Genau 20 Jahre ist es her, als ihnen der Durchbruch gelang: Die Single „She’s Got That Light“ avancierte zum Hit, das Album „In Love With A Dream“ ebenfalls. Danach zählten Pianist Vince Bahrdts und Sänger Volkan Baydar zur Spitze der deutschen Popszene. Am Freitag erscheint nach 13 Jahren ein neues Doppelalbum von Orange Blue. Der Titel „White/Weiss“ deutet es bereits an, etwa die Hälfte der 35 Songs sind deutsch. Bereits im vergangenen Sommer waren die Single-Auskopplungen „Love is here“, „Echter Freund“ und „Die Welt steht still“ veröffentlicht worden. Und ja, neue Versionen ihrer Hits gibt es auf dem Album auch.
Von Dylan Cem Akalin
Piano-Pop mit großer Orchestrierung, viel Retrogefühl aus der Zeit der Jahrtausendwende und als besonderes Extra auf der zweiten CD gibt es noch Deutschpop aus der Kategorie „Neue Empfindsamkeit“. Das bietet das Doppelalbum „White/Weiss“ von Orange Blue. Viele, viele Balladen zum Träumen, Synthie-Pop mit Piano und Streichern im Hintergrund präsentieren die best Buddys Vince Bahrdts und Volkan Baydar. Und Baydar kann singen, hat eine tolle Stimme, die CEOs zum Schmelzen bringt. Bei einem so heftigen Balladenüberschuss kommt es auch zwangsläufig mal zum Punkt, wo die Grenze zum Kitsch übertreten wird – und zum Schlager („Ich kann dich sehen“, „Die Welt steht still“). Ich denke manchmal an Dieter Bohlen… Ganz furchtbar finde ich „Weiss“ mit dem sonoren Sprechpart von Ben Becker.
Die Songs mit den deutschen Texten erinnern stark an die Gattung, die Musiker wie Adel Tawil, Tim Bendzko oder Max Giesinger vertreten. Die Klangästheten bieten gut produzierten, emotionalen Pop, der neben der Liebe auch mal ernsthafte Themen aufgreift, wie etwa in „Der Präsident“. An Donald Trump kommt halt keiner mehr vorbei. Und wenn es um Frieden und Toleranz („Wo sind die Starken“) geht, erhalten die Stücke auch mal das Qualitätsmerkmal Singer/Songwriter und würden wirksamer rüberkommen, wenn das Duo mal auf die schwülstigen Streicher verzichtet hätte. Auch in der Liebeserklärung an ihre Freundschaft „Echter Freund“ hängen zu Akustikgitarren erneut die Himmel voller Geigen. Da kommt die Ode an ihre Stadt („Hamburg“) deutlich bodenständiger.
Fazit: 35 Songs für hartgesottene Fans.