The Flower Kings: Desolation Rose (Insideoutmusic / Universal Music)
Es ist nicht nur dieser wohl vertraute Sound von Vintage-Keyboards wie der Hammond B3, dem Mellotron M 400 oder Fender Rhodes oder das Minimoog, das einen sofort einnimmt in das Album „Desolation Rose“ der Flower Kings. Es ist auch diese Grundstimmung in den Instrumentals, die an gute alte Genesis-Zeiten erinnert oder auch an Yes. Roine Stolt, Jahrgang 1956, kennt man ja auch aus anderen Projekten wie Kaipa und vor allem Transatlantic. Als der Gitarrist, Sänger und Komponist 1994 die schwedischen The Flower Kings gründete, dauerte es nicht lange bis sie zu den Fackelträgern des Progressive Rocks avancierten.
Nachdem sie sich für ihr Album „Banks Of Eden“ (2012) fünf Zeit gelassen hatten, wagte man ja kaum zu hoffen, dass es so schnell wieder ein neues Produkt geben würde.
„Desolation Rose“ ist als epischer Zehn-Song-Zyklus zu sehen. Es geht um gebrochene Versprechen, verstörende Träume, um die Suche nach einem gelobten Land, es geht in wunderschönen Lyrics um Gier, Angst und Ignoranz. Das alles erzählt in Engel, der in einem geschützten Turm haust und von dort den irdischen Wahnsinn beobachtet – doch den Menschen zu helfen, ist ihm unmöglich.
Musikalisch schlägt die Band zwar auch mal härtere Töne an, doch auf weiten Strecken bleiben sie ihrem symphonischen, programmatischen Stil treu. Schon der 14-Minuten-Opener „Tower One“ geht in „Wind & Wuthering“-Manier los, „Sleeping Bones“ könnte auch von Steven Wilson kommen, „Desolation Road“ ist eine Referenz an die Gabriel-Jahre – wobei die Schweden den Songs durchaus ihren eigenen Stempel aufsetzen. Doch man hört auf vielen Stücken den Einfluss von Neil Morse. Fazit: Ein wunderbares Musikereignis dieses Herbstes, das uns sicher den ganzen Winter über begleiten wird. (Cem Akalin)