… And You Will Know Us by the Trail of Dead im Stadtgarten Köln – immer noch leidenschaftlich

… And You Will Know Us by the Trail of Dead in Köln FOTO: Peter "Beppo" Szymanski

Natürlich war das Konzert von … And You Will Know Us by the Trail of Dead im Stadtgarten Köln lange zuvor ausverkauft. Das Doppelgespann Conrad Keely und Jason Reece (beide Gesang, Gitarre, Schlagzeug) hat die Band für die Tour sogar noch um einen Keyboarder erweitert. Erwartungsgemäß brachial ging es nach einem sphärischen Intro (vom Band) dann auch los. So intensiv sich die Band auch in die Saiten und in die Drums warf, mein Gesamteindruck war nicht durchgehend ein begeisterter – im Gegensatz zum Support Alex Henry Foster & The Long Shadows.

Von Dylan Cem Akalin

Die vorwärtstreibenden Gitarren können niemanden kalt gelassen haben. Die Energie von … And You Will Know Us by the Trail of Dead packt die Zuschauer vom ersten Takt an. Keine Frage. Zaghaft bildet sich dann auch bald ein Moshpit vor der Bühne. Allerdings drängt es dann noch mehr als nur mich bald nach hinten. Nicht wegen der durchaus guten Stimmung in der Fankurve, sondern wegen des grauenhaften Sounds. Vorne hörte man nämlich vornehmlich eine dröhnende, breiige Band, die Stimme von Conrad Keely und später von Jason Reece kam nur als kleistriges Grollen rüber. Sehr schade.

Super war dagegen die ausdauernde Show der Truppe. Immerhin 21 Stücke präsentierte sie, darunter fünf vom aktuellen Album „X: The Godless Void And Other Stories“, das erste seit 2014 („IX“). Bekanntlich hatte sich Conrad Keely für fünf Jahre in Kambodscha zurückgezogen, bevor er Anfang 2018 zu Jason Reece nach Texas zurückkehrte, wo sie gemeinsam an neuem Material arbeiteten.

… And You Will Know Us by the Trail of Dead in Köln FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Zügellose Dynamik

Nach einem bemerkenswert melancholischen Beginn, angelehnt an das aktuelle Album, das Keely und Reece zufolge ja um ein abstraktes Gefühl von Verlust oder, wie sie es formulieren, „das Gewicht, das den Geist plagt“, geht finden mit „Into The Godless Void“ wieder zur explosiven Stärke zurück. Es ist diese zügellose Dynamik dieser Band, mit der sie uns schon vor einigen Jahren beim Rockpalast Crossroads Festival so beeindruckt hatte.

Dieses Bacchantische, mit dem sie auf ihrem Glanzstück „Madonna“ (1999) für Furore sorgten, haben sie vielleicht nie wieder, jedenfalls nicht in dieser Form, erreicht. Das zeigte sich auch an diesem Abend, wo sie daraus immerhin vier Stücke spielten: „A Perfect Teenhood“, „Clair de Lune“, „Mistakes & Regrets“ und bei der Zugabe „Aged Dolls“, mit die Höhepunkte, wie ich fand. Schade übrigens, dass sie kein einziges Stück aus dem Album „Lost Songs“ (2012) spielten, immer noch absolut aktuell, was die Inhalte betrifft. Wenigstens „Up to Infinity“ hätten sie spielen können, das vom syrischen Bürgerkrieg handelt. „Wir glauben, dass Tyrannei und Despotismus von jedem Menschen überall gelitten werden. Es ist unerträglich und sollte nicht als interne Angelegenheit behandelt werden, sondern rechtfertigt das Eingreifen der internationalen Gemeinschaft in vollem Umfang“, sagte Keely damals. Das ganze Album ist ein einziger aufsässiger, politischer Postcore-Statement.

… And You Will Know Us by the Trail of Dead in Köln FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Zwischen Avantgarde und Industrial

However. Die Musik der „Trails of Dead“ ist immer noch voll wütender Alternative- und Progrock, Post Hardcore und Metal. Bei „Children of the Sky“ wird es sogar fast Cure-mäßig tanzbar. Was mich vielleicht gestört hat, war die Unentschlossenheit, bei einer Linie zu bleiben. Das alles schien mir nicht durchgängig auf einem Kurs zu sein. Positiv ausgedrückt könnte man sagen, das die Musik von „Trail of Dead“ ja auch ein Kaleidoskop vieler Einflüsse, einschließlich der asiatischen Musik und der Klassik, ist. Aber ich hätte mir gewünscht, dass das etwas besser verwoben wäre. Vielleicht lag es aber auch am ungünstigen Sound, vor allem wenn es laut und wild wurde, blieben die Nuancen verschleiert.

Die hin und wieder aufblitzenden melodischen Industrial-Rock-Sounds a la Killing Joke gefielen mir so gut, oder diese mystischen Avantgarde-Dunkelheiten einer Laurie Anderson. Überhaupt hat man das Gefühl, die Jungs haben zuletzt viel New Wave-Produktion der 80er Jahre gehört. Beim Crossroads Festival 2013 kam mir die Band irgendwie konsequenter vor, da erschufen sie Anmut und Schönheit durch brachiale, erbarmungslose Gitarren. Immerhin: Die Leidenschaft ist immer noch da – nach 25 Jahren.

… And You Will Know Us by the Trail of Dead in Köln FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski

Setlist in Köln:

Tape (The Opening Crescendo)
All Who Wander
It Was There That I Saw You
Into the Godless Void
Isis Unveiled
Don’t Look Down
Children of the Sky
How Near How Far
Bells of Creation
Weight of the Sun (Or the Post-Modern Prometheus)
Ebb Away
Worlds Apart
Homage
Clair de Lune
Caterwaul
Will You Smile Again?
Relative Ways
Mistakes & Regrets

Encore:
Another Morning Stoner
Aged Dolls
A Perfect Teenhood

… And You Will Know Us by the Trail of Dead in Köln FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
… And You Will Know Us by the Trail of Dead in Köln FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski
… And You Will Know Us by the Trail of Dead in Köln FOTO: Peter „Beppo“ Szymanski