Danny Bryant live in Bonn: Der schwergewichtige Bluesmusiker setzte in der Chronologie der Harmonie einen bemerkenswerten Meilenstein. Das Ergebnis kann im April auf dem neuen Livealbum nachvollzogen werden.
Von Dylan Cem Akalin
Danny Bryant hat eine faszinierende Technik. Es gibt nicht viele Gitarristen, die auf diese merkwürdige Art spielen. Bryant wechselt mitten im Spiel zum Plektrum, das er sich beim Fingerpicking zwischen die Finger klemmt, und umgekehrt. Dadurch ändert er immer wieder den Sound, das mal nach Mark Knopfler, mal nach Albert Collins klingt, dem er den Opener „On The Rocks“ widmet. Natürlich hört man seine Vorbilder Walter Trout, Bernie Marsden, Eric Clapton, Buddy Guy und Stevie Ray Vaughan in seinem Spiel.
Und an diesem Abend ist Bryant in der Harmonie Bonn ausnehmend gut drauf – auch wenn er zunächst ein paar Startschwierigkeiten hatte, was vielleicht an der Nervosität lag: Der britische Bluesmusiker hat das Konzert für sein Live-Album aufgezeichnet, das im April erscheinen soll. Das Besondere: Er wird von einer vierköpfigen Hornsection, einem weiteren Gitarristen und Keyboarder begleitet. Da bekommen Songs wie der sehr rockige „Take Me Higher“, das er nach einer schönen C-Moll-Ballade spielt, zusätzlich eine beleibte Dynamik, wenn die Bläser das Riffthema donnern.
„Blood Money“ leitet Dave Raeburn mit ein paar harten Schlägen auf den Toms ein, und die Bläser setzen hymnische Akzente. Das Stück ist pure Gänsehaut! „Just Won’t Burn” leitet der Pianist/Keyboarder, dessen Namen ich leider nicht habe, der aber sensationell gut war, ein. Die Bläser begleiten Bryant mit dramatischen Sätzen bei der b-flat-Ballade, das Schlagzeug setzt spannende Akzente. Bryant spielt ein wunderbares Solo, bei dem seine technische Vielfalt schön zum Tragen kommt, auch sein bekanntes Spiel mit dem Lautstärkeregler, bei dem er Streicherartige Sounds kreiert.
„Holding All the Cards“ ist ein eher typischer Blues mit schleppendem Rhythmus, bei dem die Bläser in Crescendo-Einsätzen eher im Hintergrund bleiben und die Orgel eine dominierende Rolle spielt. „Prisoner“ kommt mit der Wucht eines Tornados. „Temperature Rising“ ist ja schon mit seinem klassischen Trio sehr effektiv durch die Powerchords, mit denen sich Bryant beim Gesang begleitet. Ein ideales Stück für den Einsatz von Saxophonen, Trompete und Posaune. So wie auch „Unchained“. Ach ja, Bryant ist auch ein begnadeter Sänger mit einer gehörigen Portion Raureif auf den Stimmbändern. Der Bartträger hat das Publikum jedenfalls in seinen Bann gezogen. Und das letzte Stück „Painkiller“ hat überhaupt das Zeug zu einem Liveklassiker zu werden wie Luther Allisons „Serious“. Ein absoluter Hammerschluss!