Albumkritik: Long After Dark Deluxe Edition von Tom Petty & The Heartbreakers

Von Dylan Akalin

Es gibt Alben, bei denen ich mich über ihre Zeitlosigkeit wundere – und freue. Die erweiterte Deluxe-Edition von „Long After Dark“ von Tom Petty & The Heartbreakers, die an diesem Freitag (18.10.2024) erscheint, fühlt sich an wie eine klangliche Reise zwischen den Echos des goldenen Zeitalters des Rocks und den Unsicherheiten seiner Zukunft – eine passende Hommage an die spannungsgeladene Entstehung des Albums, das Co-Produzent Jimmy Iovine als „ein Übergangsalbum“ bezeichnet. In dieser Deluxe-Edition, die sowohl alte Favoriten als auch bisher unveröffentlichte Tracks enthält, wurden die Aufnahmen für 180-Gramm-Vinyl neu gemastert. Doch es ist nicht nur der technische Feinschliff, der heraussticht – es gibt eine unbestreitbare, rohe Energie, die sich durch diese Aufnahmen zieht und uns an Tom Pettys existenzielle Kämpfe in dieser Zeit erinnert.

Von „You Got Lucky“ bis „Straight Into Darkness“

Vom feurigen, synthgetriebenen Opener „You Got Lucky“ bis zum kraftvollen „Straight Into Darkness“ durchzieht das Album eine dunklere Grundstimmung, die Pettys Unruhe und seine Enttäuschung über die Erwartungen der Musikindustrie einfängt. Die aufschlussreichen Linernotes von David Fricke beschreiben diese Phase als eine des Übergangs – Petty und die Heartbreakers, die sich von den kreativen Höhen von Damn the Torpedoes und Hard Promises lösen, aber gegen den Druck ankämpfen, diesen Erfolg zu wiederholen. Die Deluxe-Edition scheut sich nicht vor dieser konfliktreichen Geschichte, sondern verstärkt sie durch Songs wie „Change of Heart“ und „Finding Out“, in denen Petty und die Band mit den Themen Herzschmerz und Verrat – sowohl in der Liebe als auch im Leben – ringen.

Sieben bisher unveröffentlichte Tracks

Die Hinzufügung von bisher unveröffentlichten Tracks – sieben an der Zahl, darunter „Never Be You“ und die French TV-Sessions – gibt uns einen Einblick in das ungenutzte Potenzial dieser Aufnahmesessions. Diese Stücke besitzen eine gewisse Rohheit, eine Verletzlichkeit, die im Gegensatz zu den engen, ausgefeilten Hits steht. Besonders hervorzuheben ist „Ways To Be Wicked“ (Denver Sessions), ein hymnischer Track, der in seinem ungeschliffenen Zustand Pettys Talent für lyrische Intimität und klangliche Innovation offenbart.

Frickes Analyse bringt eine neue Perspektive auf die Bedeutung dieser Ära für Petty. Er beschreibt Long After Dark als „erfolgreich nach üblichen Maßstäben“, erkennt jedoch gleichzeitig seinen Platz als Underdog im Werk der Heartbreakers an. Er erinnert uns daran, dass Petty nie einfach nur „üblich“ sein wollte. Stücke wie „Keeping Me Alive“, das Fricke als Spiegel von Pettys inneren Kämpfen in dieser Zeit beschreibt, offenbaren das Album als eine Art Katharsis – sowohl für den Künstler als auch für den Zuhörer.

Mitten in Pettys innere Turbulenzen

Die erweiterte Veröffentlichung bringt diese komplexen Emotionen in eine futuristische Klanglandschaft. Der neu gemasterte Sound, der in den 1980er Jahren im New Wave verwurzelt ist, hallt mit einer Klarheit nach, die gleichzeitig nostalgisch und ihrer Zeit voraus ist. Der experimentelle Einsatz von Drum Machines, Synthesizern und geschichteten Harmonien in Tracks wie „Between Two Worlds“ wirkt beinahe prophetisch und verweist auf die elektronischen Elemente, die in den kommenden Jahrzehnten die Musik dominieren sollten.

Diese Deluxe-Edition versetzt uns nicht nur ins Jahr 1982 zurück – sie erfindet es neu und versetzt uns mitten in Pettys innere Turbulenzen, während sie uns daran erinnert, dass große Kunst oft aus den Flammen der Unsicherheit geschmiedet wird. Pettys Kämpfe, sowohl persönlich als auch beruflich, sind der Motor, der die Vitalität dieses Albums antreibt, und die erweiterte Edition verleiht einem einst missverstandenen Werk neues Leben. In Long After Dark mag Petty, wie er selbst zugab, „auf der Stelle getreten“ haben, aber diese Deluxe-Version zeigt uns, dass er selbst in diesen Momenten in Tiefen schwamm, von denen andere nur träumen konnten. Frickes einprägsame Linernotes haben recht – es ist nie einfach, Rock and Roll so zeitlos klingen zu lassen. Long After Dark war Pettys und den Heartbreakers’ „hartes Album“, und diese erweiterte Edition beweist, dass diese Härte noch immer nachklingt, bereit, für die Zukunft neu entdeckt zu werden.