„Light Of The Moon“ könnte mit seinem stampfenden Rhythmus und dem einfachen, sich stets wiederholenden Riff aus eine Nummer von The Sweet sein. Mag sein, dass das eine Nummer ist, die live gut funktioniert. Aber das Stück hat wenig von der Finesse, die wir von Davy Knowles kennen. Seien wir gespannt, wie es auf dem neuen Album „What Happens Next“ also weitergeht.
Von Dylan Cem Akalin
Man sagt ja, dass die Schönheit des Blues in ihrer Einfachheit liegt. Diese Weisheit erfüllt sich erst beim dritten Track: wie „Roll Me“ ist eine ruhige. soulige Nummer mit einer ansprechenden Mischung aus poetischen Texten, sauberen Blues-Licks, einem schleppenden Rhythmus und genügend Dynamik, die einen packt. Dazu liefert Knowles einen inspirierenden Gesang.
Mit psychedelischen Obertönen reitet zuvor „Heartbreak Or Nothing“ auf einer Orgel und soliden Gitarrenklängen, ein Stück mit 80er-Jahre-Feeling, auf dem nur cleane und simple Riffs, Powerchords mit eingängiger Melodielinie vorherrschen.
„Devil and the Deep Blue Sea“
Für Joe Satriani ist Davy Knowles sein Lieblings-Gitarrist unter den modernen Musikern dieses Genres, Peter Frampton bezeichnete ihn als „den Revolverheld-Gitarristen des 21. Jahrhunderts“. Er zählt zurzeit als eine der heißesten Musiker der Blues/Roots-Szene. Ich finde aber, dass er diesem Ruf auf dem neuen Album nicht in Gänze gerecht wird. „Get Lucky“ ist beispielsweise so eine dynamische Nummer, die mir aber zu sehr auf Radiotauglichkeit getrimmt ist.
„Devil and the Deep Blue Sea“ erinnert mit dem Hall im Gesang und der Grundstimmung an Lenny Kravitz. Es ist ein langsames, bluesiges Stück mit einer wirklich starken Slide-Gitarrenpassage. „Wie ein Gefangener auf der Flucht holt mich meine Vergangenheit ein und ich bin gezwungen, einen Handel zwischen dem Teufel und dem tiefblauen Meer zu machen“ ist eine typische Blues-Text-Linie. „When the Nightmare’s Over“ setzt mit einem schroffen Riff ein, verliert dann aber an Schwung. „River“ hat diesen leichten Country-Schmelz in der Ballade.
Auf der Isle of Man geboren
Der auf der Isle of Man geborene Davy Knowles trat erstmals mit seiner Band Back Door Slam auf die Bühne und erhielt begeisterte Kritiken. Seitdem ist er solo unterwegs und hat ein paar sehr starke Studioalben veröffentlicht: 2014 „The Outsider“ und 2016 „Three Miles From Avalon“ – beides absolute Kaufempfehlungen.
„What Happens Next“, ein von Eric Corne (John Mayall, Joe Walsh, Joe Bonamassa) produziertes, fein gearbeitetes Werk, zeigt eine etwas andere Seite von Knowles: Diese Mischung aus Blues und geradlinigem Rock’n’Roll ist nicht schlecht, wer aber die beiden Vorgänger-Alben kennt, reibt sich etwas verwundert die Augen.
Keine Frage: Songs wie „Solid Ground“ und „One & the Same“ sind echte Ohrwürmer, es ist eine Rückkehr zum Gefühl früherer Melodien mit einer starken Bass- und Schlagzeugpräsenz, die zu einem Refrain anschwillt – ein melodiöser Rock mit Gefühl und Groove. Insgesamt ist das Material wenig beeindruckend. Der wummernde Rhythmus im Stil von „The Jean Genie“ auf „One & the Same“ ist so uninspiriert wie der Titel des Songs, der wiederholte Lick auf „Side Show“ und der klischeebehaftete Text sind eher ermüdend. Den Songs fehlt es an Anziehung und man hat das Gefühl von Beliebigkeit.
Knowles selbst sagt dazu: „Dieses Album hat mich über Zurückhaltung beim Gitarrenspiel gelehrt. Ich musste es beherrschen, um die Songs atmen zu lassen, aber ich freue mich darauf, sie neu zu interpretieren und zu dehnen, wenn wir live spielen.“
„Hell To Pay“ hat etwas von Soul. Da gibt es eine schöne Passage, auf der Knowles und Andrew Toombs (Hammond-Orgel) im Outro sich die Bälle zuwerfen. Stark ist am Ende der letzte Track „If I Ever Meet My Maker“. Der einzige Akustiksong auf dem Album ist über Knowles 2015 verstorbenen Vater, der einen großen Einfluss auf seine musikalische Entwicklung gehabt haben soll. Ein eindringlicher, schöner Song.