Crossroads Festival 2025: Philine Sonny verzaubert am dritten Abend die Harmonie Bonn mit atmosphärischem Indie-Pop

Philine Sonny mit Band beim Crossroads Festival in Bonn 2025 FOTO: Peter "Beppo" Szymanski

Mit warmem Gesang, melancholischen Melodien und einer dynamischen Band zieht Philine Sonny das Publikum in der Harmonie Bonn in ihren Bann. Ein Abend voller Emotionen, spannender Klanglandschaften und persönlicher Geschichten. Am dritten Abend des Crossroads Festivals spielte außerdem Botticelli Baby mit einem Kontrastprogramm.

Von Dylan Akalin

Wabernde Sounds, ein Drumeinstieg wie bei einem Bruce Springsteen-Song. Philine Sonny trägt das Käppi verkehrtherum und betritt die Bühne der Harmonie Bonn mit einer Mischung aus Selbstbewusstsein und zurückhaltender Coolness. Ihre Band – Sam Mayes an der Gitarre, Denis Stadermann am Bass, Jacob Streit an den Keyboards und Jannis Vernier am Schlagzeug – startet mit „Unnamed“ in das Set. Ein atmosphärischer, leicht melancholischer Song, der direkt ihre Stärke offenbart: ein warmer, verletzlicher Gesang, getragen von einer melodischen Sensibilität. Die ersten Takte schaffen eine intime Verbindung zum Publikum.

Philine Sonny mit Band beim Crossroads Festival in Bonn 2025 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Auch die folgenden Songs „Same Light“ und „Gatekeeper“ unterstreichen diesen vielversprechenden Einstieg. „Same Light“ besticht durch eine ausgefeilte Dynamik, in der sich sanfte Melodien mit kraftvolleren Passagen abwechseln, wobei die Zweitstimme offenbar eingespielt wurde. „Gatekeeper“ überzeugt mit einer dichten, indes tanzbaren Atmosphäre, getragen von Sam Mayes’ geschmackvollem Gitarrenspiel. Die Band agiert dabei präzise, schafft es, Spannung aufzubauen und diese bis zum Ende des Songs zu halten.

Inhaltliche Dimension fehlt

Doch während die Musik einnehmend und oft betörend ist, bleiben die Texte stellenweise flach. Besonders bei „Drugs“ und „Prettier“ drängt sich der Eindruck auf, dass Philine Sonny tiefgründiger sein möchte, als es ihre Lyrik tatsächlich hergibt. Die Themen – Selbstzweifel, Beziehungen, Selbstzerstörung – sind zwar universell, doch in ihrer Darbietung wirken sie oft zu generisch, zu wenig originell. Zeilen, die man in ähnlicher Form schon unzählige Male gehört hat, lassen die emotionale Wucht, die ihre Musik eigentlich entfalten könnte, verpuffen. Es fehlt an sprachlichen Bildern, die überraschen oder sich nachhaltig einprägen. Während sie stimmlich immer wieder zu berühren weiß, bleibt die inhaltliche Dimension ihrer Songs oft etwas oberflächlich.

Musikalisch hingegen gibt es wenig zu beanstanden. „Lose Yourself“ zeigt, dass die Band auch dynamisch zupacken kann: Der Song beginnt mit einem zurückhaltenden, sanften Intro, das sich langsam steigert und schließlich in einem druckvollen Finale gipfelt. Hier zeigt sich die Stärke des Ensembles – jede Nuance sitzt, jeder Instrumenteneinsatz scheint wohlüberlegt. Die junge Frau, Anfang/Mitte 20, erzählt viel an diesem Abend. Dies sei ihr erster selbst produzierter Song: „Ich bin emotional, but let’s chanal it“, sagt sie in Denglish. Produzieren sei ja „a pain in the ass, aber gibt Eier in die Hose“. Ok.

Viele persönliche Geschichten

„Prettier“ erklärt sie später sei ein Song über ihren Vater, der ihr nach einem Auftritt als Support für Casper im Bielefelder Stadion erklärt habe, er sei jetzt mit der 20-jährigen Ex-Freundin ihres kleinen Bruders zusammen: „Daddy’s Still A Father“, heißt es dann in einer Zeile des Songs.

„Rush Hour Traffic“ist ein hübscher, melancholischer Song, den sie mal bei einem Besuch in L.A. geschrieben habe. Toll: die große Gestik der Band bei der Spannungssteigerung. Nach ihrem Solo „Made For You“, präsentiert uns die Band bei „Lovely“ jede Menge dynamischer Momente, „Shame“ behandelt das Thema Missbrauch und „Berlin“ eine obskure persönliche Datinggeschichte, bei der ihr der Freund beichtete, das Küssen mit ihr fühle sich an, als wäre sie seine Schwester.

Philine Sonny mit Band beim Crossroads Festival in Bonn 2025 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Bei „Outrun“ beeindruckt Jacob Streit an den Keyboards mit seinen schwebenden, fast cineastischen Klanglandschaften. Der Song geht gut ab. Das Konzert endet mit „In Denial“, einem Stück, das im ähnlichen Rhythmusgefühl wie der vorherige Song steht.

Talentierte Künstlerin

Der Abend zeigt eine talentierte Künstlerin mit einer großartigen Band, die atmosphärischen Indie-Pop mit Singer-Songwriter-Elementen verwebt. Aber während die Musik oft eine Sogwirkung entfaltet, bleibt das Songwriting insgesamt hinter den klanglichen Möglichkeiten zurück. Wenn Philine Sonny es schafft, ihrer Lyrik mehr Tiefe und Eigenständigkeit zu verleihen, könnte sie das Potenzial, das an diesem Abend in Bonn durchscheint, voll ausschöpfen. Denn musikalisch beweist sie, dass sie eine Künstlerin ist, die es versteht, Emotionen zu transportieren – nun braucht es nur noch Texte, die diese Emotionalität ebenso eindrücklich widerspiegeln.

Philine Sonny mit Band beim Crossroads Festival in Bonn 2025 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Philine Sonny mit Band beim Crossroads Festival in Bonn 2025 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Philine Sonny mit Band beim Crossroads Festival in Bonn 2025 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Philine Sonny mit Band beim Crossroads Festival in Bonn 2025 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Philine Sonny mit Band beim Crossroads Festival in Bonn 2025 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Philine Sonny mit Band beim Crossroads Festival in Bonn 2025 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Philine Sonny mit Band beim Crossroads Festival in Bonn 2025 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
Philine Sonny mit Band beim Crossroads Festival in Bonn 2025 FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski