Jacob Brass legt mit „Circletown“ sein drittes Album vor, und wenn man’s nicht wüsste, würde man nicht unbedingt darauf kommen, dass der 34-Jährige aus München ist. Der Singer/Songwriter macht Musik auf internationalem Niveau, sehr sparsam instrumentiert, klug arrangiert zu einem Gesang, der zwischen Douglas Firs und Chris Martin liegt. Ab heute in den Plattenläden!
Von Dylan Cem Akalin
Das ist Singer/Songwriter-Musik, die nicht rückwärtsgewandt ist, auch wenn da natürlich durchaus Einflüsse von Nick Drake oder den Beatles durchklingen. Jacob Brass macht Musik, die junge Leute ansprechen dürfte, weil sie in ihrer Melancholie so divergent ist.
Brass besingt familiäre Bindungen mit poetischen Worten, schafft mit wenigen Beschreibungen eine atmosphärische Sogwirkung, wenn er etwa von Erinnerungen singt, die sich wie verwaschene, verstaubte Bilder anfühlen. Natürlich kommen auch Liebe und Trennungsschmerzen in seinen Balladen vor. Er singt von Glücksmomenten, von Verlust und Verbundenheit. Das kann dann auch mal luftig wie in „Avalanche“ klingen, wie ein schwermütiger Coldplay-Song („Thailand“) oder intim wie bei einem Wohnzimmer-Konzert („Circletown“).
Man kann sich gut vorstellen, dass diese Songs in einer gewissen Abgeschiedenheit entstanden sind. „Manche Stücke wurden in einem Take ohne Unterbrechung eingespielt, um sie möglichst lebendig wirken zu lassen. Anderes wurde auf einer 70er Jahre Bandmaschine aufgenommen, um den natürlichen Klang der Aufnahme zu bewahren“, beschreibt er selbst. „Eins war diesmal klar: Es soll bei diesem Album kein anderes Ziel verfolgt werden, als so echt, persönlich und unverfälscht wie möglich zu klingen. Ohne Einfluss von außen, allein von Innen kommend.“ Es ist kein Album, das dich im Sturm erobert. Man braucht selbst Ruhe, um sich darauf einzulassen. So wie die selbstanklagende Klavierballade „Run Away“, die sich ganz langsam festsetzt. Ein schönes Album voller zarter musikalischer Blüten und sehr persönlicher Einsichten.
Es ist bereits Jacobs dritte Veröffentlichung nach dem Album „A Stubborn Child“ 2011, mit dem er als Support für viele nationale und internationale Künstler wie Katie Melua, Tina Dico, Ron Sexsmith oder Rea Garvey lange auf Tour war, und der „Somewhere In Between“ EP 2014. In den darauffolgenden Jahren hat der Sänger sich anderen Dingen gewidmet, war Teil der Liveband eines deutschen Popstars, als Musikcoach bei einer Fernsehsendung oder hat Filmmusik für Amazon Produktionen geschrieben.