Das neue Album von The Bros. Landreth „Dog Ear“ ist wie ein Roadmovie aus Klang, Licht und Erinnerung

The Bros Landreth FOTO Morten Fog TønderFestival

Mit „Dog Ear“ legen The Bros. Landreth ein Album vor, das wie ein warmer Roadtrip durch Americana-Landschaften klingt – mit der Sonne im Gesicht, Staub auf der Straße und einem Herz voller Wehmut. Joey und Dave Landreth verweben feinste Songwriterkunst mit Soul, Blues und slide-glühender Intimität. Ein Werk voller Zwischentöne, Tiefe und großer emotionaler Ruhe.

Von Dylan Akalin

The Bros. Landreth – Dog Ear
VÖ: 14. November 2025

Puh, was für ein Opener. Diese Ruhe, diese Weite, diese Intimität. Es gibt Bands, die das Reisen im Blut haben – nicht das hastige, sondern das kontemplative, das mit der Straße, dem Staub, der Erinnerung und dem Licht spielt. The Bros. Landreth gehören zu diesen. Mit ihrem neuen Album „Dog Ear“ legen die kanadischen Brüder Joey und Dave Landreth eine Platte vor, die wie ein weiches, warmes Roadmovie klingt – ein Album, das einen mit jedem Song einfängt, ein Album, in dem es immer wieder neue, kleine, aber wunderschöne Nuancen zu entdecken gibt, wie auf einem Roadtrip halt, auf dem die Sonne durch die Windschutzscheibe scheint und du immer wieder am Straßenrand stehen willst, um die Landschaft auf dich einwirken zu lassen.

Der Sound dieser Songs ist vertraut und doch neu geordnet: Ein bisschen Tedeschi Trucks Band, ein Hauch Little Feat, die Offenheit eines Ry Cooder, die stilistische Finesse eines Paul Simon. Und über allem Joey Landreths Stimme, die – mit diesem leicht melancholischen Glanz – tatsächlich bisweilen an Daniel Powter erinnert. Ein Gesang, auf dem dieser rauchige Schmelz liegt. 

Wehmut und Weite

Der Auftakt „Sunrise, Sunset“ entfaltet durch sparsame Instrumentierung jene Mischung aus Wehmut und Weite, die das ganze Album trägt. „I’ll Drive“ folgt mit dieser typischen Landreth-Gelassenheit: ein Roadsong über das Weitergehen, ohne genau zu wissen wohin. In „Half of Me“ und „Half Moon Eyes“ schimmert eine stille Zärtlichkeit – intime Americana-Balladen, getragen von filigranen Gitarren, die so präzise wie behutsam ineinandergreifen.

Und dann dieses Duett: „Knuckles“ mit Bonnie Raitt ist einfach hinreißend. Und wie diese beiden Stimmen harmonieren! Eine entspannte Ballade mit flirrenden Gitarren, mit berührenden Momenten reiner musikalischer Vertrautheit – ein Dialog über Zeit, Erfahrung und den Blues, der nie endet.

Poetisches Selbstbekenntnis

Der Titelsong „Dog Ear“ schließlich ist ein poetischer Schlusspunkt und Selbstbekenntnis: das Eselsohr im Buch des Lebens, das man sich selbst hinterlässt, um manche Dinge einfach nie zu vergessen, sie sich immer und immer wieder zu vergegenwärtigen. 

Let Me Down Easy“ hat diese Verbindung aus eindringlich Komprimiertem und dennoch die Leichtigkeit, die etwa das Songwriting eines James Taylor ausmacht. Da ist kein Ton zu viel, keine Zeile, kein Wort verschwendet. Und dann folgt „Wide Awake And Dreaming“, dieser Song mit der sagenhaften Gitarre am Schluss, eine Nummer, in der es um Beständigkeit und den möglichen Zerfall von Beziehungen geht sowie davon, emotionale Schläge für andere aufzufangen. Es spiegelt den Wunsch wider, für geliebte Menschen eine verlässliche Stütze zu sein, ein zentrales Thema auf diesem Album „Dog Ear“. Das Lied erforscht das Konzept, Schmerz für andere als letzten Akt der Güte zu akzeptieren. 

The Bros Landreth FOTO BnB Studios – Buio Assis

Was nach einem Gebet klingt, wird im letzten Song „Strange Dear“ geradezu zelebriert – mit einer traumhaften Ruhe, wie wir sie nur in der Natur oder der Kirche kennen. Diese leise, anhaltende Melancholie hängt im letzten Ton nach, wie in einer eindringlichen Rede, nach der keiner die Wirkung stören will und erst Sekunden später der tosende Applaus erklingt. „Dog Ear“ ist ein Album, das von Zwischentönen, vom feinen Spiel, vom Vertrauen in die eigene Musikalität lebt und noch dazu meisterlich konzipiert ist, als würde jeder folgende Song auf dem vorherigen aufbauen. Ganz großes Kino, was The Bros. Landreth da vorgelegt haben!