Von Peter „Beppo“ Szymanski
Das Crossroads-Festival 2024 startete in der Bonner Harmonie mit einem Paukenschlag. Das traditionsreiche WDR Rockpalast-Festival, bekannt für seine intime Clubatmosphäre und seine internationale Vielfalt, begrüßte das Publikum in Endenich mit einem fulminanten Doppelkonzert: Die Southern-Alternative-Rocker Mojo Thunder aus Kentucky und der legendäre Blues-Virtuose Mike Zito boten einen Abend voller Energie, Emotion und musikalischer Perfektion.
Mojo Thunder: Kreativität und Spielfreude auf höchstem Niveau
Den Auftakt des Festivals gestaltete die amerikanische Band Mojo Thunder mit einer wahren Explosion aus Klang und Leidenschaft. Vom ersten Ton an zog das Quartett das Publikum in seinen Bann. Mit einer elektrisierenden Mischung aus Psychedelic, Alternative und Hard Rock sprengten sie mühelos Genregrenzen und lieferten eine unvergleichliche Performance ab. Das langhaarige Ensemble aus Kentucky, das sich stilistisch irgendwo zwischen Kings of Leon und den Black Crowes einordnet, zeigte eine Spielfreude, die ansteckend war. Ihr Sound, tief verwurzelt in der Tradition des Southern Rock, wurde durch die überraschenden Wendungen und dynamischen Arrangements stets spannend gehalten.
Gitarrist Bryson Willoughby erwies sich als herausragender Virtuose und brillierte mit komplexen Prog-Rock-Soli, die das Publikum in Staunen versetzten. Der entspannte, groovige Bass von Andrew Brockman, dessen Bühnenpräsenz an die besten Zeiten von Elvis erinnerte, bildete die solide Grundlage für die kreative Energie der Band. Sänger Sean Sullivan begeisterte mit einer klaren, druckvollen Stimme, die perfekt zu den treibenden Rhythmen passte, während Drummer Zac Shoopman das musikalische Gerüst mit seiner außergewöhnlichen Technik und rhythmischen Finesse vervollständigte.
Ein absolutes Highlight war ihre Neuinterpretation des Blues-Klassikers „John the Revelator“, den Mojo Thunder in eine kraftvolle, moderne Rockhymne verwandelten. Dieser Moment verdeutlichte die kreative Vielseitigkeit der Band – und sorgte für Begeisterung im Publikum.
Mike Zito: Blues in seiner reinsten Form
Nach der energiegeladenen Show von Mojo Thunder übernahm Mike Zito, eine echte Blueslegende, die Bühne. Der gebürtige St. Louiser, der seit Jahren als einer der weltweit renommiertesten Gitarristen gefeiert wird, überzeugte zwar mit einer tiefgründigen Performance, die von seinen persönlichen Lebenserfahrungen geprägt war. Zito, der einst Teil der Supergroup Royal Southern Brotherhood war, spielte sich mit seiner markanten Mischung aus gefühlvollem Blues und rockigen Elementen in die Herzen der Zuschauer. Dennoch kam der eher konservative Blues nach der energiegeladenen Musik der vorherigen Band dann etwa uninspiriert rüber.
Zitos Gitarrenspiel, von eruptiven Soli bis hin zu traditionellen Blues-Licks, war dennoch hörenswert. Seine Songs, die von einem bewegten Leben und zahlreichen Schicksalsschlägen erzählen, spiegeln auf jeden Fall eine emotionale Tiefe wider. Zito selbst erklärte in Interviews oft, dass es ihm wichtig sei, dass jede Textzeile eine Bedeutung hat – und das spürte man bei jedem Ton, den er an diesem Abend spielte.
Während Zito selbst in Höchstform war, schien es bei seinen Bandkollegen Matthew Johnson (Drums) und Douglas Byrkit (Bass) nicht immer ganz rund zu laufen. Insbesondere bei den rockigeren Nummern wirkten die beiden nicht immer synchron, was den Fluss mancher Songs beeinträchtigte. Trotzdem schaffte es Zito, die Stimmung immer wieder aufzufangen, vor allem bei den klassischen Blues-Stücken und Funk-Nummern, die besser funktionierten.
Ein Ausblick auf die weiteren Highlights und ein wenig Kritik
Das Crossroads-Festival verspricht auch in den kommenden Tagen ein abwechslungsreiches Programm. Mit Acts wie Rosalie Cunninghamaus Großbritannien, die songorientierten Rock spielt, und Deadletter, die punkigen Art-Rock präsentieren, wird das Festival seinen Ruf als Genre-übergreifendes Event weiter festigen. Fans von spacigem Psych-Rock dürfen sich auf Spiral Drive aus Deutschland freuen, während Scorpion Child und Gun mit Classic- und Hard-Rock die Harmonie zum Beben bringen werden. Nicht zu vergessen sind King No-One, die mit eingängigem Alt-Brit-Rock für Stimmung sorgen werden.
Das Crossroads-Festival 2024 ist also nicht nur für eingefleischte Rock- und Bluesfans ein Pflichttermin, sondern für alle, die sich auf eine musikalische Reise durch verschiedene Stile und Emotionen einlassen wollen. Der Auftakt mit Mojo Thunder und Mike Zito hat die Messlatte hochgelegt – und die nächsten Abende versprechen ebenso spektakulär zu werden.
Schade ist übrigens, dass die Konzerte nicht mehr live gestreamt werden. Selbst für Live-Publikum ist es schön, hinterher nochmal das Konzert anzuschauen. Mager sind auch die Infos auf der Rockpalast-Webseite. Bis zum vergangenen Frühjahr unter Rockpalastchef Peter Sommer gab es noch ausführliche Hinweise wie Setlists und Backstage-Interviews. Alles mittleiweile eingespart. Schade.