Ein einziger Genuss: Joshua Redman Quartet „Come What May“

Joshua Redman Quartet
Come What May
Label: Nonesuch (Warner)

Von Dylan Cem Akalin

Der Saxophonist Joshua Redman hat in Interviews vor Veröffentlichung seines neuen Albums „Come What May“ über das „Maß an Vertrauen und Einfühlungsvermögen, sowohl musikalisch als auch persönlich“ gesprochen, das es in seinem Quartett gebe. „Es  ermöglicht dir, wirklich entspannt und frei zu sein“, sagte er. Redman war mit Pianist Aaron Goldberg, Bassist Reuben Rogers und Schlagzeuger Gregory Hutchinson von 1998 bis 2001 praktisch ständig auf Tour, und sie sind in Kontakt geblieben. Redman hatte bereits 2014 wieder Kompositionen für dieses Quartett geschrieben, aber es dauerte bis Oktober letzten Jahres, bis sie wieder in ein Studio gingen, um die sieben Stücke auf diesem Album aufzunehmen. Sie schließen eine echte Lücke: Die letzte gemeinsame Aufnahme dieser Truppe stammt aus dem Jahr 2000.

Die Kompositionen stehen in einem traditionellen Bebop-Kontext. Sehr gestrafft, konzentriert. Und tatsächlich sagt Redman selbst, dass die Wiedergeburt des Vinyl ihm eine besondere Herausforderung bereitet habe, nämlich in weniger als 45 Minuten wieder zu sagen, was zu sagen ist.

Das Album ist ein einziger Genuss, das an die Ära 1998-2001 des Quartett nahtlos ansetzt. Die Stücke sind von sehr unterschiedlichen Grooves, und das ist der Reiz dieses Albums: seine Vielfältigkeit. „Stagger Bear“ zum Beispiel hat einen cleveren kleinen Kick im Grundrhythmus, eine Art geduckter Charleston. Und dann gibt es immer wieder Momente, die wie Deja vus wirken. Der Titeltrack „Come What May“ erinnert bisweilen an Jaki Byard und Stan Getz, „DGAF“ hat mit dem Call-and-Response mit den Trommeln zu Beginn und der Spielfreude etwas von den Hardbop-Jahren Donald Byrds, Jackie McLeans und Lee Morgans.

Gregory Hutchinson sorgt für ein kraftvolles, druckvolles, präzises und dennoch immer risikofreudiges Drumming. Aaron Goldbergs Anschlag und Artikulation am Klavier ist geprägt von rhythmischer Unabhängigkeit und einer wunderbaren Komplementarität der Hände. Sein Solo auf „I’m Go Mine“ ist etwas ganz Besonderes. Auf „Vast“, dem letzten Track des Albums, setzt er den wunderbaren Trick um, mit abklingenden, voneinander unabhängigen Fetzen zu beginnen, die nur aus zwei oder drei Noten bestehen und fängt an, sie zu verbinden und in eine fabelhafte Architektur einzubauen.

Der Titeltrack ist eine harmonisch durchstreifende Balladensequenz, und Bassist Reuben Rogers bildet den schweren Anker der Band. Wenn er als Solist auftritt, erinnert er daran, was für ein maßgeblicher Bassist er ist. Es ist alles hervorragend untertrieben. Sein Motto: Weniger ist mehr.