Das Crossroads Festival startet mit The Volcanics und Love A

Jörkk Mechenbier ist Sänger von Love A. FOTO: Peter Szymanski

Tag eins des Crossroads Festivals in der Harmonie: The Volcanics aus Australien und die deutsche Band Love A.

Von Dylan Cem Akalin

Was ist da los? Die australische Formation The Volcanics kommt nicht so richtig aus dem Quark, bleibt lange Zeit so seltsam statisch auf der Bühne. Insbesondere Sänger Johnny Phatouros macht einen geradezu abwesenden Eindruck, auch wenn er bei seinem Shout-Gesang öfters Druck gibt, aber der Kontakt zum Publikum fehlt vollends. Oft zeigt er dem Publikum nur sein Profil, sucht Blickkontakte zu seinen Bandmitgliedern – aber alle schienen irgendwie nur bei sich zu sein.

The Voilcanics beim Rockpalast-Konzert in der Bonner Harmonie am 21. Oktober 2015. Johnny Phatouros, Sänger von The Volcanics. FOTO: Peter Szymanski
The Voilcanics beim Rockpalast-Konzert in der Bonner Harmonie am 21. Oktober 2015. Johnny Phatouros, Sänger von The Volcanics. FOTO: Peter Szymanski

Als nach einer guten Viertelstunde „Don’t Take My Word“ mit fetzigem Gitarrenintro startet, hoffte man fast, die Band hätte sich freigespielt. Doch es bleibt leider noch eine ganze Weile in diesem fremdartigen Niemandsland, in dem es keine Überholspuren gibt.

Eigentlich schade. Denn die australische Rockband macht dreckigen Rock ‚n‘ Roll mit vielen Punkeinschüssen. Insbesondere wenn Leadgitarrist Tommy Hopkins den Hauptgesangspart übernimmt, kommt so eine Ramone-Stimmung auf. An diesem Abend jedenfalls war Hopkins der bessere Sänger. Überzeugen konnte die Truppe vor allem dann, wenn sie es sich mal erlaubten, die Zügel loszulassen. Vulkanausbrüche bleiben selten.

Einen der Höhepunkte gibt es treffenderweise bei einem Stück mit dem Titel „Under The Fire“, und auch „Get A Move On“ kommt vielschichtiger rüber, als andere Songs. Viele Songs hätten das Zeug zu einem ausgiebigen Gitarrensoloausbruch gehabt, der bleibt aber erschreckend oft kurz und bündig, als habe Hopkins nichts zu sagen. Glaub ich aber nicht! Da blitzt viel mehr in ihm, als er freigibt. Das beweist er etwa bei „Transmission“. Bei „In The Middle“ zeigt die Band endlich, welche Kraft in ihm steckt – interessanterweise ohne ihren Leadsänger. Seinen Part füllt Hopkins mehr als gut aus.

Stefan Weyer bedient die sechs Saiten bei Love A. FOTO: Peter Szymanski
Stefan Weyer bedient die sechs Saiten bei Love A. FOTO: Peter Szymanski

Deutlich mehr Bühnenpräsens bewies das Love A. Gitarrist Stefan Weyer trägt zwar demonstrativ ein T-Shirt von Depeche Mode, sein Sound liegt aber eindeutig eher bei Cure, eine Band, die wohl viele der Generation Tumblr eher nicht kennen dürfte. Und doch ist es wohl die Mischung aus ironischer, manchmal auch wütender Protestkultur („Brennt alles nieder, fickt das System„) und tanzbaren Postpunk-Rhythmen, die die Band, deren Mitgliedern aus Köln, Trier und Wuppertal kommen, für junge Leute attraktiv macht: Opa zieht es nur wegen der Sexbilder ins Internet, die politische Landschaft ist so austauschbar wie Reklamebilder für Waschmittel, und auch unter Freunden herrscht eher Stagnation, und Stellung beziehen tun eh die Wenigsten, und wenn, dann nur mit plakativen Statements.

Die Texte, wenn man mal die eine oder andere Alltagsbanalität weglässt, sind gut, manchmal irre komisch, manchmal irre absurd, und hin und wieder so verblüffend poetisch. Plattitüden und frühe Punk-Parolen werden eher ironisch aufgegriffen, lassen sich aber auch herrlich mitgrölen. Dominik Mercier, Jörkk Mechenbier, Karl Brausch und Stefan Weyer haben sicherlich noch eine Menge vor – allerdings reicht dann der manchmal etwas sperrige und auf Dauer doch eintönige Sprechgesang von Jörkk Mechenbier nicht aus.