom Publikum im Laufe des Abends mit einem beherzten Geburtstagsständchen honoriert wird.
Die Band hat seit dem Release des Albums bereits ein paar Shows gespielt, die Songs sitzen also, und die Band wirkt entsprechend gelöst. Gerade die schnellen Songs wie „Hey Belane“ und „Der alte Boxer“ kommen gut an, leider sind aber aufgrund der Raumverhältnisse die Texte nicht ganz so gut zu verstehen. Als geschmacksicher erweist sich die Band, als sie eine fantastische Coverversion des Weakerthans-Klassikers „Aside“ aus dem Ärmel schüttelt. Das Set beenden sie mit dem Opener des Albums „Südamerika“, der auch live wohl ihr stärkster Song ist.
Señor Karōshi bringen ihr Album „…oder deswegen“ mit
Karlssons Label-Kollegen Señor Karōshi bringen ihr Album „…oder deswegen“ mit, das ebenfalls ganz frisch auf dem Markt ist. Das Trio spielt krankheitsbedingt das Konzert mit Ersatzdrummer, die Musiker lassen sich dadurch aber nicht bremsen, sondern starten direkt mit voller Kraft in ihr Set.
Musikalisch sind sie etwas lauter und schneller unterwegs als Karlsson, hauen in die Kerbe von Bands wie Turbostaat oder Muff Potter und setzen eher auf Energie als Melodie. Die Band wirkt sympathisch, nimmt etwa das riesige Karlsson-Banner in ihrem Rücken mit Humor und versucht es vergeblich mit einem 10×10 Zentimeter Señor Karōshi-Sticker zu überdecken.
Viele neue Ohrwürmer
Bei der Single „Motte“ lassen sie das Publikum mitsingen, als kleines Bonbon gibt die Band den Schreng Schreng und La La-Klassiker „Dein Platz an diesem Tisch ist darunter“ zum besten, der sich auch auf dem Album findet. Dabei kommt zur Unterstützung Karlsson-Kilian nochmal auf die Bühne, und was an Textsicherheit fehlt, wird mit Passion wieder wettgemacht – nicht so weit weg von den Konzerten des Originals eigentlich. Auch die anderen Señor Karōshi-Songs überzeugen, auch wenn auch hier Band die Texte nicht immer gut zu verstehen sind.
Alles in allem ein runder Abend – zwei Bands mit ähnlichem Spirit und unterschiedlichem Sound, viel neue Musik und ein nettes, begeisterungsfähiges Publikum gepaart mit der verlässlich schönen Atmosphäre im Bla sorgen dafür, dass doch einige noch die Aftershowparty genießen und mit vielen neuen Ohrwürmern nach Hause gehen.