David Gilmour „Live At Pompeij“: Ein Fest für Ohren und Seele

David Gilmour playing the amphiteatre in Pompeii for the first time in 45 years since Pink Floyd recorded a concert film there in 1971, and the first time ever since the erruption of Vesuvius in AD79 that there has been an event with an audience in the venue.

Wenn ein Album mit einer solch göttlichen Gitarre beginnt, kann es einfach nicht schlecht sein. Der Soundperfektionist David Gilmour zeigt auf dem Live-Album, warum Pink Floyd ein Glücksfall für die Rockmusik war. Ab Freitag, 29. September 2017, im Handel.

Von Dylan Cem Akalin

Was für ein Angeber! Man sitzt geradezu ungläubig vor den Boxen und genießt diese Brillanz des Klangs. Und immer wieder Gilmours Gitarre, die wie ein Komet den Soundhimmel der Songs aufschneidet. Gänsehaut! Highlights? Viele. Zum Beispiel der Wechsel von singender E-Gitarre auf klassische Akustikstrings auf „High Hopes“? „One Of These Days“, seit meinen Jugendjahren mein absolutes Lieblingsstück der Floyds? Und das Werk bestach damals schon durch seinen exzellenten Sound. Aber seitdem sind fast 50 Jahre vergangen, und der Song hat an Aktualität absolut nichts eingebüßt. Schon der erste Bassanschlag mit Echo und den unterlegten Windgeräuschen erzeugen Euphorie. Genial: Das industrielle Spiel der zwei Bässe, die Düsen der einsteigenden Gitarre, die sich in hohe Lage einspielt und ganz sachte die Bässe überlagert bis zum ersten Break, bei dem die Bässe wieder das Ruder in maschineller Überlegenheit übernehmen, bis Masons verzerrte Stimme die berühmten Worte keucht: “One of these days I’m going to cut you into little pieces” Und dann nimmt Gilmour die Zuhörer mit auf eine Reise auf seinem magischen Teppich! Die 6:32 Minuten verstreichen wie in einem Rausch.

Die Pink Floyd-Legende David Gilmour brach vor zwei Jahren zu einer Konzertreise auf, die ihn an ausgewählte historische Orte auf der ganzen Welt führte. Am 7. und 8. Juli 2016 spielt er zwei Aufsehen erregende Shows im Amphitheater in Pompeij. Das Konzert ist ein audiovisuelles Erlebnis, mitsamt riesigem kreisförmigem Cyclorama-Screen, Laser, Pyrotechnik und fantastischen Performances, was auf DVD/Blu-ray festgehalten ist. Es soll das erste Konzert in diesem Theater nach fast 2000 Jahren gewesen sein.

„Time l Breathe“ und „Wish You Were Here“ sind Live-Versionen mit atemberaubender Bühneninstallation und magischer Atmosphäre in historischer Kulisse. „Bei ‘Wish You Were Here‘ muss ich immer an Syd (Barrett) denken“, sagt Gilmour im Interview. „Und an solchen  Plätzen wie in Pompeij werden die Erinnerungen noch intensiver.“ Was diesmal anders war als damals 1971, als der legendäre Film gedreht wurde: eine echte Live-Atmosphäre. Denn damals, so beschreibt Gilmour es im Interview, erlaubte es der technische Stand einfach nicht, das Publikum an den vielen pyrotechnischen Effekten dabei zu haben.

Ein modernes Rockkonzert an einem UNESCO-Weltkulturerbe und dem ältesten bestehenden römischen Amphitheater der Welt zu veranstalten, sei ein gewaltiger logistische Aufwand gewesen und habe etliche Verhandlungen mit Denkmalbehörden erfordert. Und das Gelände ist prekär – ein Mitglied der Beleuchtungscrew brach sich seinen Arm gebrochen, als er in ein Loch fiel.

Was immer wieder begeistert, sind diese Sounds, die andauernde musikalische Präsenz. „Shine On You Crazy Diamond“ in einer sagenhaften 12:32-Minuten-Version, bei der die Band um Gilmour jeden Ton zu zelebrieren scheint.  Nicht zu vergessen, das fantastische Saxsolo von João Mello. Es ist diese geradezu perfekte Balance zwischen geschriebener Komposition und genügend Freiraum für Improvisationen, die das Live-Album zum Ereignis werden lassen. Ein Fest für die Ohren!

 

DAVID GILMOUR – LIVE AT POMPEII
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