„My Name is Dave. It’s nice to meet you! They won’t let us play for three hours, but we play our asses off!”, sagt Foo Fighters Dave Grohl vor 85.000 Fans. Und die sollen am zweiten Tage des Lollapalooza-Festivals vor den Toren Berlins nicht enttäuscht werden.
Von Mike H. Claan und Dylan C. Akalin
Die Foo Fighters machen einfach glücklich! Liegt es an dem Hardrock, den sie melodienreich zelebrieren? An Dave Grohl, der, so scheint’s immer alles zu geben scheint, an der Band, die voller Freude spielt? Keine Ahnung. Tatsache ist, dass es zurzeit keine Rockband gibt, die ihnen das Wasser reichen könnte. Weder von Charisma noch von der Livepräsenz. Es ist mal wieder sagenhaft, wie die US-Amerikaner hier in Berlin wieder ein Ausrufezeichen setzen. Ein ganz großes!
In Berlin starten sie mit „I’ll Stick Around“ – ein Bekenntnis zur Vergangenheit. Darauf folgen „All My Life“ und, zur Überraschung vieler Fans, gleich die beliebtesten und erfolgreichsten Stücke „Learn To Fly“ und „The Pretender“ mit tollem Intro und Rock N‘ Roll-Bridge.
“Does Lollapalooza make Rock n Roll-Music? Do you want to dance?”, fragt Grohl. Klar, wollen sie. Schweißtreibend, leidenschaftlich wie gewohnt und laut! Dave Grohl und seine Jungs machen vom ersten Riff an wieder klar, warum sie die vielleicht beste Rockband sind – und es auch weiterhin bleiben wollen. Plötzlicher Break, und die Melancholie von „Pretend“ ist wieder da. Ergreifend.
Lollapalooza haben sie schon oft gespielt, sagt Grohl, schwarzes Hemd, längere Haare, aber das erste Mal in Berlin. „Big Me“ ist vom ersten Album, das Dave schon mit den Akkorden ankündigt und lange zum Publikum spricht. Was für eine Hymne. Etwas ruhiger als sonst, zunächst nur von seiner metallic-blauen Gibson begleitet, dann swingt das Schlagzeug rein. Der Song versetzt einen ganz schön zurück. Melancholie. Erinnerungen.
Und dann „Run“ mit der Aufforderung “Wake up/ Run for your life with me/ Wake up/ Run for your life with me”. Spätestens bei “My Hero” gibt es im Publikum kein Halten mehr – wenn es überhaupt welche gab, die die Band nicht bis jetzt gepackt hat. Was für ein Gänsehautmoment, als 85.000 den Refrain mitsingen! Danach wird das Tempo nochmal angezogen. Die Riffs knallen ins Publikum wie die Düsen eines Jets. Die ganze Band im Ausflipp-Modus.
Zum Song „The Sky is a Neighborhood“ vom neuen Album holt Dave Taylor Greenwood auf die Bühne:Guter Riff, gutes Refrain, toller Groove – bleibt sofort in Ohr und Hirn kleben.
Ganz neu in der Truppe ist Keyboarder Rami Jaffee. Ansonsten alles wie gehabt: Chris Shiflett und Pat Smear an den Gitarren, Nate Mendel am Bass und Taylor „Anotherone bites the Dust“ Hawkins. „There is a Dance stage over there, I wanna you be louder than the dancestage!”, ruft Grohl. Und Taylor Hawkins macht sein beliebtes Call-and-Response-Spiel. Zuvor aber macht er seinem “best Buddy” noch ein Kompliment. Dave sei nämlich der “Greatest fucking Rocker on the Planet!”. Kein Widerspruch!
Es ist Foo Fighters-Night! “Cold Day in the Sun” geht über in “Congregation”. Nach “Walk” gibt es nochmal etwas Entspannung mit “These Days”, eine Hardrockballade, die von den Beatles sein könnte, wenn es die noch gäbe. „Rope“ hat ein paar progressiverockige Passagen mit einer richtig geilen Gitarrenperformance von Shiflett.
Ein besonderer Höhepunkt: Perry Farrell performed mit den Foo Fighters den „Mountain Song“. Lollapalooza wurde ja erstmals 1991 von Perry Farrell als Abschiedstour seiner Band Jane’s Addiction organisiert. Hammer, Psychedelic! Taylor auf dem Punkt, Shiflett zum Niederknien!
Und dann Dave solo mit:
“It’s times like these you learn to live again
It’s times like these you give and give again
It’s times like these you learn to love again
It’s times like these time and time again”
Übrigens: Tolles Publikum. Tausende singen „Breakout“. „Best of You“
Und die Zeile von „Everlong” klingt wie ein Gruß des Publikums: „Hello, I’ve waited here for you/ Everlong/ Tonight, I throw myself into/And out of the red”
Der Hoppegarten ist bereits der dritte Austragungsort in drei Jahren. 2015 fand das Lollapalooza ja erstmals in Europa statt — auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof in Berlin. Wegen der dort errichteten Flüchtlingsunterkünfte musste das Lollapalooza im vergangenen Jahr aber in den Treptower Park umziehen. Nach Protesten der Anwohner zogen die Veranstalter zum Hoppegarten…