„Bröckemännche“-Preis für Bonner Konzertmacher Ernest Hartz – Laudatio von Wolfgang Niedecken

„Bröckemännche“-Preis für Bonner Konzertmacher Ernest Hartz (M.), links Wolfgang Niedecken, rechts MCB-Vorstand Andreas Archut. FOTO: Dylan Akalin

Seit fast 50 Jahren bringt Ernst-Ludwig „Ernest“ Hartz Weltstars nach Bonn. Nun wurde der Konzertveranstalter mit dem „Bröckemännche“-Preis des Bonner Medien-Clubs ausgezeichnet – gefeiert mit einer sehr persönlichen Laudatio von Wolfgang Niedecken.

Von Dylan C. Akalin

„Ernst-Ludwig ‚Ernest‘ Hartz ist ein Selfmademan wie er im Buche steht. Bonn kann sich glücklich schätzen, so einen Mann mit internationalen Kontakten zu haben, der internationale Act hierherholt, die den Bonnern sonst vor Ort vorenthalten geblieben wären. Den Preis bekommt er heute zu Recht.“ So beendete Wolfgang Niedecken (BAP) am Montagabend seine kurzweilige und persönliche Laudatio auf den diesjährigen Preisträger des „Bröckemännche“, eine Auszeichnung des Bonner Medien-Clubs (BMC), die jährlich an eine Persönlichkeit aus Bonn oder der Region verliehen wird, die sich durch unkonventionelles Denken und Handeln auszeichnet. Der Preis ist nach einer Sandsteinfigur an der Bonner Kennedybrücke benannt, die eine satirische Geste gegenüber Beuel darstellt.

Laudator Wolfgang Niedecken. FOTO: Dylan Akalin

Auch dafür, dass er seine Helden wie Patti Smith, Bob Dylan, Lou Reed oder Crosby, Stills & Nash hier habe live erleben dürfen, bedanke er sich, sagte Niedecken vor einigen Hundert Gästen in der VIP-Lounge des KunstRasen Bonn. Zuvor hatte BMC-Vorsitzender Andreas Archut begründet, warum dieser Preis, der stets an Persönlichkeiten gehe, die „gegen den Stachel löcken“, an den Konzertveranstalter geht: Er habe in den fast 50 Jahren, die er schon Konzerte veranstalte, immer wieder „eine gehörige Portion Standhaftigkeit“ bewiesen. Auch hier bei der KunstRasen-Reihe habe er mit seinem Partner Martin J. Nötzel trotz anfänglicher Widerstände durchgehalten und die beliebte Open-Air-Reihe am Bonner Rheinufer etabliert – in diesem Jahr mit mehr als 100.000 Besuchern. Er hoffe auf weitere Besucher und dass er sich weiterhin nicht entmutigen lasse. 

Niedecken erinnert an viele Wegstationen

Womit er auf die jüngsten Auseinandersetzungen mit der Bonner Stadtverwaltung anspielte. Wie berichtet, sollen Nötzel und Hartz eine Strafe von 20.000 Euro zahlen, weil Lynryd Skynyrd Anfang Juli ihre für 80 Minuten angesetzte Show um acht Minuten überzogen hätten und noch dazu ein Dezibel lauter als genehmigt gewesen seien. Das sorgt nicht nur in den sozialen Medien seitdem für viel Kritik an der Stadt, auch überregionale e griffen das Vorgehen auf.

Gewohnt lässig erinnerte Niedecken an die lange Freundschaft, die ihn mit Hartz verbinde. Die erste Überschneidung habe am 18. September 1970 stattgefunden, beginnt er mit einem schelmischen Lächeln. Damals habe der erst zehnjährige Hartz „vergeblich versucht, die Rolling Stones in der Kölner Sporthalle zu sehen. Ich hatte mehr Glück. Ich hatte mein Ticket im Vorverkauf erworben. Für 17 D-Mark. Inklusive Mehrwertsteuer. Das Ticket hängt eingerahmt an der Wand.“ Dabei sei seine Fahrt damals zum Konzert von einer Nachricht getrübt gewesen – durch den Tod von Jimi Hendrix.

