Ganz schön gewagt! Brian Auger trägt ein gelbes Batikhemd, weiße Trainingshosen mit Adidas-Streifen und knatschrote Schuge dazu. Naja, wer sich’s leisten kann… Immer war die 74-jährige britische Orgellegende überaus gut aufgelegt, als er am Sonntagabend mit seinem Oblivion Express sowie Gastsänger Alex Ligertwood die Bühne der Bonner Harmonie betrat.
Von Dylan Cem Akalin
Und das sollte die nächsten gut zwei Stunden auch so bleiben. Die beiden Herren Auger und Ligertwood sind zwei lässige Haudegen, mit allen Wassern des Rockbusiness gewaschen, Rampensäue, die ein Gefühl für die Bretter unter ihnen und das Publikum vor ihnen haben. Schon beeindruckend, mit welcher nonchalanten Eleganz Auger Wes Montgomerys „Bumpin‘ on Sunset“ interpretiert, oder mal eben bei „Whenever You’re Ready“ John Coltranes „A Love Supreme“ anstimmt und Ligertwood darauf einsteigt. Ein ganz großartiger Moment eines fantastischen Musikabends!
Coole Entspanntheit
Überhaupt Ligertwood! Songs wie „ Happiness Is Just Around The Bend” kommen seiner souligen Stimme natürlich sehr zugute. Das ist ja eh ein Stück, das auch Santana, für den Ligertwood ja viele Jahre die Stimme war, sehr gut interpretieren könnte. Ligertwood hat die coole Entspanntheit eines Mannes, den nichts mehr erschüttern kann, der den Augenblick auskostet. Der 68-jährige Schotte hat den Soul immer noch in der Stimme und nach wie vor eine beeindruckende Range.
Auger, verwurzelt im Jazz, Rock, Soul und Funk, spielt diese Vielschichtigkeit seines kreativen Repertoires in seinen Soli natürlich aus. Der trockene Hammond-Sound, den er nicht wie viele andere über Leslie- Rotationslautsprecher verwirbelt, kommt seiner fast flüchtigen Spielweise sehr zugute. Die Töne kommen kurz, hallen nicht nach und können so viel effektiver verbunden werden. Das kann sich eigentlich wirklich nur einer erlauben, der das Gerät bis in die kleinsten Details beherrscht. Zwischendurch lässt Auger noch perlige Läufe über das Korg-Piano laufen: Perfekt! Der Mann, der schon mit Eric Burdon, Rod Stewart, Julie Driscoll und Jimi Hendrix spielte, der seinen Sound den Yardbirds, Eric Clapton, Van Morrison und vielen anderen verlieh, ist ein Mann mit Charakter.
Den beiden alten Desperados standen zwei junge dynamische Rhythmusmusiker zur Seite, die die Alten ganz schön vor sich hertrieben: Karma Auger am Schlagzeug und Travis Carlton mit einem traumhaften Sound an seinem fünfsaitigen Bass.