Blue Shell Köln: Kill It Kid geben dem Blues seine Jugend zurück

Kill It Kid FOTO: Peter "Beppo" Szymanski
Der schöne Schmerz des Rausches: Kill It Kid geben dem Blues seine Jugend zurück. Ein Konzert im Kölner Blue Shell.

Von Dylan Cem Akalin

Das ist keine Musik für kalte Herzen, keine Musik für steife Gemüter. Kill It Kid geben dem Blues seinen Dreck zurück, seinen schönen Schmerz, die ungeschönten Gitarrenriffs des Rock kommen mit mächtig Druck aus den Lautsprechern, Bluesrock ist bei dem Quartett eine unberechenbare Geliebte, die tut, was sie will. Es ist die Selbstvergessenheit der Protagonisten, die Spaß an überraschenden Wendungen hat, die Jugendlichkeit, das emotionale Brodeln der jungen Briten, das sie auch auf der Bühne überzeugend beibehalten, was Kill It Kid gleich vom Opener „High Class“ an zu einem sensationellen Erlebnis macht. Das Quartett aus dem südenglischen Bath verblüffte schon im vergangenen Jahr beim Crossroads-Festival mit seinem rotzfrechen Bluesrock. Die Band hat auf ihrem aktuellen Album „You Owe Nothing“ deutlich gemacht, dass sie ihre Gangart um ein paar Stufen härter eingestellt haben. Und die Band erfüllte bei ihrem Konzert im Kölner Blue Shell alle Erwartungen.

Chris Turpin und Stephanie Ward bauen bisweilen zwar immer noch auf die gesanglichen Gegensätze, doch Kill It Kid, die ihren Namen einem uralten Ragtime von Blind Willie McTell entnommen haben, begeben sich von der ersten Minute an auf die musikalische Überholspur. Das wuchtige „Pray On Me“ oder das magische „Wild and Wasted Waters“ mit seinem klassischen Folk-Intro von Charles Haffer Jr. sind Referenzen an die Blues-Wurzeln. Chris Turpin hat bei „Hurts To Be Loved By You“ so viel Schmerz in der Stimme wie vielleicht Joe Cocker in seinen jungen Jahren, Stephanie Ward hat diese kühle Zerbrechlichkeit, die mitten ins Herz trifft. Bei seinem Gitarrenspiel hält sich Turpin an Jimi Hendrix? Philosophie, nach der die Gitarre alles darf – Hauptsache, sie klingt rauschhaft, ekstatisch genug. Wichtig ist, dass sie ausdrückt, was im Musiker steckt, der sein Inneres nach außen stülpt. Diese Band, die gerade mit „Caroline“ eine absolut radiotaugliche Ballade herausgebracht hat, hat das Zeug für ein ganz großes Publikum. Verdient hätte sie es.