Ein guter Start ins Bluesjahr: Mit Sven Hammond hat Konzertveranstalter Manuel Banha eine von Hollands meistgefeierten Bands in die Bonner Harmonie geholt. Brennende und beflügelnde Beats von fünf Kerlen, deren Musik bebt und voller Energie ist. Sven Hammond ist eine Truppe, die alles gibt.
Von Tania Rusca
Die Hammond-Orgel wurde in den 20er Jahren von Laurens Hammond (selbst Musiker und Uhrenproduzent) in den USA erfunden und in den 30er patentiert (das war übrigens nicht die einzige Erfindung, Hammond hielt insgesamt mehr als 100 Patente). In der zweiten Hälfte der 30er Jahre wurde die Hammond-Orgel in Europa erfolgreich eingesetzt, den größten Erfolg hatte sie aber erst in den 60er und 70er Jahren, als er Bestandteil der Rockmusik wurde. Allman Brothers, Pink Floyd, Journey und vor allem Deep Purple sind ohne Hammond nicht zu denken.
Sven Figee zaubert an der Orgel
Sich den Namen der bekanntesten Elektro-Orgel der Welt zu geben, klingt schon wie eine Willenserklärung. Der Frontman Sven Figee beherrscht das Instrument leidenschaftlich und gibt ihm immer eine besondere Stelle in jedem Song. Doch der Name allein könnte über die reale Breite der Musik und der Show täuschen, die die holländische Band auf der Bühne inszeniert.
„Blues vor Lovers“
Die Veranstaltung in der Harmonie ist ein Teil der Reihe „Blues vor Lovers“, die ausgezeichnete Künstler aus der Blues Szene nach Bonn bringt. Das Album “The Marmalade Sessions” (2009) wurde für die Edison Jazz Award nominiert, und immer wieder werden die fünf Holländer als „Soul Band“ bezeichnet. Und das Schlimme ist, dass alles stimmt – und es ist doch viel mehr!
Denn auch starke Rock-Einflüsse sind nicht zu verkennen (unter anderem arbeitete die Band schon mit dem Produzenten Tony Platt zusammen, der mit Motörhead, AC/DC, Bob Marley und Gary Moore unterwegs war). Der harte Kern den Band, außer Sven bestehend aus Joost Kroon (Schlagzeug), Tim Eijmaal (Gitarre und Gesang), und Glenn Gaddum jr (Bassgitarre), mixt Einflüsse aus Jazz, Roots of Rock, Blues, Funk und Soul mit meisterhaftem Gefühl, sodass daraus sich der runde, tiefe Sound ergibt, die die Luft vibrieren lässt (und das Publikum wunderbar tanzen!)
Kraft der Elektro-Orgel
Denn die Kraft der Elektro-Orgels ist tatsächlich live besonders deutlich zu spüren. Die „Vibes“ der funky Musik können zwar auch die Boxen zu Hause bewegen (und die Nachbarn ärgern), aber es ist in die Live-Show, was die Musik direkt auf die Haut der Zuschauer legen lässt und sich dann unter die Haut schleicht bis zur Herzkammer.
Sven eröffnet das Konzert mit einem Solo; die erste halbe Stunde der Show bestehet aus instrumentalen Stücken, wo tatsächlich der Orgel den Raum füllt, und wo die Virtuosität der Musik bis zum Rand des Psychedelic Rocks führt.
Dann kommt aber der neue Sänger, Jared Grant, wie ein Tornado, auf die Bühne. Grant hat im vergangenen Jahr Ivan Perotti ersetzt (dieser war seit 2011 bei der Band) und mit seiner kräftigen Stimme neue Energie, mehr Funk und Blues, mitgebracht, die sofort zu spüren ist. Sind die vier Musiker unauffällig gekleidet, so tritt Grant mit einer schwarz-goldenen Seidenbluse, schwarzer Hose und glatten Lederschuhen auf. Er hört nie auf zu tanzen und nimmt das Publikum in eine Funk- und Elektroblues-Show mit, wo die Solos der Gitarre von Tim Eijmaal die Zuschauer bezaubern.
Die fliegenden Holländer
Die Stimme und das Auftreten von Grant erinnern sehr an Ty Taylor von „Vintage Trouble“, dazu hat Grant die Frische seines jüngeren Alters. Er hat Spaß auf die Bühne – genau sowie Sven, der nie aufhört zu grinsen, und genauso wie das Publikum, das nie aufhört zu tanzen. Knapp zwei Stunden spielen die fünf (fliegenden??) Holländer und wärmen die Bonner Zuschauer, die dann wieder hinaus müssen in das ungemütliche Regenwetter – aber begeistert und verschwitzt.