Plattentipps aus dem Secondhand-Laden: Sweet Smoke „Just A Poke“ (1970)
Nobbi Schumacher stellt auf J&R regelmäßig besondere Platten vor oder solche, die er Plattenfans mal wieder in Erinnerung rufen möchte. Nobbi betreibt seit 22 Jahren einen Plattenladen in der Marienstraße 21, 53225 Bonn. Der leidenschaftliche Sammler ist dafür bekannt, Vinylfreaks fast jedes Schätzchen besorgen zu können. Der Laden ist jedenfalls eine echte Fundgrube für Plattenfreunde mit kleinem und großem Portemonnaie. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag: 10 bis 19 Uhr, samstags: 10 bis 18 Uhr. Telefon: 0228/466595.
Nobbi Schumacher stellt auf J&R regelmäßig besondere Platten vor oder solche, die er Plattenfans mal wieder in Erinnerung rufen möchte. Nobbi betreibt seit 22 Jahren einen Plattenladen in der Marienstraße 21, 53225 Bonn. Der leidenschaftliche Sammler ist dafür bekannt, Vinylfreaks fast jedes Schätzchen besorgen zu können. Der Laden ist jedenfalls eine echte Fundgrube für Plattenfreunde mit kleinem und großem Portemonnaie. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag: 10 bis 19 Uhr, samstags: 10 bis 18 Uhr.
Eine Platte, zwei Stücke – auf jeder Seite eins. Das allein war schon revolutionär. „Baby night“ (16:24) startet mit einer markanten Querflöte, weshalb man unweigerlich an Jethro Tull denken muss. Sweet Smoke verknüpfen Jazz-Elemente mit Psychedelic Rock. Die Grundphilosophie liegt aber im Jam-Rock. Marvin Kaminowitz (Lead Guitar, Vocals), Steve Rosenstein (Rhythmusgitarre, Vocals), Andrew Dershin (Bass), Jay Dorfman (Drums, Percussion) und Michael Paris (Fontana) (Tenor- und Altsaxofon, Vocals, Percussion) haben das Improvisieren mit den Jahren perfektioniert – und waren genau deshalb eine gefragte Live-Band.
Sweet Smoke gilt als deutsche Band, auch wenn die Mitglieder alle aus Brooklyn kommen. Das kommt daher, dass die Alben der Band damals in Deutschland entstanden, und die Musiker in Deutschland lebten.
1967 in Brooklyn gegründet
1967 als Schülerband mit dem Namen Sweet Smoke of the Happy Plant Pipeful gegründet, erspielten sich die Jungs in der New Yorker Szene schnell einen guten Ruf als Liveband. Nach einem Auftritt in einem Café im Greenwich Village bot ihnen der Cafébetreiber im März 1968 ein Engagement in Puerto Rico an. Die Jungs gingen zwar noch auf die Schule, schmissen die aber hin und begaben sich in die Karibik, wo sie drei Monate lang sechs Tage die Woche jeweils sechsstündige Konzerte gaben. Da erlernt man das Handwerk einer Sessionband.
Als das Engagement zu Ende war, verspürten die Jungs wenig Lust, wieder nach Hause zu kehren und entschieden sich, die europäische Hippie-Metropole Amsterdam anzusteuern. Als sie von Deutschland aus nach Holland einreisen wollten, gab es aber Schwierigkeiten an der Grenze (für die Jüngeren: Ja, damals konnte man auch in Europa nicht ohne weiteres von Land zu Land reisen!). Irgendwie landete man in Emmerich am Rhein. Ein Glücksfall. Denn dort lernten die den Bildhauer und Kulturmäzen Waldemar Kuhn kennen. Der Mann wurde nicht nur ein starker und wichtiger Förderer der Band, für zwei später auch der Schwiegerpapa.
Jazz-beeinflusster Stil
Sweet Smoke arbeitete aber auch mit den Elementen des Progressive Rocks. Das gilt vor allem für den musikalischen Ansatz: Im Progressive Rock geht es darum, den Hörer auf eine Reise mitzunehmen, und es spielt keine Rolle, wie lange die Reise dauert, solange das Ziel die Reise wert ist. „Just A Poke“ ist so als zweiteilige Reise anzusehen. „Baby Night“ ist indes kein Progressive-Song voller Komplexität und abstrakter Passagen. Nach dem schönen Flötensolo und dem Einsetzen der übrigen Instrumente setzt der sinnliche Gesang ein, es gibt einen jazzigen Abschnitt mit sehr lebhaften melodischen Grooves. Die Gitarre wird von aggressiven Funky-Rhythmen begleitet, bis es zu einem kurzen lyrischen Ausflug zu „The Soft Parade“ von The Doors kommt.
„Silly Sally“ auf der B-Seite ist wesentlich wilder und dynamischer. Von Anfang an treten Sweet Smoke in den Jam ein und setzen einen Jazz-beeinflussten Stil ein. Auf diesem Stück hören wir auch erstmals Tenorsaxophonist Michael Paris. Die Vocals sind genauso außergewöhnlich wie in „Baby Night“. Der instrumentale Mittelteil von „Silly Sally“ kommt auch viel „protziger“ daher. Wie beim Jazz-Fusion steht jedes Instrument abwechselnd im Rampenlicht. Ausgereifte Percussion-Soli, verwickelte Basslines, kosmische Wah-Wah-betonte Gitarren und natürlich einige überschwängliche Saxophon-Einsätze bestimmen „Silly Sally“.
„Just A Poke“ ist nicht nur ein unterhaltsames Album, sondern ein Kult-Klassiker der progressiven Musik, die in kaum einer Plattensammlung von damals fehlte. Zu Recht.