Suzanne Vega gibt ein intimes Konzert im New Yorker Café Carlyle, und das daraus entstandene Album ist ein unglaublich edles Ergebnis, weil es ihre Wärme so spürbar macht. Die Songs sind erstklassig, und sie hat ein brillantes Trio von Musikern dabei – Gerry Leonard an der Gitarre, Jamie Edwards an den Keyboards und Jeffrey Allen am Bass sind perfekt und bieten mit ihren Instrumenten eine wunderbare Klangkulisse. Das richtige Album für diese ruhigen Tage – und ein starkes Bekenntnis zu New Yorks Zukunft in Zeiten von Corona.
Von Dylan Cem Akalin
Dieses Album ist vor allem eine Liebeserklärung an ihre Heimatstadt New York, die sie mit ihren wunderbaren Geschichten und der Magie ihrer Musik auf faszinierende Weise, zelebriert. Dabei würdigt Suzanne Vega auch ihren guten Freund, den 2013 verstorbenen Lou Reed, mit einer herrlichen, wirbelnden Interpretation von „Walk on the Wild Side“. Sie schafft es, einen Gesangston zu erzeugen, der eng mit dem von Reed verbunden ist und eine fast familiäre Ähnlichkeit aufweist. Das Gitarrensolo ist eine Lehrstunde in Understatement.
Wenn man beim Hören die Augen schließt, hat man fast das Gefühl, man sitzt beim „An Evening of New York Songs and Stories“ im Publikum, umgeben vom Charme der alten Welt von New Yorks Café Carlyle, in dem dieses Album aufgenommen wurde. Das 1955 in der Upper East Side eröffnete Cafe zauberte immer wieder Visionen des Big Apple in seiner elegantesten und glamourösesten Form und präsentierte Legenden wie Bobby Short, Eartha Kitt, Woody Allen und Elaine Stritch. Und dieses Gefühl wird nicht nur durch die wunderbare Produktion geschaffen, sondern auch durch das Songwriting der Vega, die es selbst so beschreibt: „Ich habe ein Problem mit spezifisch konfessionellem Songwriting. Ich denke, man muss da drangehen wie ein Bildhauer an seine Arbeit. Ich glaube nicht, dass du einfach auf die Bühne kommen kannst und aus dem Nichts deine innersten Gefühle ausstoßen kannst.“
Gereifte Songs
Die älteren Songs scheinen mit dem Alter gereift zu sein, weniger frenetisch, mehr überlegt, tiefgründiger. “ Marlene on the Wall“ und „Luka“ kennzeichnen gleich zu Beginn diese Reife. „Gypsy“ wurde von der 18-jährigen Vega über das Ende einer Romanze und ihre Rückkehr nach NYC geschrieben. Der Song hat den Test der Zeit bestanden und bleibt ein schöner Song.
Sie singt von Einsamkeit und von Kindesmissbrauch wie von einer erhöhten Erfahrungsebene. „New York is a Woman“ mit den wunderbaren Zeilen „She’s happy that you’re here but when you disappear, she won’t know you’re gone to say goodbye“ beschreibt die Schönheit einer Stadt, die fröhlich, romantisch und hässlich sein kann. Im Gegensatz zu der reflektierenden Stimmung von „New York ist eine Frau“ gibt sich „NY is my destination“ flotter und jazziger.
„An Evening of New York Songs and Stories“
„An Evening of New York Songs and Stories“ erscheint zum 35. Jahrestag von Vegas hochgelobtem selbstbetiteltem Debütalbum – ein Werk, das das Rolling Stone einst als eines der 100 besten Alben der 1980er Jahre einstufte. Einige seiner Songs wie „Marlene on the Wall“ und „Small Blue Thing“ gehören zum festen Liverepertoire. Und dieses Albums erscheint auch wie eine Antwort auf die jüngste Diskussion, ob New York City sich von der Pandemie erholen kann und immer mehr Menschen die Stadt verlassen, um in ihren Landhäusern das Ende der Pandemie abzuwarten.
„Ich denke, es ist eine Überreaktion“, sagt sie dem Forbes-Magazine. „Die Leute haben gerade Angst und fliehen aus New York, weil sie vielleicht etwas mehr Platz brauchen und Angst um ihre Kinder haben. Tatsache ist jedoch, dass sich New York bereits auf erstaunliche Weise erholt hat. Wir hatten die Sperre im März und dann hatten wir den Scheitelpunkt im April, was schrecklich war, um zu überleben. Und jetzt seit Juni sind die Zahlen wirklich großartig. Wir konnten es unter Kontrolle halten. Die Leute sollten New York weiter zutrauen, eine führende Rolle zu spielen. Sie sollten nach New York schauen und sehen, wie wir die Pandemie kontrollieren konnten, weil wir etwas tun. Wie kann New York sterben? New York wird immer wiederkommen.“