Von Cem Akalin
BONN. Hier geht es vornehmlich um Musiker und Bands, die das Risiko eingehen, abseits von kommerziellen Einflüssen eigene Wege zu gehen: Das zweite Crossroads-Festival in diesem Jahr, das von heute bis Samstag, 22. Oktober, jeweils ab 19.15 Uhr wieder in der Harmonie in Endenich stattfindet, erfüllt diese Erwartung voll und ganz.
l Mittwoch: Der heutige Festivaltag dürfte Anhänger des härteren, aber durchaus melodiösen Rock interessieren. Den Start macht das australische Rocktrio Tracer. Spätestens seit den Grungern Silverchair dürfte bekannt sein, dass Australien mehr zu bieten hat als nur AC/DC. Tracer kommen aus der Stoner Rock Szene, sehen sich also Bands wie Queens of the Stone Age und Led Zeppelin verpflichtet, haben aber mit ihrem psychedelischem Powerrock durchaus ihren eigenen Stil gefunden, wie sie mit ihrer gerade erschienen Debüt-CD beweisen. Independent Soul-Rock mit starken Blues-Einflüssen – so ließe sich etwa die Musik von The Delta Saints aus Nashville beschreiben, die ebenfalls heute auftreten. Es ist, als würden The Black Crowes von Deep Purple und Dr. John gleichermaßen aufgemischt. Ben Ringels kraftvoller Gesang, Greg Hommerts rasendes Harmonikaspiel, Dylan Fitchs wechselhafte Gitarre bieten die beste Voraussetzung für ein aufregendes Live-Erlebnis.
l Donnerstag: Muss man noch etwas zu Brian Auger sagen? Die Jazz- und Rock-Legende kommt mit seiner alten Band Trinity und Tochter Savannah Grace. Nachdem Rod Stewart die gemeinsame Band Steampacket verließ, gründete der britische Organist 1966 Trinity, und erzielte mehrere Single-Hits mit Road To Cairo, This Wheel’s on Fire oder Season Of The Witch, die der 72-Jährige jetzt auf seiner aktuellen CD neu herausgebracht hat. 22-Pistepirkko (auf Deutsch: 22-Punkt-Marienkäfer) kommt aus Utajärvi, einem finnischen Dorf am Polarkreis. Das Trio macht eine so vielschichtige Musik, dass es eine Freude ist, immer wieder Neues darin zu entdecken. Unter dem Einfluss der Velvet Underground verpassen sie ihrer Musik eine Frischzellenkur mit Elektronikpop, Experimentalklängen und Blues. Ihr Hang zum Hymnischen ist nicht zu überhören.
l Freitag, ein emotionaler Abend: Jazziger Folk-Rock mit sanftem Gesang, das ist die Alin Coen Band, die schon bei der Rheinkultur überzeugte. Ihre Live-Auftritte sind ein Ereignis. Ehrlicher Pop-Rock irgendwo zwischen Ricky Lee Jones und Radiohead, herausragend und liebevoll produziert bietet der dänische Singer-Songwriter Mads Langer mit seinen melancholischen Gitarrenballaden.
l Samstag: Joe Gooch (Guitar/Vocals) und Leo Lyons (Bass) von Ten Years After, unterstützt von Damon Sawyer an den Drums kommen als Hundred Seventy Split auf die Bühne. Da ist kein Geschnörkel, kein unnötiger Schnickschnack, das ist charmanter Rock’n’Roll mit Erdhaftung. Leider hat die Stockholmer Band Tramp abgesagt. Der Ersatz versöhnt aber durchaus. Denn mit The Fabulous Penetrators aus East-London kommt eine der aktuell spektakulären Independent-Liveacts. Frontmann Liam Casey liebt es, mit exzentrischen Bühnenoutfits und überspanntem Augen Make-Up aufzutreten und verpasst den düsteren Psycho-Blues Riffs einen zusätzlich optischen Reiz.
Tickets unter anderem in der Harmonie, Frongasse 28, [sym_tel] 02 28/ 61 40 42.