1980 in den Rheinterrassen

Am 20. Dezember 1980 dann in den Rheinterrassen mit dem seltsamen Namen „Bellawuppdich“: „Es gibt noch Fotos von unserer Probe. Es war so kalt. Wir hatten unsere Motorradjacken bis zum Hals geschlossen, meine Hände tief in den Taschen. Es war das erste Konzert, das Hartz von BAP veranstaltete: Die Vereinbarung habe gelautet, die Band bekomme die Eintrittsgelder, Hartz werde am Getränkeumsatz beteiligt. Niedecken: „Es war rappelvoll, es wurde ordentlich getrunken. Es hatte sich für den Veranstalter offenbar gelohnt.“

„Bröckemännche“-Preis für Bonner Konzertmacher Ernest Hartz (r.), Mitte Wolfgang Niedecken, links MCB-Vorstand Andreas Archut. FOTO: Dylan Akalin

Niedecken erinnerte an viele weitere Stationen des umtriebigen Konzertveranstalters: An die Konzerte bei der Bundesgartenschau 1979, die Konzerte in der Biskuithalle, die Rockpalast-Konzerte auf der Loreley und viele andere Großevents mit Michael Jackson und anderen Superstars der Branche.

Der kleine und der große Ludwig

Humorvoll bedankte sich Hartz für den Preis und die Laudation. Er habe nach dem Konzert von BAP tatsächlich eine unruhige Nacht gehabt. Vieles sei ihm durch den Kopf gegangen. Im Traum sei ihm dann ein anderer Preisträger von 2020 erschienen: Ludwig van Beethoven, der „den kleinen Ludwig“ fragte, was los sei? „Ich habe ein Problem mit der Lautstärke“, habe er geantwortet. „Ach, das kenne ich“, habe jener geantwortet. Er habe beim Fürst Franz Joseph Maximilian von Lobkowitz ein Konzert gegeben, bei dem er gewollt habe, dass es auch ein „körperliches Erlebnis“ werden sollte. Weil es dem Fürsten zu laut gewesen sei, habe dieser die vereinbarten 20.000 Groschen nicht gezahlt. Die Lacher der Gäste hatte Hartz auf seiner Seite. Ob Oberbürgermeisterin Katja Dörner, die ebenfalls dabei war, auch gelacht hat, konnte ich nicht sehen.

„Bröckemännche“-Preis für Bonner Konzertmacher Ernest Hartz (r.), Mitte Wolfgang Niedecken, links MCB-Vorstand Andreas Archut. FOTO: Dylan Akalin

„Mein Partner Martin J. Nötzel und ich haben in all den vielen Jahren viele Schlachten auf uns genommen“, sagte Hartz. Er erinnerte an viele Widerstände, bedankte sich beim ebenfalls anwesenden früheren Bonner OB Jürgen Nimptsch, der es damals ihnen ermöglicht habe, diese Konzertreihe an dieser schönen Stelle zu veranstalten. Hartz erinnerte an die vielen privaten Initiativen in der Bonner Kulturlandschaft, angefangen vom Underground in den 1960er und 70er Jahren über die Rheinterrassen, die Biskuithalle bis hin zu Brotfabrik, Harmonie oder das Kleine Theater in Bad Godesberg: „Alles auf eigenes unternehmerisches Risiko, ohne jegliche öffentliche Unterstützung. Er erinnerte an viele Weggefährten, Freunde, Familie, seine Mutter, die anfangs im Elternhaus Telefondienste übernahm und die Handtücher den Künstler wusch. „Das war ein langer Weg – und der ist noch lange nicht zu Ende.“ Hoffen wir auch, lieber Ernest!.