Große Namen ziehen ein großes Publikum. Das war auch beim Abschlusskonzert des Jazzfest Bonn am Samstag so. Nigel Kennedy, der Geigenvirtuose, der immer wieder aus dem Klassikfach ausbricht, lockt rund 1300 ins Telekom-Forum nach Bonn-Beuel, ein Publikum, das in der Mehrzahl sicherlich den klassischen Kennedy kennt. Am Eingang werden vorsorglich Ohrstöpsel verteilt, und der junge Mann warnt das ältere Publikum vorsorglich, dass es laut werden könnte.
Zunächst wird es teilweise eher gewöhnungsbedürftig bis zäh. Rebecca Treschers Ensemble 11 startet nervös, findet dann seinen Weg, kommt in Schwung, kann aber mit den zugegeben teilweise durchaus modernen, aber manchmal arg angestrengte und konstruierten Arrangements nicht immer überzeugen. Vor allem die durchdringende, allgegenwärtige Vokalise strapaziert auf Dauer doch. Als glänzende Virtuosen empfehlen sich Pianist Andreas Feith, Markus Harm am Alt-Saxofon und Flötist Hironaru Saito. Interessant: Maja Taubes zeitgemäßes Harfenspiel.
Dann also Nigel Kennedy. Der 58-Jährige präsentierte sein Hendrix-Projekt ja schon vor vielen Jahren auf der Bonner Museumsmeile. Sein Ansatz ist mittlerweile noch reduzierter geworden. Das gilt vor allem für die Arrangements, die sich vom Original immer mehr entfernt haben, geblieben ist eine Art Essenz des einstigen Rockrebellen. Da kann ein Hendrix-Stück auch schon mal wie ein Marsch beginnen und sich tänzelnd in eine Art Pop-Rock-Nummer entwickeln.
Der Meister selbst bleibt häufig sehr zart im Ansatz, überlässt die rockigen Grooves seiner Band. Die Truppe ist überaus gut gelaunt, nach ein paar Stücken knüllt Kennedy gar seine Setliste zusammen. Er wirkt frei, entspannt und bereit, die Energie, die in ihm steckt voll zu entladen.
Insgesamt kann das Publikum sicher zufrieden sein. Auch Veranstalter Peter Materna, künstlerischer Leiter des Jazzfest Bonn, machte einen höchst glücklichen Eindruck. Kann er auch bei einem ausverkauften Schlusskonzert in einer solch großen Halle. Dennoch: Etwas mehr Jazz zum Schluss hätte dem Festival gut getan.
(Dylan Cem Akalin)