Don Airey drückt auf die Tube: „Pushed to the Edge“ ist ein Hard Rock-Meisterwerk

Don Airey: Deep Purple in Bonn FOTO: Peter "Beppo" Szymanski

Don Airey, der legendäre Deep Purple-Keyboarder, liefert mit Pushed to the Edge ein Soloalbum ab, das keine Wünsche offenlässt. Vom ersten Takt an zieht der 76-Jährige alle Register: Energiegeladener Hard Rock, epische Klanglandschaften und die brillante Zusammenarbeit mit Simon McBride und Carl Sentance machen dieses Album zu einem echten Rock-Juwel. Wer gute Musik liebt, muss dieses Meisterwerk hören!

Von Dylan C. Akalin

Was ist das denn für ein geiles Album? Ich bin vom ersten Takt an geflasht. Was ist los mit Don Airey? Ist ihm Deep Purple zu zahm geworden?  „Pushed to the Edge“, sein Soloalbum, das am 28. März 2025 erscheint, ist jedenfalls ein echtes Juwel für alle, die guten Hardrock lieben. Der 76-Jährige, der seit mehr als zwei Jahrzehnten als Keyboarder von Deep Purple weltweit bekannt ist, hat sich mit seinem aktuellen Projekt erneut als vielseitiger Musiker und Komponist bewiesen.

Mit „Pushed to the Edge“ präsentiert der Keyboard-Virtuose ein Werk, das nicht nur die treuen Fans von klassischem Hard Rock anspricht, sondern auch neue musikalische Territorien erschließt. Das Album umfasst elf Tracks und lässt sich als Mischung aus kraftvollem Hard Rock und melodischen sowie progressiven Elementen beschreiben. Airey hat das Album selbst produziert, und das Ergebnis ist ein vielschichtiges und eindrucksvolles Werk, das von ihm und seinen talentierten Mitmusikern in bester Spielfreude präsentiert wird.

Spitzenmäßige Mitmusiker

Das Album eröffnet mit der ersten Single „Tell Me“, einem mitreißenden Rocksong, der gleich zu Beginn das Tempo vorlegt: Energiegeladene Gitarrenriffs von Simon McBride, der ja mittlerweile den Staffelstab der Gitarristen bei Deep Purple von Steve Morse übernommen hat, und der markante, kraftvolle Gesang von Carl Sentance treffen auf Aireys charakteristisches, tiefgehendes Keyboardspiel, das dem Track eine besondere Dynamik verleiht. Besonders hervor sticht McBrides Solospiel, das von Aireys Orgel perfekt begleitet wird und den Song in den höchsten Rock-Olymp katapultiert. McBride reißt wirklich alles ab, was sich ihm in den weg stellt.

Der zweite Track „They Keep on Running“ überzeugt mit heavy Riffs, einem treibenden Rhythmus, der an das monumentale „Kashmir“ von Led Zeppelin erinnert, und einer Melodieführung, die mit einem fast progressiven Touch aufwartet. Aireys Hammond-Orgel kommt hier hervorragend zur Geltung und harmoniert perfekt mit den markanten Gitarrenlinien von McBride. Sentance‘ rauer Gesang, gepaart mit einem eleganten Arrangement und den verfeinerten Bläserelementen, verleiht dem Song eine rebellische Note, die das Album insgesamt prägt.

„Moon Rising“

„Moon Rising“ setzt mit einer epischen und fast mystischen Atmosphäre fort. Dieser Titel zeigt Don Airey von einer ganz anderen Seite und transportiert den Hörer mit einer komplexen Mischung aus sanften Passagen und intensiven Höhepunkten in eine andere Welt.

Ein weiteres Highlight ist „Rock the Melody“, ein mitreißender Rocksong, der seinem Titel alle Ehre macht. Der eingängige Refrain, kombiniert mit einem treibenden Beat und einem sensationellen Synthesizer-Solo, beweist, dass Airey auch ein Meister der Melodie und musikalischen Dynamik ist. „Flame in the Water“ folgt als emotionaler Track, der sich durch Sentance‘ gefühlvollen Gesang und Aireys fein nuanciertes Keyboardspiel auszeichnet. Die melancholische Grundstimmung wird von subtilen Gitarrenpassagen verstärkt – ein Song, der im Radio genauso gut funktioniert wie in der persönlichen Rock-Sammlung.

Don Airey FOTO: earMUSIC/Franz Schepers

In „Out of Focus“ zeigt sich Airey einmal mehr als versierter Komponist, der komplexe Rhythmen und progressiven Rock miteinander vereint. Das kaleidoskopartige Keyboardspiel bildet hier die Grundlage für McBrides virtuose Gitarrensoli. „Power of Change“, mit seinem positiven und aufbauenden Text und der hymnischen Struktur, bildet einen klaren Kontrast und spricht mit einer energiegeladenen Botschaft zur Veränderung.

„Girl from Highland Park“

„Girl from Highland Park“, ein weiteres Instrumentalstück, hebt sich als eines der prägendsten Highlights des Albums hervor. Der sanfte Pianostart und die dynamischen Keyboardelemente von Airey führen den Hörer auf eine beeindruckende Klangreise. Es ist ein Song, der stark an ein Soundtrack-Gefühl erinnert, das durch das Solo auf der Akustikgitarre von McBride eine zusätzliche Dimension erhält. Ganz anders und düsterer präsentiert sich „Godz of War“, ein Song, der klassische Rock- und Metal-Themen aufgreift und eine epische Dimension erhält. Sentance‘ Gesang und Aireys dramatische Keyboardspielweise transportieren eine fast kriegerische Atmosphäre, die im Kontrast zu den sanften Momenten des Albums steht.

„Edge of Reality“ setzt diese Atmosphäre mit einer weiteren, vielschichtigen Klanglandschaft fort. Die Kombination aus Aireys mystischen Synthesizern und McBrides Gitarrenarbeit lässt den Hörer förmlich an den Rand der Realität treten. Den Abschluss bildet „Finnigan’s Awake“, ein lebhaftes und verspieltes Instrumentalstück, an dem alle Bandmitglieder beteiligt sind. Dieses Stück zeigt die technische Virtuosität und Spielfreude der Musiker und bietet einen verspielten, energetischen Abschluss des Albums.

Tolle Produktion

Die Produktion von „Pushed to the Edge“ wurde von Don Airey selbst übernommen, und das Ergebnis ist eine klare, kraftvolle Aufnahme, die sowohl die individuelle Virtuosität der Musiker als auch das harmonische Zusammenspiel der Band betont. Mit Piers Mortimer als Toningenieur und Unterstützung von Tom Stanford und Martin Young bei der Aufnahme sowie Eike Freese für das Mixing und Mastering in Hamburg wurde das Album in den Headline Studios in Cambridge aufgenommen – ein Studio, das eine sehr natürliche und offene Klangkulisse für das Werk bietet.

Don Airey ist mit „Pushed to the Edge“ ein echtes Schätzchen geglückt. Die Zusammenarbeit mit Simon McBride, Carl Sentance und Mitchel Emms hebt das Werk auf ein neues Level. Die Mischung aus energiegeladenen Hard Rock-Hymnen, atmosphärischen Klanglandschaften und atemberaubenden Instrumentalstücken macht „Pushed to the Edge“ zu einem Meisterwerk der modernen Rockmusik.