Die Hexenmeister aus Schweden schlagen zu: Opeth im Kölner E-Werk

Mikael Åkerfeldt FOTO: Alterna2

„Sorceress“ war natürlich das Eröffnungsstück der schwedischen Hexenmeister Opeth im Kölner E-Werk – dieses progrockig durchwobene Stück, in dem akustische, schwere Metal- und Jazzelemente durchwirken. Black Sabbath trifft Camel trifft Fusion trifft … Ein neues Statement von Opeth-Boss Mikael Åkerfeldt vom aktuellen Album. Der Mann ist ja bekannt für seine Eigensinnigkeit. Vor zwei Jahren weigerte er sich noch strikt, die harten Growlingsongs zu singen.

Von Dylan Cem Akalin

Diesmal war es anders. Schon als zweites Stück kam ein älteres Stück zum Einsatz. „Ghost of Perdition“, das vom Wechsel seiner warmen, klaren Gesangsstimme und eben dem tiefem Growling lebt – und von tolles Gitarrenparts. Hier kommt diese typische Verschmelzung von Death Metal, Progressive Metal und Progressive Rock besonders gut zur Geltung.

Mit „Demon of the Fall“ ging es sogar noch weiter zurück in der Opeth-Historie. Ein Stück aus der Death Metal-Ursuppe. Aber mit dem Konzeptalbum „My Arms, Your Hearse“ (1998) zeigte Opeth ja schon, dass sie sich nicht auf gängigen Pfaden bewegen wollten. Ein fulminantes Stück mit tief gutturalen Gesängen, schweren Metallklängen und leichten Klar-Gitarrenpassagen, mit plötzlichen Wendungen und Explosionen. Das Publikum flippte aus! Ja, das war es, was es hören wollte.

Mikael Åkerfeldt FOTO: Alterna2
Mikael Åkerfeldt FOTO: Alterna2

„The Wilde Flowers“ vom neuen Album ist wieder ein Bekenntnis zum Rock der 70er Jahre mit leichten orientalischen Klangfarben. Es ist schon erstaunlich zu sehen und zu hören, wie Åkerfeldt seine Stimme mit dieser breiten Reichweite – von gutturaler Tiefe zu hohen Lagen – sowie sein präzises Gitarrenspiel beherrscht. Fredrik Åkesson ist natürlich keiner, der faul in der Ecke rumsteht, er kann shredden, lay back und Thrash aus dem Hut zaubern. Manchmal vergisst man schon fast, was für Soundschichten das Keyboard zaubert und wie wichtig es für den Sound von Opeth ist – Opeth wäre nicht Opeth ohne Joakim Svalberg. Und Bassist Martín Méndez zeigte geradezu erschreckende Geschicklichkeit auf seinem 5-saitigen Bass und war völlig im Einklang mit Schlagzeuger Martin „Axe“ Axenrot, dem man für sein Spiel nicht genug Anerkennung aussprechen kann.

Zur Mitte des Konzertes wird es dann etwas gemächlicher: „Face Of Melinda“ folgt „In My Time Of Need“ herrlichen, überbordenden Mellotron-Oasen des Glücks. Nach „Cusp Of Eternity“ nimmt die Band wieder Fahrt auf, und wie! „The Drapery Falls“ und „Heir Apparent“ vom Album „Watershet“, bei dem Åkesson erstmals zu Opeth dazu stieß, bilden in gewisser Weise ja einen Wendepunkt bei Opeth. Nach gut zwei Stunden erklingt mit „The Grand Conjuration“ bereits der letzte Song.

Mit dem fast 15-minütigen „Deliverance“ zur Zugabe zieht die Band wieder alle Register des Death Metal und Progressive-Rock: kämpferisches Schlagzeug, harten Riffs und gutturalem Gesang über eingängigen Soli, viel psychedelisches Flair, beseelte akustischen Passagen mit klarem Gesang,  überraschende Breaks. Fulminanter kann ein Abgang nicht sein.

Hinweis: Leider erhielten wir keine offizielle Akkreditierung, so dass wir lediglich ein Archivfoto mitposten können.