Der Klangtüftler Christoph Pepe Auer beschenkt uns mit „White Noise“

Wer hätte es für möglich gehalten? Bassklarinette kann richtig cool klingen. Spaß beiseite. Was der Klangtüftler Christoph Pepe Auer da aus seinen Klarinetten und Saxofonen rausholt, wie er da Kathedralen aus Farbtönen erschafft, ist bemerkenswert. Christoph Pepe Auer gibt auf White Noise wieder seiner Experimentierfreude freien Lauf. Das Ergebnis ist ein Genuss.

Von Dylan Cem Akalin

Wenn sich der gebürtige Tiroler Christoph Pepe Auer, den wir auch schon mit der Jazz Big Band Graz, dem Vienna Art Orchestra und im Duo mit Manu Delago gehört haben, aus verschiedenen Stilen bedient, um neue Ausdrucksformen zu entwerfen, dann tut er das mit einem feinen Gespür für Ausgewogenheit. Auer tänzelt auf einem eleganten Drahtseil zwischen Experimentierfreude und Entertainment, zwischen Abstraktion und Sinnlichkeit.

Da klingen mal Rhythmen aus dem afrikanischen Highlife oder der elektronischen Musik, wir hören Zutaten des Pop, Rock und der Kammermusik, wenn er sich mit Clemens Sainitzer (Cello), Mike Tiefenbacher (Piano) und Gregor Hilbe (Schlagzeug) auf die instrumentale Reise begibt. Das Ergebnis ist ein sowohl sehr verschlungener als auch dahinfließender Sound, der geprägt ist von einer ungewöhnlichen Klangästhetik. Sie lässt nämlich sowohl akustische Anmut als auch elektronische Störfeuer zu. Dabei hilft auch die ungewöhnliche Instrumentierung, zu der neben seiner Bassklarinette auch das Cello gehört.

Spezifische Farbgebung

„White Noise“, also Weißes Rauschen, bezeichnet ein konstantes Geräusch in einem bestimmten Frequenzbereich. Es wird allgemein genutzt, um störende Geräusche mit anderen Geräuschen zu verdrängen. Das Prinzip wird zum Beispiel auch bei der Tinnitus-Retraining-Therapie eingesetzt. Die Idee ist, sich wie etwa an einem Wasserfall darauf zu konzentrieren, die überlagerten Töne zu hören. Andererseits steht Weiß für ein besonderes optisches Phänomen. Es entsteht nämlich durch ein Konglomerat aus Einzelfarben, das den gleichen Farbeindruck hervorruft wie Sonnenlicht. Auer selbst erklärt es so: „Wird eine der Farboptionen hervorgehoben, entstehen Stimmungen wie beispielsweise in der Golden Hour. Das ist die Stunde, bevor die Sonne am Horizont untergeht. Rot wird präsenter und schafft eine spezifische Farbgebung und Atmosphäre.“

Wer sein Album so benennt, dem geht es auch genau um diese Nuancen in der Musik, die entstehen, wenn man an Stellschrauben so minimal dreht, dass die Stimmung kippt, das kaum bemerkte Schemen zum Vorschein kommen. Auer hat das schon sehr intelligent beobachtet, als einer, der sicherlich quer durch alle Genres Musik hört. Tatsächlich ist es doch so, dass man auch bei einer Singer/Songwriterin wie Joni Mitchell Jazziges, Rockiges, Funkiges hört, dass ein Cannonball Adderley auch irgendwo ein Soul- und Bluesmusiker war und John Coltrane der Begründer des Psychedelic Rock. Fallen bei Moderne Musik nicht immer mehr die starren Grenzen? Was ist das, was einer wie James Blake macht? Oder Kamasi Washington? Das „White Noise Intro“ führt uns langsam in die Geschichte ein wie ein Soundtrack. Dann erleben wir eine herrliche Fahrt durch die „Golden Hour“, eingängige Melodie geben uns festen Halt zwischen komplexen, wirbelnden Dialogen und cleveren Soli.