Auf die Neptune Kings hat man schon lange gewartet: Jazzrock aus Essen

Neptune Kings FOTO: Chris Paul/Bandpromo

Neptune Kings
Triton
Erschienen am 22. März 2019
Label: Neptune Records

Endlich. Ich habe tatsächlich schon lange darauf gewartet, mal so eine CD zugeschickt zu bekommen. Endlich mal wieder ein Jazzrock-Album, das vom ersten Stück an begeistert. Die Neptune Kings machen intelligenten Fusion, der seine Wurzeln eindeutig in der Musik der 70er Jahre, wie sie von Bands und Musikern wie Return To Forever, Spyro Gyra, The Crusaders, Lee Ritenour und vielen anderen zelebriert wurde. Das Album „Triton“? Volle Kaufempfehlung.

70er-Jahre-Fusion

Billy Cobhams „Crosswinds“? Nein, was so ähnlich startet, ist „Phoenix“ von den Neptune Kings. Und wer auf 70er-Jahre-Fusion steht, der sollte sich ihr Album „Triton“ nicht entgehen lassen. So manches Stück, so wie „The Green“ oder „Olympic White“ könnte tatsächlich direkt aus der Zeitkapsel entsprungen sein, wo die Band aber klug genug ist, um ihrer Musik einen zeitgemäßen Stempel aufzudrücken.

Die Gitarre steht häufig im Vordergrund, ist aber nicht dominant. Bei „Blues For Tom“ haben wir ein wunderschönes Pianospiel, das ein wenig an die Pianisten erinnert, die früher gerne ihren Ausgangspunkt in der Klassik genommen haben, so wie Bill Evans, Keith Jarrett oder zeitweise auch Chick Corea. Daran schließt sich ein jazziges Gitarrensolo an. Auffallend: der satte Bass.

Experimentell und gefühlvoll

Neptune Kings FOTO: Chris Paul/Bandpromo

„Leer“ hebt sich etwas vom übrigen Material ab: es ist experimenteller, geht schon etwas in Richtung psychedelisch angehauchten Progrock.

Die Neptune Kings rekrutieren sich zum Großteil aus Mitgliedern der Essener Gruppe Band of Suspenders, die zwischen 2012 und 2017 mit ihrem instrumentalen Funkrock unter anderem auf den Frankfurter Musikmessen auf sich aufmerksam machte. Komponist, Keyboarder und Bandgründer Nicolas Kozuschek (u.a. Peewee Bluesgang, Tape Five) stellte 2017 mit dem Kölner Bassisten Calvin Lennig (u.a. Seamus Blake, Ben van Gelder), dem Gelsenkirchener Gitarristen Daniel Hinte (u.a. Dan Hunter Trio, Jaded Hard) und dem Essener Studioschlagzeuger Dennis Schendzielorz eine Truppe zusammen, die nicht nur aus erstklassigen Handwerkern besteht, sondern die Erforschung ihrer musikalischen Möglichkeiten lieben. „Leer“ ist vielleicht so ein Paradestück. Sagenhaft, wie sich aus einem zunächst experimentellen Sondieren ein hymnischer Ohrwurm entwickelt.

Fantastischer Sound

Und dann kommt „The Penguin Dance“, das mit einer cinemaskopischen Kamerafahrt beginnt und sich in ein trockenes Stück Jazz-Funkrock entwickelt und am Ende fast schon von Zappa sein könnte. Mann, macht das Spaß, sich dieses Album anzuhören und sich immer wieder überraschen, ja überrumpeln zu lassen. Diese Jungs will ich unbedingt mal live sehen und hören! Die Stücke haben eine so luftig-leichte, insgesamt auch positive Grundhaltung und strahlen Freude und Kenntnis gleichzeitig aus. Und exzellent produziert ist das Ganze noch dazu. Klasse Sound!

Mit „Lend Me“ wird es wieder etwas rockiger und sehr Return To Forever– und Brand-X-mäßig, vor allem die Keyboards. Was für Sounds uns zum Schluss noch Nicolas Kozuschek  auf „Pätzy Swätzy“ um die Ohren haut. Keyboardklänge, in die man sich einhüllen oder auf denen man einfach nur davonfliegen möchte. Ein fulminanter Albumschluss.

Songmaterial aus sechs Jahren

„Die Aufnahmen für das Debutalbum ‚Triton‘, auf dem Songmaterial aus sechs Jahren landete, begannen im März 2018 und wurden im September fertiggestellt. Auf den digitalen Streamingplattformen wurden bereits zwei EP’s veröffentlicht, die unerwartet schnell zu Resonanz rund um den Globus geführt haben“, erklärt die Band. Mit der Veröffentlichung am 22. März 2019 erblicken die Neptune Kings also endgültig das Licht der Welt – und bleiben uns hoffentlich noch eine Weile erhalten.

Neptune Kings FOTO: Chris Paul/Bandpromo