Mit ordentlich Druck startet The Vintage Caravan ihr Konzert am Donnerstag beim Crossroads Festival in der Harmonie Bonn. Der zweite Festivalabend, den der WDR fürs Fernsehen aufzeichnet, ist definitiv dem Retro-Rock gewidmet. Klingt abwertend? Nein. Beide Bands sind eine Hochzeit mit dem Hardrock der Blütezeit eingegangen, betonen aber ihre jetztzeitige Eigenständigkeit.
„Babylon“ ist so bezeichnend für diese vielschichtige Band, denn es vereinigt den rotzigen Rock der Jimi Hendrix-Ära mit Psychedelischem Blues und Progrockelementen. Óskar Logi Ágústsson ist nicht nur ein Sänger mit Leidenschaft, sondern auch ein Gitarrist mitenthusiastischen Ideen.
Das langhaarige Trio aus Island scheint direkt aus den 1970er Jahren auf die Bonner Bühne gesegelt zu sein. Hier klingt Rock noch erdgewurzelt. Die Trommeln klingen wie Trommeln (Stefán Ari), der Bass (Alexander Örn Númason) drückt sich in die Magengruppe, die Gitarre schreit Schmerz, Leid, brennende Lust und feurige Hingabe. Cream, Black Sabbath, King Crimson und Yes werden immer wieder als Vorbilder genannt. Letzteren ist sicherlich das Cover ihres Albums Arrival gewidmet, aus dem die Band eine ganze Reihe von Songs bringt. „Shaken Beliefs“ startet tatsächlich so, hätten sich Yes in frühen Jahren eher in Richtung Metal bewegt.
Aber definitiv richtet sich die Musik am Rifforientierten Hardrock der 70er Jahre. Auch Deep Purple lässt sich durchhören. „Craving“ zum Beispiel erinnerte in einigen Passagen an die Motivverliebte Mutter des Hardrock. Mit „Midnight Meditation“ brennt das Trio zum Schluss ihres Konzertes dann nochmal ein gehöriges Led-Zeppelin-Black-Sabbath-Feuerwerk ab – mit den passenden Liedzeilen: „The stars lit up the sky/Right in front of my eyes.“ Genial! Eine Band, die ich bitte nochmal sehen möchte!
Danke Rockpalast! Endlich wissen wir, woher der Name der Dresdner Band Wucan kommt. Von einem Titel der Band Blue Mountain. Mit „King Korea“ startet die Band eher noch im Psychedelic-Modus und erinnert mehr als Uriah Heep als Deep Purple, aber eben ganz 70er Jahre Rock. Der Beat-Club lässt grüßen!
Francis Tobolsky, zwischen Rockröhren-Attitude und sagenhafter Flötistin, hat mehr Energie in der Stimme, als man es von den Alben erwarten würde. Das zeigt sich etwa beim Led Zeppelin-getriebenen Franis Vikarma. Dass man auch oft an Jethro Tull denkt oder Focus liegt nicht nur an den Querflöteneinlagen. Die Band mit Tim George (Gitarre), Patrik Dröge (Bass) und Phil Knöfel (Drums) überzeugt mit Enthusiasmus, Leidenschaft und einer gehörigen Portion Wildheit.
Und dass es dann am Ende noch den Metallica-Song „Crash Course In Brain Surgery“ gibt, ist sicherlich auch kein Zufall! Im Ohr hat man aber auch einen Tag nach dem Konzert den eingängigen Song „Kraut In The Face“. Wäre schön, wenn man von den vier Dresdenern in Zukunft mehr hören würde. (Dylan Cem Akalin)
Übrigens: am 11. April 2016, 00.15 – 02.15 Uhr, WDR einschalten. Unbedingt!