„Ayreon Universe – Best of Ayreon live“
Label: Arjen Lucassen. Mascot Label Group. Music Theories Recordings
Sehr viel aufwendiger geht’s kaum noch. 16 Sänger, eine achtköpfige Band – und 30 Kameras nahmen das Ereignis im 013 Poppodium auf. Es war im vergangenen Jahr eines der sehr seltenen Auftritte von Arjen Lucassen, der sein Projekt Ayreon auf die Bühne brachte. In nur einem Tag waren alle 9000 Tickets für die dreitägige Sensation weg. Ab diesen Samstag (31. März 2018) ist das Ereignis, dass der holländische Multiinstrumentalist da gemeinsam mit mehr als zwei Dutzend prominenten Gastmusikern aufführte nun auch auf CD, DVD, Vinyl und DVD erhältlich.
Von Dylan Cem Akalin
Hymnisch, bombastisch nimmt die Musik gleich von Anfang an das Publikum ein. Ja, es geht theatralisch zu, wenn Ayreon loslegt. Die Gitarren klingen ein bisschen edler und orchestraler, die Drums wuchtiger – und es rockt richtig. Und die Stile reichen vom Folk- über Mittelalter-Rock bis natürlich zum astreinen Progressiv Rock. Meistens existiert Ayreon ja nur als Studioauftritte von Arjen Lucassen. Auf den Aufnahmen spielt er die meisten Instrumente und übernimmt auch einen guten Teil des Gesangs, aber alle Alben hatten Gastmusiker und Sänger, und mit der Zeit wurde er ein bedeutender Künstler in Europa.
Nachdem er Vengeance verlassen hatte, hatte der zwei Meter große Gitarrist mehrere Projekte am Start, von denen Star One und Ayreon die wichtigsten waren. Ayreon Debüt war 1995 mit „The Final Experiment“, dem acht weitere Platten folgten. „The Source“ ist das aktuelle Studioalbum. Obwohl die Band immer wieder ein exzellentes Album nach dem anderen veröffentlichte, blieb es ein Studio-Projekt – vor allem auch deswegen, weil es schwierig war eine große Anzahl der Gastmusiker, die daran beteiligt waren, aufgrund ihrer eigenen Produktionen und der Komplexität der Musik zusammen auf die Bühne zu bringen.
Der eigentliche Grund aber war, dass Arjen Lucassen unter chronischem Lampenfieber leidet, die so stark werden, dass er regelrechte Panikattacken bekommt. Aus diesem Grund sind Live-Shows wirklich so selten wie Melonengroße Diamanten.
Der Aufwand hat sich gelohnt: Die Bilder sind so perfekt wie die Bild- und Tonqualität. Die Kulisse der Bühne ist ein riesiger Bildschirm, und die Bilder zur Unterstützung der Songs funktionieren tatsächlich gut. Projektionen auf einen riesigen HD-Bildschirm, der im Hintergrund die gesamte Bühnenbreite einnahm, untermalten das Ganze sehr effektvoll.
Die Band wird von einer immer wieder wechselnden Besetzung von Vokalisten unterstützt, die ein Who-is-who des Eurometals sind: Floor Jansen und Marco Hietala (Nightwish), Damian Wilson (Threshold), Hansi Kürsch (Blind Guardian), Tommy Karevik (Kamelot), Anneke van Giersbergen (The Gentle Storm), Jonas Renkse (Katatonia), Mike Mills (Toehider), Marcela Bovio (Stream of Passion), Irene Jansen und Jay van Feggelen (Ayreon), Robert Soeterboek (Star One), John Jaycee Cuijpers (Praying Mantis), Edward Reekers (Kayak), Maggy Luyten (Nightmare) und Lisette van den Berg (Scarlet Stories).
Die Band ist in absoluter Topform. Sie besteht neben Lucassen selbst aus Ed Warby (Drums), Johan van Stratum (Bass), Marcel Coenen (Leadgitarre), Ferry Duijsens (Gitarre) und Joost van den Broek (Keyboards) zusammen, hinzu kamen noch Ben Mathot (Geige), Jeroen Goossens (Flöte, Holzbläser) sowie Maaike Peterse (Cello).
Ayreon macht eben keine halben Sachen, und wenn man sich schon auf die Bühne traut, dann richtig. Und die Songauswahl ist ziemlich genau das, was Ayreon-Fans hören wollen. Sie ist eine recht komplette Karriereperspektive, die von den anspruchsvollsten Werken bis zu den eher sanfteren Songs reicht. Da erkennt man Einflüsse von Euro Symphonic Rock wie ihn Nightwish und Within Temptation macht, Prog Metal wie von Threshold und Symphony X, ja sogar etwa Dream Theater ist durchzuhören. Und das alles verpackte der Meister wie in ein Stück Rocktheater.
Die Stücke stammten aus sämtlichen Ayreon-Alben, vom aktuellen „The Source” über „The Theory of Everything” (2013), „01011001” (2008), „The Human Equation” (2004), „Universal Migrator Part 1” und „…Part 2” (2000), „Into the Electric Castle” (1998) und „Actual Fantasy“ (1996) bis zurück zum 1995er-Debüt „The Final Experiment”.
Das Doppelalbum ist entsprechend vielseitig und voller Spannung. Interessanterweise bilden die Stücke einen so gekonnten Dramaturgiebogen, dass man fast meinen wollte, die Stücke folgten alle dem Ziel, einmal zu einem Konzept zusammengefügt zu werden. „Ayreon Universe – Best Of Ayreon Live“ ist eine gewaltige Reise durch die Fantasie des einzigartigen Musikers. Spektakulär!