Beth Hart und Joe Bonamassa: Black Coffee
VÖ: 26.01.2018 durch Provogue / Mascot Label Group / Rough Trade
www.hartandbonamassa.com
Neu interpretierte Songs von Edgar Winter, Ray Charles, Etta James, Steve Marriott, Ella Fitzgerald, Peggy Lee, Lucinda Williams, LaVern Baker und anderen
Von Null auf Hundert: Beth Hart und Joe Bonamassa starten ihr neues gemeinsames Album mit einer furiosen Version von „Give It Everything You Got“, das Edgar Winter 1971 auf dem Album White Trash veröffentlicht hatte. Das Stück hat alles, was ein souliger Bluesrocksong braucht: schmetternde Bläser, ausgeflippte Gitarren und eine starke Stimme. Hart und Bonamassa haben ihn in einer Mischung aus Hartrock und diesem Soul, wie er in den 60er und 70er Jahren in Memphis zelebriert wurde, produziert: Ein stürmischer Opener, ein beeindruckendes Album.
Von Dylan Cem Akalin
Vier Jahre liegt das letzte gemeinsame Album von Beth Hart und Gitarrenikone Joe Bonamassa schon zurück. Und „Seesaw“ (2013) führte die Spitze der Billboard Blues Charts an und war sogar für einen Grammy nominiert. Zeit also, sich wieder mal zusammenzutun. Mit „Black Coffee“, das an diesem Freitag (26.01.2018) erscheint, haben sie sich dem Soul hingegeben: mit blendendem Ergebnis.
Meine Güte, wie Beth Hart diese zwei Worte schmettert! „Black Coffee“. Beim Titelstück, Ike & Tina Turners „Black Coffee”, haben sie sich von Steve Marriott inspirieren lassen, der den Song 1973 live bei BBCs „Old Grey Whistle Test“ sang, erzählen die beiden Vollblutmusiker. Und Beth singt den Song mit so viel Begeisterung, Wildheit und Hingabe, wie es James Brown stets tat. Das Stück ist vielleicht bezeichnend für Bonamassas Gesamteinstellung: Die Gitarre tritt hier nämlich völlig zurück und überlässt dem Gesang die große Bühne. Und der Gesang ist gerade bei diesem Stück so maßgeblich.
Das Album ist auch deshalb so fantastisch, weil es sehr abwechslungsreich ist. Da ist das jazzige „Lullaby Of The Leaves”, einer der weniger bekannten Stücke vom Album „Hello Dolly“ (1964) von Ella Fitzgerald mit einem sehr gefühlvollen, wieder mal hinreißenden Gitarrensolo zum Schluss des Songs. Ebenso jazzlastig: “Why Don’t You Do It Right” von Joe McCoy (1941), der erste durch Peggy Lee zum Hit wurde. Das Duo Beth/Bonamassa hat den Song auf aufregende, ja, laszive Art mit jazzigen Bläsern und einer bluesigen Gitarre interpretiert. Wunderbar! Da ist die wunderschöne Ballade „Damn Your Eyes“ von Etta James.
Das gospelgefärbte R&B-Stück „Saved“ wurde bereits von Elvis Presley und vielen anderen gecovert. Und es hat auch etwas vom Rock ‚n‘ Roll der 50er Jahre, den Beth/Bonamassa mit viel Spaß und Ironie darbringen. „Sitting On Top Of The World” ist Bonamassa wie auf den Leib geschrieben. Den Klassiker, der schon von Leuten wie Ray Charles, Howlin’ Wolf, B.B. King und The Grateful Dead gespielt wurde, singt Beth auf eine ziemliche lässige Art, zu der Reese Wynans‘ Orgel so fantastisch passt. Wynans und Bonamassa liefern sich bei diesem Song so manches aufwirbelndes Duell.
„Joy“, im Original von Lucinda Williams, hat diesen treibenden, schleppenden Groove, der fast ewig dahintreiben könnte. Sehr hypnotisch. „Für diesen Track jammte die Band unglaublich lange und laut im Studio“, erzählt Bonamassa. Das kann man sich gut vorstellen.
„Soul On Fire“, mit dem sie Bakers allererster Soloveröffentlichung Tribut zollen, hat einen richtig fetten Soulschmelz, der einen zarten Countrycrunch hat. „Addicted“ ist ein relativ junger Song und wurde 2007 vom österreichischen Elektrotrio Waldeck veröffentlicht. Produzent Kevin „The Caveman“ Shirley (Joe Bonamassa, Led Zeppelin, Black Crowes, Aerosmith, Iron Maiden, Rush) hörte das Trip Hop lastige Original, als er das Land während eines Urlaubs bereiste.