Es klingt, als käme es direkt aus der Urzeit der Rolling Stones: Ihr neues Album „Blue & Lonesome“ ist wieder dreckig, bluesig, und Mick Jaggers Stimme so gut wie lange nicht. Im Interview mit dem ARD-Magazin „ttt“ deutet Jagger an, dass es vielleicht ihr letztes sein wird. Und das Album ging am Samstag offenbar weg wie geschnitten Brot. Nach kurzer Zeit bekam man in den Plattenläden kaum noch ein Exemplar. Und die Plattenfirma Universal Music teilte schon mit, Vinyl sei bereits vergriffen und die schönen Klappalben auch. Nachgeliefert werden die CDs nur noch im schnöden Jewelcase.
Im Zuge einer rauschhaften Spontan-Session sollen die Stones das Album in nur drei Tagen aufgenommen haben, erzählte Jagger. Und Es führt sie tatsächlich zurück zu ihren Wurzeln in den 60ern, zu ihren wichtigsten Inspirationsquellen in dieser Zeit, zu ihren Helden des Blues wie Howlin‘ Wolf, Jimmy Reed, Memphis Slim, Willie Dixon und Little Walter. Zwölf Songs dieser Legenden haben sie aufgenommen, und Jagger hat die Mundharmonika wieder ausgepackt. Die Band – Mick Jagger (Vocals & Harve), Keith Richards (Gitarre), Charlie Watts (Schlagzeug) und Ronnie Wood (Gitarre) – wird zudem von ihren langjährigen Tour-Musikern Darryl Jones (Bass), Chuck Leavell (Keyboards) und Matt Clifford (Keyboards) unterstützt. Bei zwei der zwölf Tracks ist außerdem ihr Kumpel Eric Clapton dabei, der zur gleichen Zeit im Studio nebenan sein eigenes Album aufgenommen hat.
Es ist ihr erstes Studioalbum seit elf Jahren, und es ist ihr bestes seit wahnsinnig langer Zeit. Was ist denn schon in den letzten Jahren erschienen von den Stones? Mit „Bridges To Babylon“ und „A Bigger Bang“ bringen es die Rockveteranen mal gerade auf zwei Studioalben in 20 Jahren. Hinzu kommen aber vier Kompilations, 15 Live-Alben, von denen „Havanna Moon“ zugegebenermaßen ein geniales Dokument ist, sechs Box-Sets, 21 DVDs und etliche, ungezählte Wiederveröffentlichungen.
Und nun das. Ich hatte kaum noch damit gerechnet, dass die Stones mich wieder erreichen würden. Mit dem neuen Album tun sie’s Dankeschön!
Schöne Gitarren-Debatten von Keith Richards und Ron Wood, Charlie Watts spielt stoisch sein Schlagzeug, und Jagger zeigt sich in Hochform. Irgendwie klingt die Truppe, als wäre sie erleichtert, mal wieder sowas zu spielen. Sie hören sich an, als wäre der Druck web. Locker und auch intim, als hätten die Jungs in Jaggers Garage mal wieder aus Lust und Laune gejammt!