Im Rahmen des Liedermacher-Sommers hat das Bonner Pantheon Theater Dota Kehr und ihre Band geladen. Der Abend zeigt, wie man mit Herzblut und dem unbändigen Willen zur künstlerischen Unabhängigkeit Menschen begeistern kann.
Von Freda Ressel
Es ist ein heißer Frühsommermontag in Bonn. Dota, die Berlinerin, die bereits seit einiger Zeit dem früheren Beinamen Kleingeldprinzessin entwachsen ist und mit ihrem aktuellen Album „Keine Gefahr“ im letzten Jahr die Top 15 der Albumcharts geknackt hat, ist entsprechend sommerlich in ein rotes Kleid mit Blumenhaarschmuck gewandet. Die Bestuhlung des Saals ruft bei ihr belustigte Irritation hervor: Ob man das Publikum jetzt siezen müsse, oder ob das nur für Veranstaltungssäle mit nummerierten Plätzen gilt, diese Frage treibt sie den ganzen Abend um.
Überhaupt redet sie sehr viel, spontan von der Leber weg, und wirkt dabei sehr sympathisch, wenngleich überraschend aufgeregt. Schließlich ist sie ein „alter Hase“ und schon seit 2003 mit dem nach ihr benannten Projekt unterwegs. Dass sie dennoch erst jetzt langsam zu der verdienten Bekanntheit gelangt, hat sie ihrem erfrischenden Hang zu verdanken, sich um jeden Preis ihre künstlerische Unabhängigkeit zu bewahren – sie veröffentlicht zum Beispiel bis heute auf ihrem eigenen Label „Kleingeldprinzessin Records“ und kann sich so abseits des Single-orientierten Mainstreams mit ihren eher an Dichtung als an Popmusik erinnernden Texte und ihrer Seelenschmeichlerstimme bequem machen.
Die Songs des neuen Albums werden heute im Mittelpunkt stehen. Die Band, bestehend aus Jan Rohrbach (Gitarre), Janis Görlich (Schlagzeug) und Jonas Hauer (Keyboards), fühlt sich sichtbar wohl mit dem neuen, etwas elektronisch geprägten Sound. Dota spielt dazu entweder Akustik-Gitarre oder gibt sich beim Singen gut gelaunt ihrem Tanzdrang hin, manchmal macht sie auch Ausflüge an den Synthesizer. Der „Stehplatz-Meter“ vor der Pantheon-Leuchtwand links von der Bühne, auf den Dota zu Beginn des Konzertes hinweist, füllt sich langsam, aber stetig, denn einige der Songs sind verdammt tanzbar und eigentlich zu schade, um im Sitzen genossen zu werden.
Vor der Pause spielt Dota noch ein paar Songs solo, was vor allem von den vielen Fans der ersten Stunde im Saal begeistert angenommen wird. Sowohl das clever-kapitalismuskritische „Geld verdirbt den Charakter“ als auch das lustige „Bald fang ich wieder an“ sind etwas bissiger und in der „klassischeren“ Liedermachertradition stehend als die bandlastigen Stücke der letzten Alben. Der wahrscheinlich wichtigste Song des Abends bleibt aber „Grenzen“, in dem sie sich auf ebenso direkte wie schlaue Art gegen jede Form von Nationalismus und für zwischenmenschlichen Respekt ausspricht.
Die Kleingeldprinzessin singt gerne
Ihre jahrelange Verbundenheit mit der brasilianischen Musik bringt sie mit zwei übersetzten Stücken von Chico César und Adoniran Barbosa zum Ausdruck. Außerdem gibt es brandneue Stücke und „Den lieben langen Tag“ zu hören, ihrem Beitrag auf der Kinderlieder-Compilation „Unter meinem Bett 2“.
Und weil Dota, wie sie immer wieder betont, nun mal so gerne singt, spielt sie mehrere Zugaben vor dem inzwischen gänzlich stehenden Publikum, das spätestens bei der aktuellen Single „Rennrad“ dem Sitztanz überdrüssig wurde. Und so tanzen und singen Dota auf der Bühne und die Menschen im Saal gemeinsam zu den sanft-sommerlichen Liedern, und die frage nach dem „Du“ ist ein für alle mal geklärt – hier sind alle Freunde.
Weitere Liedermacher-Sommer-Termine im Pantheon:
31.5. Simon & Jan und ihre Lieblingsliedermacher: mit Stoppok, C.Heiland und Toni Mahoni Band
16.6. Götz Widmann
8.7. Falk & Jakob Heymann.
Im Programm finden Sie neben jedem Termin einen direkten Link zum Onlineticket.