Der Mann ist mit 72 Jahren aktiv wie eh und je. Im September 2017 brachte er mit „Roll With The Punches“ seine persönlichen Blues-Höhepunkte raus, und drei Monate später sein Jazzalbum „Versatile“. Beides totale Hammer. Am Donnerstag gab Veranstalter Ernst Ludwig Hartz bekannt, dass Sir Van Morrison, der „Cowboy aus Belfast“ (FAZ) am Mittwoch, 1.August 2018, in Köln auf dem Roncalliplatz auftritt. Beginn: 20 Uhr. Der Vorverkauf beginnt Freitag, 26. Januar 2018, 19 Uhr. (BonnTicket)
Von Dylan Cem Akalin
„Van The Man“ hat das Herz am rechten Fleck. Er muss längst keinem mehr etwas beweisen. Also macht er, worauf er Bock hat. Vielleicht hat er das ja immer schon getan. Aber mit 72 macht man das mit einer gewissen Distanz zu allem. Zur Musikindustrie. Zur Musikgeschichte wohl auch. Und wenn sich Van Morrison vor dem Jazz oder vor dem Blues verneigt, dann tut er das, weil er das will. Sechs Songs auf dem letzten Album hat er selbst geschrieben, die anderen sind Neuinterpretationen von Nat King Cole („Makin‘ Whoopee“), Righteous Brothers („Unchained Melody“), Frank Sinatra („A Foggy Day“) oder Tony Bennett („I Left My Heart In San Francisco“). Und die Songs klingen, als wären’s seine.
Keine Zweifel, Van Morrison ist eine lebende Musiklegende. Doch neben reichlich Ruhm, den sich der 2015 zum „Sir“ geadelte Künstler in über fünf Karriere-Dekaden erarbeitet hat, macht Van Morrison noch etwas anderes groß und einzigartig: sein leidenschaftlicher Hunger auf neue musikalische Herausforderungen und künstlerische Klasse. Der Mann brennt immer noch, als wäre er 20!
So gehören das 2016 erschienene Album „Keep Me Singing“ und das ein Jahr später erschienene „Roll With The Punches“ – Album Nummer 36 und 37 – zu den erfolgreichsten Tonträgern des irischen Musik-Genies. Sein Tatendrang erstreckt sich glücklicherweise ab und an auch auf das Tourleben: am Anfang August gibt Van Morrison zwei exklusive Open-Air-Konzerte in Deutschland – am 1. August in Köln (Roncalliplatz) und am 2. August in Schwetzing (Schlossgarten). Für unzählige Musikfreunde dürfte diese Nachricht die Erfüllung eines musikalischen Sommernachtstraums sein.
Van Morrison war gerade mal 20 Jahre alt, da diente er als Sänger der britischen Hit- Formation „Them“ schon als Vorbild – damals schon für Künstler wie seinen Namensvetter Jim Morrison von den Doors. Im Flower-Power-Jahr 1966 gastierte Van mit Them rund drei Wochen lang im Kult-Club „Whiskey A Go Go“ in Los Angeles – The Doors spielten im Vorprogramm. Doors-Drummer John Densmore sollte sich später in seiner Biografie erinnern, wie angetan Jim Morrison von Van Morrisons Bühnenpräsenz, seiner Intonierung und der charismatischen Performance seines irischen Idols war: „Er hat sich vieles von ihm abgeschaut“, schreibt er. Am letzten Abend der en suite Reihe haben die beiden Morrisons den von Van geschriebenen Them-Hit „Gloria“ übrigens gemeinsam gesungen.
Dies ist nur eine Anekdote aus der Biografie des Van Morrison. Eine Randnotiz – die seinen Stellenwert und Einfluss auf die Popgeschichte aber perfekt illustriert. Van Morrison wurde für die Musik geboren. Er kam 1945 als Sohn eines Schiffswerft-Elektrikers und einer Stepptänzerin in Belfast zur Welt. Schon als kleines Kind sog er die Musik auf: den Soul von Ray Charles und Solomon Burke, den Folk von Woody Guthrie, den Blues von Muddy Waters, Country von Hank Williams und Jazz von Charlie Parker. Er liebte die Songs und Sounds in allen Facetten – und wollte seinen Teil dazu beitragen. Mit elf begann er mit dem Gitarrespiel, später nahm er Saxophon-Unterricht und schon mit 17 Jahren ging er mit einer irischen Showband auf Europatour.
Als 19-Jähriger begann mit Gründung der R&B-Band Them seine Erfolgsstory. Songs der sogenannten irischen Beatles – wie „Gloria“, „Here Comes The Night“ oder „Baby, Please Don’t Go“ – zählen bis heute zu den überragenden Werken der Beat-Ära. Nicht zuletzt, wegen Van Morrisons grandiosem Gesang. Das Star-Potenzial war schon früh deutlich zu erkennen – und mit der Auflösung von Them wurden bereits die Weichen zur Legendenbildung gestellt.
Direkt im Anschluss steuerte Van Morrison eine Solokarriere an. Schon sein 1967 erschienenes Debütalbum Blowin‘ Your Mind warf den Top-Hit – und heutigen Klassiker
– Brown Eyed Girl ab; ein noch größerer Wurf gelang ihm ein Jahr später mit Veröffentlichung des Albums Astral Weeks. Mit diesem landete Van einen Meilenstein der Musikgeschichte. Der Rolling Stone listet die LP auf Platz 19 der „500 Größten Alben aller Zeiten“; die Kollegen von Mojo sehen das Meisterwerk sogar auf Platz zwei ihres entsprechenden Rankings.
Während jeder Karrierephase blieb der knorrige Mann mit der für Soul, Pop, Jazz und Country gleichermaßen begnadeten Stimme stets präsent, von einer stetig wachsenden Anhängerschaft geradezu glühend verehrt. Auch unter Musikerkollegen genießt der Sänger und Autor unumwundene Bewunderung. Das zeigte sich 2015 wieder. Anlässlich der Produktion seines 35. Studio-Album Duets, bei dem er gemeinsam mit einer illustren Gästeschar 16 Morrison-Songs neu aufnahm. Behilflich waren ihm dabei Größen aus Jazz, Soul, Rock und Folk; Stars wie (der kurz nach den Aufnahmen verstorbene) Bobby Womack, George Benson, Joss Stone, Mick Hucknall, Natalie Cole, Steve Winwood, Ex-Dire-Straits-Chef Mark Knopfler und der smarte Michael Bublé. Auch ein Hammer-Album!
Nach den Hit-Alben „Keep Me Singing“ (2016), dem blues-getränkten „Roll With The Punches“ (2017) und dem im gleichen Jahr erschienenen Torch-Song-Zyklus „Versatile“
steht im Sommer 2018 ein neues Album an. Auch wenn Van Morrison zur Musikgeschichte gehört, wie die Gitarre zum Rock oder das Saxophon zum Jazz – als Live-Künstler macht sich „Van the Man“ seit Jahren rar. Umso größer ist in der globalen Van-Morrison-Gemeinde stets der Jubel bei jeder Tourankündigung. Die Karten für die Shows des mehrfachen Grammy-Award- und Grammy Hall Of Fame Award-Gewinners sind entsprechend heiß begehrt. Kein Wunder: Es erwartet die Besucher ein buchstäblich legendäres Konzertereignis.